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Eröffnung: 6. Juli ab 19 Uhr

Macht, Muse, Amusement: Wir wissen nur in Einzelfällen, was höhere Wesen befehlen.Ob Blumen oder Flamingos: höhere Mächte sind in jedem Leben entscheidend und dabei häufig so unbenennbar wie wirkungsvoll. Gott, Unwetter, (Staats)Chefs, private Autoritäten, Geister, Inspiration, Begegnungen der sogenannten dritten Art, Fetisch, Totem sind spätestens seit der Aufklärung, zumindest in unseren Breitengraden, Definitionssache und bleiben häufig in ihrer emotionalen oder seelisch-spirituellen Verortung ungewiss.

Künstlerische Inspiration, Eingebung geht über bloßes Ideen entwickeln weit hinaus, ist ein mental-seelischer Akt, der begriffsgeschichtlich das göttlich-schöpferische Moment des Einhauchens von Leben und Ausstatten mit Geist umfasst. In einer Gesellschaft wie unserer, deren politisch-soziales Selbstverständnis in einem gestörten Verhältnis zur Kunst und künstlerischem Handeln steht, sind differenzierte und komplexe Perspektiven auf künstlerische Entstehungsprozesse dringend und hochinteressant.

montanaberlin freut sich, sechs von acht Künstlern des Kölner Kunstraums BLAST mit ihrer eigenen Inszenierung des Themas vorstellen zu können. Ihre Beantwortung des Modell-Wirklichkeits-Gedankens mit modell und wirklichkeit: höhere mächte setzt den mit modell und wirklichkeit: stop making sense begonnenen Zyklus fort: ...nicht direkt Modell und Wirklichkeit machen wir zum Thema, sondern das, was darüber steht, die höheren Mächte, die Musen, die Inspiration, die uns schaffen lassen, die uns zum produzieren zwingen, die weiter wollen, die Unverständnis erzeugen, Glauben und Zweifel einfordern...

Ob in seltsamen Doppelerscheinungen wie in gefundenen Negativen von Andreas Hirsch oder in dem hintersinnigen Verweis des Malers Shearer auf das Wechselspiel von Anregung für Malerei und Malerei, die Anregung für gestylte Warenwelt ist, beschwört BLAST komische, düstere, rätselhafte und kosmische Zusammenhänge, um sich dem Phänomen der "höheren Macht" zu nähern.
In den Arbeiten von Charlotte Desaga treffen schwarze Landschaften auf schwarzen Grund, das Licht wird durch das Verfahren des fotografischen Anblitzens zu einer auf dem Bild liegenden Erscheinung. Sonja Engelhard schlägt mit ihrer installativen Arbeit "Zeugen" einen Bogen von innenräumlicher Nähe bis hin zur Ferne und Unwirklichkeit von Asteroiden.

Den allen Künstlern gemeinsamen Aspekt der subtilen Täuschung, der dem Bezug zu Macht und damit auch der "höheren Macht" innewohnen kann, ist bei den Arbeiten von Thorsten Schneider und Tamara Lorenz direkter Anlass: Beide inszenieren Skulptur als Bildmotiv. Mit z.T. aufwendigen Bauten täuschen Installationen Schwarze Löcher oder archaische anmutende Masken und Skulpturen vor, um, im Foto abgelichtet, wieder in die zweidimensionale, und damit geistige, Ferne zu rücken.

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modell und wirklichkeit: höhere mächte
montanaberlin zeigt: Kunstraum BLAST, Köln

mit Charlotte Desaga, Sonja Engelhardt, Andreas Oskar Hirsch, Tamara Lorenz, Thorsten Schneider, Timothy Shearer