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Die Ausstellung Nacht wird Tag stellt jüngste Gemälde von Michael Venezia aus der Zeit seit 2005 vor. Venezia, der 1935 in New York geboren wurde und heute dort und im umbrischen Trevi lebt, entwickelte die Grundlagen seines ästhetischen Konzepts um 1960, als in New York eine intensive Debatte über die Verabschiedung der Malerei geführt wurde. Venezias Arbeit reflektiert die damals formulierten Argumente gegen die traditionelle Vorstellung des künstlerischen Bildes, und doch bleibt er immer auch ein Maler, der sein Tun im Sinn der Tradition als Arbeit an einem unersetzbaren Modell visueller Differenzierung begreift.

Seine Antwort auf die Frage, wie eine Malerei jenseits der Bildformen des Abstrakten Expressionismus, die seiner Generation als leblose Pathosformeln erschienen, aussehen könnte, erscheint bis heute konzis und unverkennbar. Er formte seine Werke zu kompakten flachen Objekten von extremer horizontaler Ausdehnung, auf denen die Farbe nicht mehr im Sinn einer Komposition organisiert wird, sondern sich als geschlossene Geste, die den subjektiven Ausdruck vermeiden will, in ihrer puren Materialität zeigt. Auch der bevorzugte Gebrauch von üblicherweise industriell verwendeten Materialien, wie Emailfarben, Metallpigmenten und Glaspulver, ist Teil dieses Konzepts einer Malerei jenseits des schönen Scheins.

Seit dem Ende der achtziger Jahre verwendet Venezia dann unbehandelte Holzblöcke mit quadratischem Durchmesser als Träger und bemalt ihre Vorderseite mit zäher Ölfarbe, die reich aufgetragen wird. Diese tendenziell monochrom gestalteten Blöcke werden zu Bildkonstellationen von bis zu drei aufeinander geschichteten Lagen zusammengefügt – ein Verfahren, das Zufall und Komposition miteinander verbindet.

In den Gemälden unserer Ausstellung rücken eigentlich malerische Problemstellungen wieder deutlich in den Vordergrund, insbesondere die Frage des konkreten Umgangs mit der Farbe. Venezia erweitert das tonale Spektrum der verwendeten Farben, er verflüssigt ihre Materialität, sodass sie ineinander fließen können. Auf Flächen von nicht mehr als 9 Zentimeter Höhe werden die Farben verräumlicht und zu scheinbar leichthändig gefertigten Kompositionen von berückendem Reiz geführt. Man darf diese Gemälde als Ausdruck eines neuen Formwillens begreifen und sie ein Spätwerk im eigentlichen Sinn nennen, bei dem die Entwicklungsfäden einer nun schon fünfzig Jahre dauernden Werkgeschichte zusammengefasst werden und auf ihrer Grundlage eine Transformation geschieht, die einen neuen künstlerischen Horizont schafft.

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Michael Venezia
Nacht wird Tag. Malerei