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Michael Bauer, “Das Kabinett” Dass unsere Wahrnehmung von der Wirklichkeit nach derzeitigem Forschungsstand kaum in Übereinstimmung mit dem ist, was mit Sicherheit auch als Wirklichkeit zu definieren ist, kommt der Malerei gelegen. Im Roulette der Fiktionen hat sie immer noch recht gute Karten. Michael Bauer setzt auf diese Karten. Das traditionelle Repertoire des malerischen Handwerks ebenso auslotend wie das variantenreiche Spektrum des ’bad painting’ verschweißt er die Phantasmen und Phantome aus der Kulturtradition mit dem Bilderzauber aus den Fiktionsfabriken der Medienwelt zu einem Wirklichkeitsauftritt eigener Ordnung irgendwo zwischen horrendem Zirkus und klownesker Zukunftsvision.

Michael Bauer hat reichlich Fallstricke aus der Welt der hohen Kultur wie der des Kitsches eingebaut. Ob nun die Fliegenpilze oder die Tannenbäume, die Strichmännchen oder die Sprechblasen, die vielen kleinen Mirós, die irgendwie zu Amöben mutieren, oder die Farbraster der Konkreten, die sich zu Mädchenzöpfen oder Kopfbedeckungsdekorationen auswachsen, der sich ins Weltuntergangsidyll verflüchtigenden Tragödie entgegenwirken oder doch die schleichende Trivialisierung des gesamten Repertoires der Malerei die Tableaus vor dem Absturz in falsches Pathos oder billigen Kitsch bewahren, ist am Ende nicht ganz leicht auszumachen.

Von den in die Fläche ausgreifenden Figurenverschlingungen führt der Weg nach einer Phase der Ornamentalisierung zu einer die Grenzen der skurrilen Züchtungen auslotenden Kondensierung des Figürlichen im Zentrum der Leinwand. Im diffusen, bisweilen auch schemenhaft geometrisch orchestrierten Flächengrund proben zu kopfartige Gebilden geschrumpfte Phantome den Auftritt, dabei ihr ganzes Verwandlungsrepertoire zur Schau stellend, das sich in den Wunderkammern von Kultur, Forschung und Volksbelustigungsindustrie inzwischen angesammelt und zugleich im Nirwana möglicher Bedeutungen verflüchtigt hat.

Annelie Pohlen (Auszug aus dem Text des begleitenden Kataloges “Michael Bauer – Das Kabinett”)

Anja Schwörer Die junge Berliner Künstlerin (Jahrgang 1975) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. In Ihrer ersten Einzelausstellung in einer Galerie sind Werke aus schwarzem und blauem Denim zu sehen, die mit verschiedenen Bleich- und Batiktechniken bearbeitet sind. Entscheidende Einflüsse sind in futuristischer Dynamik, expressionistischen Kristallformen und dem abstrakten Symbolismus zu finden. Das Einfärben und Entfärben verstärkt die materielle Erfahrbarkeit und bildet ein Wechselspiel zwischen Konstruktion und Destruktion.

Pressetext

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Michael Bauer (Galerie EG)

Anja Schwörer (Privater Projektraum)