press release only in german

Ausgehend vom grossformatigen, farbintensiven Werk «Void» der Schweizer Künstlerin Mélanie Gugelmann, organisiert das Kunsthaus Zürich vom 30. November 2007 bis 17. Februar 2008 eine Ausstellung zum Thema Stadtland-schaften. Gugelmanns Technik weckt Assoziationen zu visionären Architek-turzeichnungen. Historische Werke von Piranesi, Klassisch-Modernes von Meidner und Balla sowie zeitgenössische Arbeiten von Ingo Giezendanner, Philip Loersch und Graeme Todd werden ihr gegenübergestellt.

Die Mitglieder der Zürcher Kunstgesellschaft hatten durch ihre Bilderwahl entschieden, die Zeichnung «Void» (2004) von Mélanie Gugelmann (Jg. 1970) aus der Sammlung des Kunsthauses ins Zentrum einer Ausstellung zu rücken.

ZWISCHEN FIKTION UND REALITÄT. NEUE WERKE Die Bildwelt Gugelmanns bewegt sich zwischen Fiktion und Realität. Thematisch ist sie von der Grossstadt inspiriert, ihrer flirrenden Energie und ihrem Geflecht aus Strassen, Plätzen und Gebäuden. In «Void» wird die Szenerie bestimmt durch Fragmente von Hochhäusern, spiegelnden Fassaden und Blätterwerk. Die architektonischen Strukturen sind teilweise bis zur Unkenntlichkeit auf formale Charakteristika reduziert und zu einem dynamischen Gitterwerk verzahnt. Die verschachtelten Perspektiven dynamisieren das Bild und akzentuieren den visio-nären Charakter der Stadtansicht. Um einzelne Stadt-Topoi näher zu beleuchten, stellt Gastkuratorin Nadine Franci der Zeichnung Gugelmanns historische Werke von Giovanni Battista Piranesi, Ludwig Meidner und Giacomo Balla sowie zeitgenössische Arbeiten von Ingo Giezendanner, Philip Loersch und Graeme Todd gegenüber. Dicht und sinnlich komprimiert, verwickelt «Im Dickicht der Städte» den Betrachter in ein Netz der urbanen Extremitäten. Zwischen den eigens für die Ausstellung angefertigten dreidimensionalen «cut outs» von Philip Loersch, Animationen von Ingo Giezendanner und Sound-Elementen, wohnt er einer Premiere bei, die neben der visuellen auch eine auditive Herausforderung darstellt.

FRAGMENTIERT UND SURREAL Mélanie Gugelmann will das strukturelle Gefüge urbaner Landschaften erfassen. Die individuelle Stadtansicht oder die formale Analyse einzelner Bauten interessiert sie nicht. Architekturen setzt sie als freie Ornamente ein und kreiert mit sich überlagernden Linien Tiefe. Gleichzeitig durchbricht sie die gewohnte räumliche Logik und verwebt konstruktive und ornamentale Elemente zu surrealen Gebilden. Diese erinnern, wie die Arbeit des schottischen Künstlers Graeme Todd, an Bildwelten fernöstlicher Kunst. Parallelen gibt es auch zum Werk der portugiesischen Künstlerin Maria Elena Vieira da Silva. Wie bei Gugelmann sind ihre Welten fragmentiert; eine auf den ersten Blick städtische Landschaft mutiert zu einer schwer definierbaren Form.

SIMULTANE BEWEGUNGSABLÄUFE. SINNBILD DER ENTFREMDUNG Städte zeichnen sich durch rastlosen Betrieb und glatte Oberflächen aus. Riesigen Kinoleinwänden gleich, spiegelt sich in ihnen das pulsierende Grossstadtleben. Diese ständige Bewegung deutet Gugelmann an, indem sie Strukturen übereinander schichtet oder mit dem Mittel filmischer Überblendung arbeitet. Damit greift sie auf eine Formensprache zurück, die bereits Futuristen wie Giacomo Balla zur Illustration von simultan ablaufenden Bewegungen einsetzten. Mit ihrer farbenfrohen Stadtlandschaft formuliert sie, anders als die Futuristen, auch Kritik. «Void» präsentiert eine Metropole von geradezu spektakulärer Mittelmässigkeit: geschichts-, gesichts- und zusammenhangslos. Gugelmann schafft damit ein eindrückliches Sinnbild für Entfremdung, Anonymität und Leere. Mit ihrer eigenständigen Bildsprache – die durchaus Assoziationen zur geometrischen Kunst zulässt – pflegt sie einen modernen Expressionismus.

only in german

Reihe Bilderwahl:
Melanie Gugelmann - Im Dickicht der Städte

mit Giovanni Battista Piranesi, Ludwig Meidner, Giacomo Balla, Ingo Giezendanner, Philip Loersch, Graeme Todd