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Sculpture 21st: Mona Hatoum
26. Mai bis 20. August 2023
Eröffnung: Donnerstag, 25. Mai, 19 Uhr

Die palästinensisch-britische Künstlerin Mona Hatoum reflektiert in ihren Arbeiten die Instabilität und Unsicherheit der heutigen politischen Landschaft. In der Reihe „Sculpture 21st“ zeigt sie erstmals in Deutschland die Rauminstallation „Map (clear)“. Tausende von Glasmurmeln bilden eine trügerische, instabile und unbeständige Weltkarte. Der Museumsboden verwandelt sich in eine verführerisch schimmernde und doch fragile Oberfläche. Ein winziger Anstoß genügt und das vertraute Bild der Welt gerät in Aufruhr. „Wie keiner anderen Künstlerin gelingt es Mona Hatoum, Alltagsobjekte in ihrer ganzen Schönheit so einzusetzen, dass die Verwundbarkeit unseres Lebensraums spürbar wird“, so Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla.

Für ihre Arbeiten nutzt Mona Hatoum eine Vielzahl von Medien, darunter Installationen, Skulpturen, Video, Fotografie und Arbeiten auf Papier. Sie reflektiert Themen, die sich aus aktuellen globalen Bedingungen ergeben, wie Systeme des Eingesperrtseins, Überwachungsarchitekturen oder Konflikte und Vertreibung. Sie nutzt die poetische Aufladung und metaphorische Kraft einer Reihe von Materialien, von Stahl, Ziegeln und Beton bis hin zu Schutt, Glas und menschlichem Haar, um die elementaren Formen des Rasters und, in neuerer Zeit, der Kugel zu erkunden. Dabei beruft sie sich sowohl auf die strenge Geometrie der minimalistischen Skulptur als auch auf die Möglichkeiten ihres formalen Zusammenbruchs.

Hatoum wurde Mitte der 1980-er Jahre durch eine Reihe von Performances und Videoarbeiten bekannt, die sich intensiv mit dem Körper auseinandersetzten. Sie machte sich selbst zum Subjekt und Werkzeug und verortete den Körper so als Schlachtfeld, als Dreh- und Angelpunkt politischer, sozialer und geschlechtsspezifischer Konflikte.

In den 1990-ern wandte sich Hatoum großformatigen Installationen und Skulpturen zu, die darauf abzielen, in den Betrachter:innen widersprüchliche Gefühle zwischen Begehren und Abscheu, Furcht und Faszination zu wecken. Hatoum hat eine Sprache entwickelt, in der sich vertraute häusliche Alltagsgegenstände oft in fremdartige, bedrohliche und gefährliche Objekte verwandeln. „Ich versuche, in etwas, das normalerweise harmlos aussieht, den Unterton von Feindseligkeit zu enthüllen. Es ist ein Weg, die Menschen dazu zu bringen, alles um sich herum infrage zu stellen.“

Hatoum wurde 1952 als Tochter einer palästinensischen Familie in Beirut, Libanon, geboren. Während eines kurzen Besuchs in London 1975 verhinderte der Ausbruch des libanesischen Bürgerkriegs ihre Rückkehr. Seitdem lebt sie in London. Hatoums Werke befassen sich mit Motiven existenzieller Unsicherheit und bringen uns dazu, unsere Beziehung zu einer Welt voller Konflikte und Widersprüche zu hinterfragen. Themen wie Vertreibung, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und staatliche Kontrolle untersucht sie vor dem Hintergrund ihrer eigenen biografischen Reise, die durch ein „Gefühl der Zerrissenheit“ geprägt ist.

Die Präsentation von Mona Hatoum im Rahmen von „Sculpture 21st” wird gefördert durch die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West.

Sculpture 21st
Unter dem Titel „Sculpture 21st” präsentiert das Lehmbruck Museum seit 2014, dem 50. Geburtstag des Museums, wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Einige der wichtigsten Bildhauer:innen der Gegenwart, unter ihnen Tino Sehgal, Jeppe Hein, Eija-Liisa Ahtila, Xu Bing, Julian Opie und zuletzt Rineke Dijkstra, präsentierten in der ikonischen Glashalle des Museums ihre Werke und unternehmen damit eine Positionsbestimmung zur Skulptur des 21. Jahrhunderts. Sie alle stellen auf sehr unterschiedliche Weise grundlegende Fragen an das Museum, die Kunst und ihr Verhältnis zur Gesellschaft.

Die imposante Nordhalle des Lehmbruck Museums mit ihren an drei Seiten großflächig verglasten Scheibenfronten aus über sieben Meter hohen Glasscheiben bildet die architektonische Schnittstelle zwischen Museum und Öffentlichkeit: Wechselnde monografische Inszenierungen mit Werken international bedeutender Künstler:innen laden den musealen Raum der außergewöhnlichen Museumsarchitektur Manfred Lehmbrucks neu auf und kreieren ein Erfahrungsfeld, das sich in der Wahrnehmung der Betracher:innen realisiert und diese physisch einbezieht.

Statements
„Mit der Reihe Sculpture 21st gelingt es dem Lehmbruck Museum immer wieder, bedeutende Bildhauer:innen zu gewinnen und die Aufmerksamkeit auf sehr profilierte Positionen der modernen Bildhauerei zu lenken“, findet Bürgermeisterin Edeltraud Klabuhn. „Mona Hatoums Weltkarte besteht aus lauter wunderschönen Murmeln, die sich wie ein schillernder Teppich über den Boden des Museums ausbreiten. Mit der Fantasie eines Kindes stellen wir uns vor, wie es sich anfühlt, diesen Teppich unter unseren Füßen zu spüren. Unsere Bewegung wird unsicher, wackelig – ganz genauso wie unsere heutige Weltlage, in der wir immer wieder eine neue Balance finden müssen.“

„Wir sind sehr glücklich über die erfolgreiche und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Lehmbruck Museum. In der von uns geförderten Reihe Sculpture 21st ist die Ausstellung Mona Hatoum bereits die fünfte Präsentation mit spannenden zeitgenössischen Positionen. Mona Hatoum schafft es mit ihrer Rauminstallation Map (clear) grundlegende Fragen rund um unseren Lebensraum zu stellen. Damit möglichst viele Menschen die Arbeit von Mona Hatoum erleben und ein wunderbares Kunsterlebnis genießen können, planen wir gemeinsam mit dem Museum für den 13. August 2023 wieder ein großes Sparda-Sommerfest bei freiem Eintritt“, sagt Ursula Wißborn, Vorstand der Stiftung der Sparda-Bank West.

Die Künstlerin
Mona Hatoum wurde 1952 in Beirut als Tochter palästinensischer Eltern geboren. Während eines Kurzbesuchs in Großbritannien 1975 brach der Bürgerkrieg im Libanon aus und die Künstlerin ließ sich daraufhin in London nieder. Dort studierte sie Kunst, von 1975 bis 1979 an der Byam Shaw School of Art und von 1979 bis 1981 an der Slade School of Art. Von 1986 bis 1994 lehrte sie am Central Saint Martins College of Art and Design, London, und von 1992 bis 1997 an der Jan van Eyck Academie in Maastricht. 1994/1995 war sie Gastprofessorin an der École nationale supérieure des beaux-arts, Paris, und 1998 am Chelsea College of Art and Design und dem Central Saint Martins College of Art and Design, London. Sie lebt in London und Berlin.

Hatoum hat an zahlreichen prestigeträchtigen Ausstellungen teilgenommen, darunter die Biennale von Venedig (1995 und 2005) und die documenta (2002 und 2017). Im Jahr 2004 organisierte die Hamburger Kunsthalle eine große Übersichtsausstellung, die im Kunstmuseum Bonn und im Magasin III in Stockholm zu sehen war. Zu den jüngsten Einzelausstellungen gehört eine große Übersichtsausstellung (2015), die vom Centre Pompidou, Paris, organisiert wurde, und die daraufhin in der Tate Modern, London (2016), und im KIASMA, Helsinki (2016-17), gezeigt wurde. Im Jahr 2022 wurden in Berlin drei Einzelausstellungen gleichzeitig eröffnet: Neuer Berliner Kunstverein (n.b.k.), Georg Kolbe Museum und KINDL-Zentrum für zeitgenössische Kunst. Mona Hatoum wurde bereits mit diversen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Käthe-Kollwitz-Preis (2010), der Joan Miró-Preis (2011) und der Praemium Imperiale-Preis für Bildhauerei (2019).