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Traurigkeit? Einsamkeit? Weltschmerz? Ironie? Depression? Nostalgie? Für Melancholie gibt es viele Erklärungsversuche, doch so richtig greifen lässt sie sich nicht. Das musste auch das medienkulturelle Seminar „Medien der Melancholie“ schnell feststellen. Hier wurde gelesen und diskutiert, doch was sind die richtigen Worte, die treffenden Beschreibungen für ein Gefühl?

Und wo Sprache und Wissenschaft keine geeignete Definition mehr bieten, kommt die Kunst zum Zug. Das Melancholie-Seminar und die marke.6 riefen gemeinsam dazu auf, eigene künstlerische Arbeiten zu überprüfen: Wo steckt die Melancholie in meinen Werken? Und wo in mir?

Die Resonanz auf den Aufruf war groß, und das fünfköpfige Kuratorenteam, welches sich aus dem Melancholie-Seminar rekrutierte, stand nun vor der Aufgabe, die über 50 Einreichungen der Fakultäten Medien, Gestaltung und Architektur zu sichten, und 20 Werke auszuwählen.

Ein Wimpernschlag in Zeitlupe. Verwelkte Plastikblumen. Menschen starren ins Leere, lösen sich auf. Zu Eis erstarrte Fotos. Landschaften voll Einsamkeit. Gefühl und Form arbeiteten miteinander, suchten sich, verbinden sich. So etwa bei Sebastian Hertrichs riesenhaftem Monolithen, entnommen aus Albrecht Dürers Kupferstich Melencolia I, als Hommage an den Künstler, als schwarze, scheinbar unüberwindbare Barriere und als Symbol der immer kryptischer werdenden Verbindung zwischen Kunst und Wissenschaft. Und auch in weniger abstrakten Werken, wie in Jan Schepanskis Skulptur Offene Zweifel, die einsam und zusammengesunken mit viel zu groß gewordenem, offenem Schädel auf ihrer kleinen Bank sitzt.

Unter Oberbegriffen wie Zeitlosigkeit, Gesichter & Körper, Krankheit & Zerstörung, Auflösung & Leere werden die einzelnen Werke eingeordnet und in Verbindung gestellt. Doch ebenso wie der destruktive Charakter der Melancholie spielt auch der Abschnitt „Hoffnung & Neubeginn“ eine zentrale Rolle. Im letzten Raum endet die Ausstellung mit Realbildern verlassener Landschaften und einsamer Orte. Aus dieser Leere muss der Besucher den Rückweg antreten. Dieser letzte Punkt markiert somit auch einen neuen Anfang – eine neue Chance.

Letztendlich zeigt die Ausstellung eine Vielzahl ambivalenter Positionen zu einem individuellen Gefühl, das aber doch alle miteinander teilen.

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Melancholie - Form folgt Gefühl

Künstler:
Moritz Adam, Vanessa Berger, Anna Rupp, Laura Santarelli, Elisa Trebstein, Kani Marouf, Mario Bierende, Das Schmott, Michael Degener, Marcus Glahn, Maik Gräf, Thibaut Henz, Julia Herfurth, Sebastian Hertrich, Florian Hildebrandt, Yoshiko Jentczak, Stephen Nolan, Gianluca Pandolfo und Julius Schmitt, Sebastian Prince, Jan Schepanski, Christine Schubert, Robert Schwabe, Sarah Strassmann, Ulrike Theusner, Deborah Tschepe, Mandy Unger, Robert Verch, Moritz Wehrmann, Rosmarie Weinlich.

Kuratoren:
Elizabeth Gallon Droste, Merle Hagelüken, Marie Pischner, Kristin Rokitta, Valerie Snehotta.