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Miron Schmückle, 1966 in Sibiu (Rumänien) geboren, gehört einer Generation von faszinierenden jungen Künstlerinnen und Künstlern an, die zwischen Moderne und Tradition jenseits von Abstraktion oder Konkretion, Gegenständlichkeit oder Ungegenständlichkeit ganz neue, eigene Möglichkeiten der visuellen Umsetzung von Wirklichkeitserfahrungen suchen. Ihm geht es vor allem um verschiedene Facetten der Naturerfahrung. Das Thema „Still-Leben“ hat den Künstler seit seinem ersten Besuch als Kind im Brukenthal-Museum im rumänischen Sibiu/Hermannstadt nicht mehr losgelassen. Eindringlich beschreibt er diesen ersten Besuch hier im Katalog.

Seine Zeichnungen, die eigentlich Mischtechniken sind, wirken altmeisterlich und zugleich ganz unglaublich frisch, als ob Schmückle die von ihm gezeichneten, die Bildfläche überwuchernden vegetabilen Gebilde gerade erst gefunden, gepflückt und vor Ort abgezeichnet hätte, wie das die humanistisch geprägten Naturwissenschaftler in früheren Jahrhunderten taten.

Erst auf den zweiten Blick ist zu sehen, dass es sich bei den saftigen Pflanzen um Erfundenes handelt, dass wir uns mitten in einem Phantasie-Dschungel wiederfinden, der aus sehr eigenartigen Gebilden besteht. Man kann nicht sagen, ob sie der Pflanzen- oder Tierwelt angehören – ob sie überhaupt von dieser Erde – von dieser Welt – sind.

Ganz und vollständig gehören sie der Kunst, der „terza natura“, an, wie sie der italienische Humanist Bonfadio verstand. Diese folgt auf die „erste Natur“, die ursprüngliche Wildnis, und die „zweite Natur“, die gezähmten Gärten oder Blumenarrangements als „dritte Natur“ und gab dieser Ausstellung ihren Titel.

Schmückle, der in Kiel und in Hamburg bei Marina Abramovic studierte, hat viele Preise und Stipendien gewonnen, darunter den Landesschau-Preis des BBK Schleswig Holstein, den Gottfried Brockmann Preis der Landeshauptstadt Kiel, das Kunstfonds Bonn Stipendium und das Barkenhof-Stipendium, Worpswede. 2005 war er als Stipendiat der Villa Concordia in Bamberg eingeladen. Nun ist sein Werk anlässlich der Landesgartenschau im Kunstmuseum Bayreuth zu sehen.

Ganz der barocken Einheit der Künste verpflichtet, hat sich Schmückle schon zu Studienzeiten auch mit dem Theater beschäftigt, zeitweilig einen Lehrauftrag für Installation und Performance an der Sankt Petersburger Theaterakademie innegehabt und 2014 das Bühnenbild für Mozarts „Zauberflöte“ am Stadttheater Klagenfurt ausgestattet. So fügen sich seine Zeichnungen inhaltlich wunderbar in das barock inspirierte Kulturklima der Stadt Bayreuth mit ihrem Weltkulturerbe, dem „Markgräflichen Opernhaus“ und ihrer Landesgartenschau in der neu geschaffenen „Wilhelminen-Aue“. Im Kunstmuseum Bayreuth mit seiner Sammlung von Arbeiten vor allem auf Papier der klassischen Moderne bietet die Ausstellung von Miron Schmückle eine sehr interessante, neue Perspektive auf ein traditionelles Thema. Sie wird hier einen offenen Ort des Diskurses über zeitgenössische Kunst finden.