Mondes opaques/Opak Welten

Die Saarländische Galerie präsentiert erneut eine Ausstellung mit zwei französischen Künstlern aus dem kulturell so reichen Département Moselle.

Ein Berlin-Stipendium vor vier Jahren inspirierte Lionel Ferrer (*1972) zu einer Serie von Aquatinta-Radierungen, die er Germination (Keimung) nannte. Die Blätter sind Bestandsaufnahme einer Stadt im Umbruch, einer immer noch offenen Baustelle, wo Baugerüste auf Brachen oder Überreste vergangener Epochen treffen. Ferrers Momentaufnahmen aus dem schon oft abgebildeten städtischen Berliner Alltag entziehen sich jedoch der schnellen Wiedererkennbarkeit durch Unschärfen und Überlagerungen. Während andere Gravierverfahren eine scharfe, deutlich konturierte Strichführung erzeugen, entstehen durch die Aquatintatechnik, bei der sich die Säure nach und nach in die Kupferplatte frisst, Unschärfen: Gebilde aus Transparenzen, Dunstschleiern und dichten Nebeln. Unterschiedliche Bildeindrücke stehen nebeneinander, überlagern sich oder widersprechen sich.

Ähnlich wie Lionel Ferrer die Aquatinta-Technik als durchaus zeitgemäßes bildgebendes Verfahren für sich entdeckt hat, setzt Jean-Louis Hurlin (*1950) Damaszener-Stahl zur Produktion seiner minimalistischen Objekte ein. Damaszenerstahl wurde schon vor über 2500 Jahren zur Fertigung von Waffen und Werkzeugen genutzt. Dazu werden harte und weiche Eisenpakete aufeinandergelegt und „feuerverschweißt“, d.h. durch Schmieden verbunden. Optisch reizvoll bei Damaszener Stählen sind abwechselnd dunkel und hell gezeichnete Linien. Sie entstehen durch Ätzung der Oberfläche mit Säure. Jean-Louis Hurlin fertigt aus diesem Stahl reduzierte stereometrische Objekte, die sich einer praktischen Nutzung verweigern: runde Klingen, massive Bücher, schneidend scharfe Schalen, instabile Schalen, Besteck und Geschirr aus giftigem Nickel. Umso deutlicher treten dadurch die formalen Qualitäten der Plastiken hervor: der Oberflächenreiz der geschichteten Metalle, der präzise Zuschnitt der Volumina.

Mondes opaques/Opak Welten
Künstler: Lionel Ferrer, Jean-Louis Hurlin