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Die Ausstellung „Versprechen – Wirklichkeit“ versammelt in der Kunsthalle Bremerhaven aktuelle und frühe Fotografien des Fotografen Max Regenberg aus seiner bekannten Werkgruppe Billboards.

Max Regenberg, 1951 in Bremerhaven geboren, lebt und arbeitet in Köln. Nach seiner Ausbildung zum Werbefotografen wanderte er 1977 nach Ottawa, Kanada aus. Dort sah er sich mit einer Medienwelt konfrontiert, die der europäischen weit voraus war. Übergroße Plakatwände bevölkerten schon damals die Straßen, private Fernsehkanäle sendeten unentwegt Werbespots. Die Erfahrung dieser entfesselten Bilderflut veränderte Regenbergs Blick auf das Medium Fotografie in grundsätzlicher Weise. Entstanden ist daraus eine beispiellose dokumentarische Langzeitstudie über Werbetafeln im öffentlichen Raum, welche Max Regenberg bis heute weiterführt.

Seien es Litfaßsäulen in Innenstädten oder auch Plakatwände in urbanen Randzonen, Max Regenberg öffnet uns in seinen Werken die Augen für die Verheißungen der Werbung, um jene Versprechen von Glück, Freiheit oder Reichtum gleich wieder zu brechen, denn die im Bild festgehaltene Wirklichkeit konterkariert die erzeugten Sehnsüchten nur allzu oft. Die Kompositionen seiner Landschaftsfotografien basieren oft auf zufälligen und doch vielsagenden Begegnungen, so ist das Topmodel Naomi Campbell an einer vielbefahrenen und stark verschmutzten Landstraße eigentlich nicht zu erwarten. Doch in Regenbergs Werk bewerben nicht alle Plakate eine populäre Marke, immer wieder erscheinen weiße Werbetafeln als blinde Fenster: Etwa in einer so noch nie gesehenen Reihung von insgesamt zehn Plakatwänden, die – jeglicher Botschaft beraubt – in einem Stadtbahnhof Wiens standen. Weitere Werbetafeln scheinen den Betrachter mittels Schriften direkt anzusprechen: seien es Fragen oder appellative Sätze, die den Vorbeigehenden zu einer direkten Auseinandersetzung zwingen, ihn auffordern Stellung zu beziehen, ja sich selbst ins Bild setzen.

Doch Max Regenbergs ursächliche Intention ist grundlegender. Er selbst nutzt das Plakat, das – allgemein gesprochen – als Fotografie im öffentlichen Raum begriffen wird (exemplarisch sei hier die Benetton-Werbung genannt), nicht um das Wesen der Werbung zu ergründen, diese Debatte wurde bereits ausgiebig in den 1970er Jahren verhandelt. Vielmehr ist ihm an einer Art photographic turn gelegen, der Erkenntnis einer Hinwendung zum Phänomen Fotografie als Leitmedium der öffentlichen Kultur. Zu beachten ist in diesem Diskurs, dass das Plakat als Medium signifikant diesen Paradigmenwechsel in der Fotografie vorangetrieben hat. Max Regenbergs Werke haben diese Entwicklung schon frühzeitig begleitet und belegt.

Dagmar Kürschner