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Der Künstler Michel Majerus (1967-2002) arbeitete mit Versatzstücken unterschiedlicher Bildwelten aus der Welt der Comics, der Werbung oder der jüngeren Kunstgeschichte. In seiner Malerei thematisierte er vielschichtig und äußerst vital Überlagerungen einer schnelllebigen Zeit.

Der jung bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommene Luxemburger Künstler Michel Majerus hat ein außergewöhnliches Werk zeitgenössischer Malerei geschaffen. Die Deichtorhallen Hamburg rekonstruieren die wesentlichen raumbezogenen Arbeiten und Installationen des Künstlers - ein nicht zuletzt architektonisch herausforderndes Unterfangen!

Michel Majerus folgte nicht nur dem Zeitgefühl der 1990er Jahre, das von der Digitalisierung in der Kultur, von Techno und Ekstase geprägt war, er bestimmte es mit. Dabei entstand ein Mix aus visuellen Codes von High und Low, wobei sich Majerus des Mediums "Malerei" bediente und Technologien wie Video und Computer sparsam bzw. indirekt einsetzte.

Die Deichtorhallen sind mit ihrer offenen architektonischen Struktur ein idealer Ort, um Michel Majerus’ raumbezogene Arbeiten zu präsentieren. Als zentrale Installation ist dabei die spektakläre Skaterrampe „If we are dead so it is“ vorgesehen. Diese wurde erstmalig für den Kunstverein Köln im Jahr 2000 realisiert und war daraufhin nur auf der Sevilla Biennale zu sehen. Die drei Meter hohe, zehn Meter breite und 46 m lange Rampe hätte aufgrund der einzigartigen offenen Hallenarchitektur der Deichtorhallen in Hamburg einen optimalen Standort.

Michel Majerus trat nie gegen die Malerei an. Vielmehr nahm er sie als Instrumentarium auf, um damit das Phänomen "Raum" neu zu definieren. Von der Bildfläche als Arena bei Jackson Pollock über die Farbräume Barnett Newmans bis zur Übertragung der Malerei in den Objektbereich in der Pop-Art reichte sein Weg, der ihn schließlich in die Virtualität der GamingCulture führte. Beim Spielen am Computer oder an der Konsole erfährt Majerus die zeitgemäßen Erweiterungsmöglichkeiten künstlerischer Produktion durch die elektronischen Medien. In der Übertragung dieser Erfahrung sowie in der Revitalisierung des kunsthistorischen Repertoires (Minimal Art, Pop-Art, etc.) liegen die wesentlichen Voraussetzungen im Werk von Michel Majerus.

Mit dem Einsatz von Sampling war Techno die erste digitale Musikbewegung, die massenwirksam wurde. Alle erdenkbaren Sounds wurden digital gemixt und gesequenced. Majerus transferierte diese Praxis in den Bereich des Visuellen. Ein Nebeneinander und Übereinander verschiedenster Zitate - von Rubens bis Disney - erzeugten einen Pluralismus, der seine frühen Arbeiten bestimmte. Der enge assoziative Bezug zur Gaming-Culture - Majerus war begeisterter Spieler von "Supermario" - ließ die Räume, die er kreierte, immer dynamischer, transparenter und flüchtiger werden, womit er seiner Malerei unheimliche Aktualität verlieh. Er hat den viel beklagten Tod der Malerei nicht akzeptiert; im Gegenteil: er versuchte die Vitalität und Leitfunktion dieses Mediums zu beweisen. Die traditionelle Vorstellung des Künstlers, die von Subjektivität, Originalität und Authentizität ausgeht, wurde von Majerus negiert. Er fungierte vielmehr als Organisator des Visuellen, als Regisseur.

Parallel zu der Präsentation der Installationen Majerus’ werden in der kestnergesellschaft ausschließlich Malerei von Michel Majerus zu sehen sein.

Die Ausstellung wurde und wird weiterhin jeweils ortsspezifisch modifiziert im Kunsthaus Graz, dem Stedelijk Museum Amsterdam, Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Mudam) in Luxemburg gezeigt. Ein Katalogbuch begleitet die Stationen.

Es erschien ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln ISBN 3-88375-930-9

Pressetext

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Michel Majerus - demand the best don't accept excuses
Kurator: Robert Fleck

Stationen:
12.02.05 - 16.05.05 Kunsthaus Graz
24.06.05 - 16.10.05 Stedelijk Museum, Amsterdam
18.11.05 - 05.02.06 Deichtorhallen, Hamburg
19.11.05 - 26.02.06 Kestner Gesellschaft, Hannover
13.12.06 - 16.04.07 Musée d´Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg