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Die Ausstellung Motoko Dobashis im mini salon präsentiert zwei raumbeherrschende Wandarbeiten - eine davon im Ausstellungsbüro, die andere in der Küche. Dargestellt wird eine Landschaft, deren zentrales Motiv ein Wasserfall in einer Waldschlucht ist. Auch wenn nur ein Wandbild auf einmal zu betrachten ist, stellen beide Arbeiten dieselbe Landschaft dar, deren realräumliche Aussparung vom dazwischenliegenden Badezimmer eingenommen wird. Somit stellt das Bild eine Analogie her zwischen dem ursprünglichen Naturidyll des Wasserfalls als Quell des Lebens und seiner pragmatisch-funktionalen Entsprechung im urbanen Habitat des Menschen.

Neben der Schilderung der topographischen Gegebenheiten finden sich u.a. logoähnliche Objekte im Bild, die als im Ausstellungstitel bereits angedeutete Ionen aufgefasst werden können. In der von der Künstlerin praktizierten metaphorischen Verwendungsart sind sie Hinweis auf einen ideellen Gehalt der Natur, der über rein physische Phänomene und das technisch Messbare hinausgeht. Hierin zeigt sich eine Naturauffassung Dobashis, wie sie tief in der japanischen Kulturtradition verwurzelt ist. Der Ausstellungstitel lässt aber auch Ironie anklingen gegenüber jüngeren Produkttrends, die durch Nachahmung natürlicher ionisierender Vorgänge bei Wasserfällen heilsame Wirkung versprechen. In mehrerlei Hinsicht thematisiert die Ausstellung somit ein Verhältnis des modernen westlich geprägten Menschen zur Natur, das im Surrogat die Kompensation für einen erlittenen Verlust sucht.

Die Darstellungsweise Dobashis nutzt unterschiedliche Techniken und Ästhetiken, die sie im Sinne der Montage im Bild zusammenführt. Kennzeichnend ist hier das genaue Austarieren zwischen einer Harmonisierung der Fragmente zu einem funktionierenden Bildraum einerseits und einem Sichtbarlassen ihres Zusammengefügtseins andererseits. Die Bildwirkung oszilliert somit abwechselnd zwischen Illusionismus und seiner Dekonstruktion.

Die Arbeiten sind malerisch indem sie sich einer nahezu monochromen, dennoch subtilen Farbigkeit verschreiben und mit Farbflächen als auch gestischem Duktus hantieren. Sie sind gleichwohl aber auch grafisch, wo sich siebdruckartige Rasterpunkte, kontrastierende Linienstrukturen sowie logo- und symbolartige Konstrukte finden, die deutlich inspiriert sind von der Ästhetik der Medien. Damit offenbart die Künstlerin eine real wie medial vermittelte Welt als ihren Erfahrungsraum, die beide gleichberechtigt Eingang in ihre Arbeit finden. Ähnlich verhält es sich mit ihren Motiven, die der asiatischen wie auch der europäischen Kultur entstammen, und in beiden Kulturräumen ihre eigene Symbolik entfalten.

Motoko Dobashi, *1976 in Tokushima, seit 2000 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Markus Oehlen (Meisterschülerin), Mitbetreiberin des Projektraums raum500; Teilnehmer der westendstudios 06, 11.11. + 12.11.2006; s.a.: www.westendstudios.de

Pressetext

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Motoko Dobashi
Ionized Dreams