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Die Adressbücher von Kurt Schwitters (1887–1948), die er nach so genannten »Merzgebieten« ordnete, enthalten eine Fülle illustrer Namen von Künstlern, Galeristen, Verlegern und Sammlern. Sie weisen auf sein internationales Netzwerk hin, das sich, ausgehend von Hannover, über Basel und Zürich nach Rom und von Prag über Berlin, Paris und Rotterdam bis nach New York erstreckte. Schwitters stand mit Vertretern der internationalen Avantgarde verschiedener abstrakter Strömungen in regem künstlerischem Austausch und verstand es, diese auch untereinander zu vernetzen. Diese wechselseitigen Einflüsse prägten offensichtlich die Entwicklung und das Erscheinungsbild nicht nur seines eigenen vielfältigen Werks, sondern auch das seiner Freunde.

Die Ausstellung Merzgebiete. Kurt Schwitters und seine Freunde stellt das Schaffen des Hannoveraner Künstlers erstmals in den Kontext der europäischen Moderne und zeichnet seinen Wirkungsradius nach. Sie zeigt über 170 Gemälde, Assemblagen, Collagen, Reliefs und Skulpturen und Dokumente wie Gästebücher, Briefe und Publikationen. Neben Werken von Kurt Schwitters sind u. a. Arbeiten von El Lissitzky, Hans Arp, Theo van Doesburg, László Moholy-Nagy, Iwan Puni, Lajos Kassák, Wassily Kandinsky, Sophie Taeuber-Arp, Auguste Herbin, Piet Mondrian und Paul Klee zu sehen. Zahlreiche Leihgaben aus bedeutenden privaten und öffentlichen Sammlungen ergänzen eine Auswahl aus den reichen Hannoveraner Beständen.

Während des Ersten Weltkrieges fand Schwitters in Auseinandersetzung mit dem Werk expressionistischer und kubistischer Künstler aus dem Umfeld der Galerie Der Sturm wie Franz Marc und Georges Braque zu einer abstrakten Formensprache. 1918, dem Entstehungsjahr seiner Merzkunst, begegnete er in Berlin den Dadaisten Hans Arp, Raoul Hausmann und Hannah Höch, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Auch mit den De Stijl-Künstlern in Holland, allen voran Theo van Doesburg, stand er später in engem Kontakt, ebenso wie mit den in Deutschland lebenden, aus Ungarn und Russland stammenden Konstruktivisten László Moholy-Nagy und El Lissitzky. Viele gemeinsame Publikationen, Ausstellungen und wechselseitig gewidmete Werke zeugen von einer produktiven Kooperation und inspirierendem Austausch. Mit einigen Künstlern wurden Reisen und Dada-Tourneen unternommen; häufig wurde Schwitters von seinen Freunden in Hannover besucht.

1927 gründete Schwitters u. a. mit Friedrich Vordemberge-Gildewart die Gruppe die abstrakten hannover und war Mitbegründer des Ring »neue werbegestalter«, einer Gruppe Typografen, der auch Jan Tschichold und Willi Baumeister angehörten. 1929 trat er der internationalen Künstlervereinigung Cercle et Carré in Paris und 1931 deren Nachfolgegruppe Abstraction-Création bei, die an der Abstraktion als universaler Bildsprache festhielt. Auch im Exil suchte der begnadete »networker« den Austausch mit gleichgesinnten Kollegen. So hatte er in seiner Londoner Zeit ab 1941 vielfältige Kontakte zu Vertretern der englischen Avantgarde wie Ben Nicholson und Barbara Hepworth.

Trotz zahlreicher Schwitters-Retrospektiven in den letzten Jahren wurden die Entstehung und der Entwicklungsverlauf seines Werkes noch nie im Zusammenhang mit den künstlerischen Strömungen seiner Zeit dargestellt. Die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover zeigt Kurt Schwitters als einen wichtigen Vertreter der internationalen Avantgarde und fokussiert zugleich den ganz eigenen Beitrag des Merzkünstlers zur Entwicklung der Moderne.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Sprengel Museum Hannover mit der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung und dem Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam.

Pressetext

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Merzgebiete. Kurt Schwitters und seine Freunde
Kooperation: Sprengel Museum Hannover; Kurt und Ernst Schwitters Stiftung; Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam

mit Hans Arp, Giacomo Balla, Willi Baumeister, Georges Braque, Carl Buchheister, Max Burchartz, Lajos d´Ebneth, Robert Delaunay, Walter Dexel, Cesar Domela, Lyonel Feininger, Naum Gabo, Raoul Hausmann, Barbara Hepworth, Auguste Herbin, Hannah Höch, Vilmos Huszar, Rudolf Jahns, Wassily Kandinsky, Lajos Kassak, Paul Klee, Fernand Léger, El Lissitzky, Conroy Maddox, Franz Marc, E.L.T. Mesens, Robert Michel, László Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Ben Nicholson, J.J.P. Oud, Roland Penrose, Iwan Puni, Gerrit Rietveld, Thijs Rinsema, Oskar Schlemmer, Kurt Schwitters, Sophie Taeuber-Arp, Jan Tschichold, Theo van Doesburg, Georges Vantongerloo, Friedrich Vordemberge-Gildewart , Piet Zwart