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Die Ausstellung wird bis zum 25. April verlängert.

mommartzfilm goes outside
unter dieses Motto möchten wir den Februar stellen. Auch wenn die Kunsthalle noch bis auf Weiteres geschlossen bleiben muss, freuen wir uns, eine Auswahl von Filmen aus über 50 Jahren künstlerischen Schaffens des Experimentalfilmers Lutz Mommartz täglich von 18 bis 21 Uhr als Screening an der Fassade der Kunsthalle gegenüber der Andreaskirche zeigen zu können. Präsentiert werden bis zum 14. Februar fünf eindrückliche Sequenzen aus der aktuellen Ausstellung, die, ohne Ton, im Loop laufen. Eine gute Gelegenheit für einen Spaziergang an der Kunsthalle vorbei!

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mommartzfilm. 1964 − 2020. Premiere & Werkschau
21.11.2020 – 7.2.2021

Das Werk des Experimentalfilmers Lutz Mommartz (*1934) ist in der Kunst- und Filmszene seit über 50 Jahren präsent und stand dennoch nie im Fokus einer Einzelausstellung in Düsseldorf, wo er seit den 1960er Jahren künstlerisch aktiv ist. Bereits von Anfang an gehörte Lutz Mommartz zu den Querdenkern, die gegen die profane Traumfabrik Kino opponierten und den radikalen Neuanfang des Films mit ästhetischer und gesellschaftlicher Relevanz durchsetzen wollten. Nicht das narrative und verführerische Moment des Films war sein Anliegen, sondern die experimentellen Antworten auf grundsätzliche Fragen, die bis heute die Filmproduktion begleiten: Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen Filmemacher und Zuschauer*innen durch das Vermittlungsmedium Film und vor allem wie viel Authentizität verträgt der Film?

Lutz Mommartz‘ überraschender Erfolg 1967 beim renommierten Experimentalfilmfestival im belgischen Knokke katapultierte ihn als Autodidakten in die deutsche Avantgarde der Filmer*innen und bildenden Künstler*innen. Weiterhin als Verwaltungsbeamter tätig, wurde Mommartz Mitinitiator der legendären Künstlerkneipe Creamcheese, nahm an einflussreichen Filmfestivals und Ausstellungen wie der documenta 4 (1968) und „STRATEGY: GET ARTS“ (Edinburgh, 1970) teil und gehörte fortan zum Kreis der Filmer*innen, die als Gegenentwurf zum Mainstream „das andere Kino“ und alternative Distributionssysteme propagierten.
Als mit dem Aufkommen des Begriffs ‚Intermedia‘ die Annäherung und Überschneidung von bislang getrennten Kunstgattungen sowie generell die Synthese von künstlerischer Praxis und alltäglichem Leben gefordert wurde, rückte auch das zeitbasierte Medium Film immer mehr in den Fokus der künstlerischen Praxis. In den 1970er Jahren war Lutz Mommartz maßgeblich an der Initiative der Filmgruppe Düsseldorf beteiligt, die sich für die Anerkennung des Mediums Film in der bildenden Kunst und für die Etablierung einer Filmklasse an der Kunstakademie Düsseldorf einsetzte. 1975 erhielt Mommartz die erste Professur für Film in der damaligen Abteilung für Kunsterziehung der Kunstakademie Düsseldorf (heute Kunstakademie Münster) und leitete die Filmklasse bis 1999. Die Aktivitäten der Filmgruppe Düsseldorf bewirkten zudem 1976 die Gründung der städtischen Filmwerkstatt.

Die Kunsthalle Düsseldorf war bundesweit eine der ersten Institutionen, die im Sinne eines solchen intermedialen Ansatzes Mommartz‘ Filme zeigte und ihn bereits 1968 eine multimediale Inszenierung veranstalten ließ. Seine unkonventionellen Filme und Inszenierungen sorgen für Begeisterung und mediales Aufsehen, in ihrer Konsequenz aber gelegentlich auch für Skandale. In mehr als 50 Jahren hat Mommartz ein beeindruckendes Werk an Kurz- und Experimentalfilmen, Langfilmen und dokumentarischen Aufnahmen der Düsseldorfer Kunstszene, an zeitbasierten Installationen und Projekten produziert.

Die Retrospektive in der Kunsthalle Düsseldorf führt in dieses vielschichtige Filmschaffen von Lutz Mommartz ein und zeigt thematische sowie assoziative Querverbindung zwischen den Filmen auf. Zusätzlich nimmtd Lutz Mommartz selbst in zwei großangelegten Installationen eine Revision seiner Filme vor und entwickelt von seinem heutigen Standpunkt aus eine Präsentation, in der filmische Verfahren wie Montage, Loop, Zeitlupe, Beschleunigung, Zersplitterung und Fragmentierung, zum Einsatz kommen. Die Retrospektive ist deshalb sowohl eine Werkschau des fünfzigjährigen Gesamtwerks als auch dessen Premiere.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Renate Buschmann und Gregor Jansen – in Kooperation mit dem Künstler.

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender zweibändiger Katalog, der als Überblicksverzeichnis zu Mommartz‘ Lebenswerk dienen soll.

In Ergänzung zeigt die Filmwerkstatt Düsseldorf vom 21. November bis 17. Januar 2021 die Ausstellung Film, Gruppe, Werkstatt – Lutz Mommartz und die Filmwerkstatt Düsseldorf, kuratiert von Jan Wagner, in der die Gemeinschaftsproduktion Der gerechte Krieg 1525 (Regie: Lutz Mommartz und Hartmut Kaminski) zum Anlass genommen wird, die Entstehungsgeschichte der Filmwerkstatt darzulegen.

Kuratiert von Renate Buschmann und Gregor Jansen.