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Die Installation besteht aus einem Konzertflügel, einer authentischen Synthesizeranlage aus dem Jahr 1970, einer Kopie des Gemäldes Optophon II von Francis Picabia , sowie aus einer Fülle von Materialien, sowie Originalgrafiken in Vitrinen, als Displays, als Banner etc.

Nicht Musik als Gegenstand Bildender Kunst („Vom Klang der Bilder“, Staatsgalerie Stuttgart 1985) oder als intermediales Feld (Fluxus etc.) sondern die sich zwischen 1950 und 1970 allmählich institutionalisierende Praxis der sogenannten „Neuen Musik“ wird als paradigmatisches Konfliktfeld von Autorschaft, Genie, Werkstatus, also als Urszene der Kunst mit allenAufbruchs- und Restaurationssympomen, wie wir sie heute wieder kennen, verstanden und angesprochen.

Denn musikalische Produktionsformen, speziell die der Nachkriegsavantgarde Avantgarde, lassen den Konflikt von Freiheitsversprechen und Zwangsregimen wie dem Orchesterapparat, dem Urheberrecht, dem Aufführungsrecht offen zu Tage treten. Sie erzwingen Formen der Segregation und Divergenz, der Arbeitsteilung, der Körperdisziplin sowie Ökonomien, die eine Tendenz zum Vorbürgerlichen haben. In der Bildenden Kunst herrscht zwar umgekehrt die Konvergenz vom Medien und Rollen, jedoch bleibt das Verhältnis von Autor und Werk in ähnlicher Weise wie in der Musik ein gespaltenes.

Als Problemzonen der „Werktreue“ spielen die in der Installation/Performance thematisierten Apparate und Maschinen sowie die menschlichen Individuen und Diskurse dabei eine ebenso wichtige Rolle wie strittige Urheber- und Aufführungsrechte.

Michael Dreyer verweist mit dieser Arbeiteauf das System der „Kunst“, auf dessen Produktionsverhältnisse und Verkehrsformen. Im Mittelpunkt stehen Autorschaft, Interpretation, Technologie, Ökonomie, Authentizität, Indexikalität und Institution sowie deren Geschichte. Als konkrete Modelle dienen der "Konzertflügel" als Universalinstrument des 18. Jahrhunderts; Texte von Cornelius Cardew, Daniel Buren u.a.; "Stockhausen" als Prototyp eines männlichen, narzisstischen, polarisierenden und dabei wichtigen Avantgarde-Komponisten; der „Synthi 100“ als Universalinstrument der vor-digitalen Technologie, ein Gemälde von Franci Picabia, Grafiken von Grandville, einamerikanischer Comic aus den 50er Jahren und Originalgrafiken/Texte.

Was Daniel Buren über Kunst, das Atelier, das Werk, das Museum, die Rolle des Künstlers, Kurators und Kritikers geschrieben hat, läßt sich an den Verfahren und Verkehrsformen der Avantgardemusik zwar nicht unbedingt besser, zumindest aber „anders“ offenlegen wie in Texten. PIANISTIN, EINE AUFNAHME ‚ELEKTRONISCHER KLÄNGE’ VON STOCKHAUSEN ANHÖREND refelktiert Formen und Ansätze institutionskritischer Kunst, die bereits als historisches Phänomen zu betrachten sind.

TERMINE

Dienstag, 17. Januar 2006, 21 Uhr, Eröffnung Einführung:Diedrich Diederichsen Auftritt: Metabolismus 2 Christoph Blattmacher, Thilo Kuhn, Werner Nötzer

Montag, 23. Januar 2006, 19 Uhr, Befragung „but is it art?“ Werk, Autor, Apparat in der Kunst und der Musik. Wilhelm Beermann, Helmut Draxler, Michael Dreyer, Annette Eckerle, Otto Kränzler canned music: Michael Paukner

Dienstag, 24. Januar 2006, 19 Uhr, Vorführung Pianistin, eine Aufnahme ‚elektronischer Klänge’ von Stockhausen anhörend. live piano studies: Klavierstück Nr. IX von Karlheinz Stockhausen Lluïsa Espigolé Ibáñez, Wilhelm Beermann Sound-Reanimation: Patches aus ‚Sirius‘ (1977) von Karlheinz Stockhausen mit dem Synthi 100: Otto Kränzler

Pressetext

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Michael Dreyer
PIANISTIN, EINE AUFNAHME ELEKTRONISCHER KLÄNGE VON STOCKHAUSEN ANHÖREND
Installation