Kunsthalle Bremen

KUNSTHALLE BREMEN & KUNSTVEREIN BREMEN | Am Wall 207
28195 Bremen

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Am 16. September startet Teil II der Ausstellung „Mit der schnellen Nadel gezeichnet – Experiment Radierung im Jahrhundert Dürers“. Zu sehen sind Radierungen aus den Niederlanden, Italien und Frankreich.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts, dem Jahrhundert der Druckgraphik schlechthin, kam zu den bewährten Techniken des Holzschnitts und des Kupferstichs die Radierung als neue Möglichkeit des Bilddrucks hinzu. Das mühsame, schwierige und zeitaufwändige Arbeiten mit Schneidemesser oder Grabstichel direkt in den Holzblock oder die Kupferplatte übernahm nun ein chemischer Vorgang: die Ätzung der mit einem weichen, säureresistenten Ätzgrund bedeckten Platte durch eine Säure. Die Säure kann sich nur in die Linien auf dem Metall einfressen, die der Künstler mit einer feinen Nadel in dem weichen Ätzgrund freigelegt hat.

Dies ermöglichte ein Arbeiten, das eher dem spontanen, skizzenhaften Zeichnen als dem beherrschten, strengen Gravieren in Kupfer oder dem Schneiden in Holz ähnelte. Doch gerade dieser leichte, freie, oft so modern anmutende Strich in seinem zeichnerischen Charakter findet in der Frühzeit dieser Technik, um 1515/20, nicht viele Freunde; die Technik blieb zunächst sehr experimentell; die Abzüge waren oft fehlerhaft, unrein und fleckig, weil den Künstlern die Erfahrung im Umgang mit den Ätzflüssigkeiten auf den Eisenplatten noch fehlte (Säuren, die das gewohnte Kupfer angriffen, wurden offenbar erst in der Jahrhundertmitte erfunden). Aus diesem Grund gaben manche Künstler – wie z.B. Albrecht Dürer, Sebald Beham oder Hans Burgkmair - die Radierung nach wenigen Experimenten wieder auf, zumal der feine Strich im Ätzgrund keine hohen Auflagen, d. h. keine großen Gewinne zuließ.

Ursprünglich arbeiteten Harnischmacher und Plattner für die Verzierung von Rüstungen, Helmen oder Schwertblättern mit der Ätztechnik und fertigten Abdrucke auf Papier der von ihnen geschaffenen Ornamente an. Langsam entwickelte sich die Technik jedoch zu einer freien Kunstübung.

Der freie, spontane Strich erlaubte nun auch bisher ungewöhnliche Bildinhalte wie die ersten freien Landschaften, Historien, aktuelle Ereignisse und Bildnisse und feinste Ornamentstiche. Anhand des reichen, aber sehr unbekannten Bildmaterials des Kupferstichkabinetts wird dieser, oft zögerliche, Fortgang der neuen Kunst in Deutschland, den Niederlanden, in Italien und Frankreich bis um 1600 verfolgt.

Dr. Anne Röver-Kann.

Zu den Ausstellungen erscheinen in zwei Bänden zwei jeweils 96 Seiten umfassende Kataloge mit Texten von Anne Röver-Kann.

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Mit der schnellen Nadel gezeichnet
Experiment Radierung im Jahrhundert Dürers
Eine Ausstellung im Studiensaal des Kupferstichkabinetts der Kunsthalle Bremen

08.07. - 14.09. 2008 Teil I
16.09. - 31.10. 2008 Teil II

Künstler: Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer, Lucas van Leyden ...