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„Au fur et à mesure que la saison s’avança, changea le tableau que je trouvais à la fenêtre.Natürlich wäre hier auch möglich gewesen: Au fur et à mesure que la saison s’ avança, le tableau que je trouvais à la fenêtre, changea.“ Marcel Proust

Das im Titel angegebene sprachwissenschaftliche Zitat zur Darstellung einer Inversion (Abfolge Subjekt - Prädikat oder die Abfolge Prädikat - Subjekt) ist Schlüssel zum Verständnis der zweiten Galerieausstellung von Michael S. Riedel. Das Vertauschen der Satzglieder innerhalb eines Sprachsystems bietet dem Sprecher in der Regel mehr als eine Möglichkeit, einen Sachverhalt, eine Intention auszudrücken. Verschiedene Abfolgen von Satzgliedern können aus stilistischen Gründen variiert werden, ohne dass sich die Bedeutung des Satzes ändert. Oder kommt es dennoch zu einer Verschiebung und Infragestellung? Hier liegt der Anknüpfungspunkt von Michael S. Riedels Überlegungen. Die Schönheit von Sprache beruht auf den verschiedenen Möglichkeiten ihrer Ausdrucksformen. Sprache ist beweglich, Zeichen und Schrift sind Modell, Wörter Verweise auf Situationen und Gegenstände, die Arbeit des Künstlers eine poetisch-literarische Geste, eine strategische Entscheidung, die die Distanz zum eigenen Werk darstellt. Ausgehend vom Mittel der Inversion bezieht sich Michael S. Riedel direkt auf seine erste Galerieausstellung Christopher Wool (gemeinsam mit Achim Lengerer) im September 2001, indem er sie übersetzt. Er greift auf die Dokumentation, das Bildmaterial (Ausstellungsansichten) zurück, verwendet deren Negativform, thematisiert das Moment der Möglichkeit, spielt mit fixen Vorgaben, die er neu zusammengesetzt in veränderter Form abbildet. Träger sind kleinteilige Tapetenelemente. Eine Fahne mit ausgeschnittenem Schriftzug entspricht der inversierten Form jener Fahne, die während der Eröffnung seiner ersten Ausstellung an der Fassade der Galerie angebracht war und danach in den Innenraum transferiert wurde. In jeder neuen Arbeit stellt Michael S. Riedel einen unmittelbaren Bezug zu etwas Bestehenden her. Er lotet den Bereich zwischen den Polen Erfahrung und Reflexion aus. Als Quelle für seine Spiegelungen und Projektionen dient das Kunst- und Kulturangebot, seine Arbeit wird zum Kommentar, das für sich steht, ohne beabsichtigten Zynismus. Der durchgehende verwendete Kontrast zwischen Schwarz und Weiss in seinen erzählerischen Wandtapeten wiederholt sich als Gestaltungsmittel auch bei Einladungskarten, Plakaten, Bekleidung, Bühnen- und Diashows. Bärbel Vischer (Pressetext)

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Michael S. Riedel