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Arndt & Partner freuen sich mit der Einzelausstellung des Künstlerpaares Muntean/Rosenblum in den Zürcher Galerieräumen die erfolgreiche Zusammenarbeit weiterzuführen, die 2004 mit einer Präsentation der Künstler bei Arndt & Partner Berlin begonnen hat.

Muntean/Rosenblum zeigen Jugendliche, deren leerer Gesichtsausdruck verrät, dass sie gelernt haben, sich dem durch die Medien geprägten Schönheitsideal und Gesellschaftsmodell anzupassen. Sie sind die Produkte einer medialisierten Gesellschaft, haben die Message der Werbeindustrie verstanden und doch, so beweisen die beigestellten Bildunterschriften, suchen sie – bewusst oder unbewusst – nach viel mehr.

Es ist die große Sehnsucht nach Geborgenheit und Anerkennung, nach Zuneigung und die Frage nach einem erfüllenden Lebensziel, das die Figuren so austauschbar werden lässt. Zwar streben sie nach Individualität und Unverwechselbarkeit, aber da sich alle an den gleichen Idolen und Mustern orientieren, endet dieses Streben wieder in der Austauschbarkeit der Massengesellschaft.

„Diese Bilderflut vom perfekt gebauten Körper verneint den realen Körper, wir möchten ihn wieder sichtbar machen in seiner ganzen Sterblichkeit. Den persönlichen Entwicklungsroman gibt es nicht mehr“, sagt Markus Muntean, „dass man sein Ich irgendwo hinschreiben darf und sich langsam entwirft“.

Das Werk von Muntean/Rosenblum konzentriert sich auf Darstellungsweisen, die in der Kunstgeschichte als tradierte Pathosformeln gelten. „Muntean/Rosenblum thematisieren die Vermischung von Ästhetik und Existenz. Liegt die Bedeutung der Pathosformeln bei Aby Warburg vor allem in ihrer Funktion als symbolische Abbildungscodes zur Erforschung von Darstellungstraditionen, werden sie bei Muntean/Rosenblum als Teil des gestischen Selbstentwurfs und der Konstruktion von Individualität und Kollektivität aufgegriffen.“ (Cosima Rainer in „There Is A Silence to Fill“, Ausstellungskatalog Kunstverein Salzburg, 2003)

Ihrem derart definierten Sujet verleihen M/R auf vielfältigste Art Ausdruck. Neben den klassischen Medien Leinwand und Papier lassen Muntean/Rosenblum ihren Remix aus tradierter Kunstgeschichte und gesellschaftlichem Jetzt auch in Filmen und installativen Raumkompositionen anschaulich werden. Selten hat es ein Künstlerpaar verstanden, derart stringent ein Thema in so unterschiedlichen medialen Ausdrucksformen umzusetzen.

“Es geht uns eher um kulturelle Erinnerung und weniger um Zeitgeistphänomene. Unsere Arbeit wird immer im Kontext von Jugendkultur gelesen, was für uns nur eine Schicht der Arbeit ist, und nicht im Vordergrund steht“.

Charakteristisch für die Arbeitsweise der Künstler ist, dass ihre figürlichen Kompositionen noch mit einem Untertitel in Versalien auf weißem Grund versehen werden. So entsteht eine Abstraktion und das Ausschnitthafte der Bilder wird ironisiert. Sind dies tatsächlich die Gedanken der porträtierten Protagonisten? Oder scheint es nicht eher ein Zitat zu sein, das den auf den ersten Blick so unbeschwert wirkenden jungen Menschen in den Mund gelegt ist, das sie konterkariert. Möglicherweise komplimentiert es sie mit einer Tiefe, die ihnen selbst noch nicht bewusst ist. Die vermeintlich tiefsinnigen, philosophischen Statements werden von den Künstlern aus verschiedenen Satzfragmenten, die sie aus Magazinen aber auch philosophischen Texten samplen, zusammengesetzt.

Das neben den Gemälden und Zeichnungen in der Ausstellung präsentierte Video „Disco“ (2005) zeigt eine Neuinterpretation von Théodore Gericaults Gemälde „Das Floß der Medusa“ aus dem Jahr 1818/19. Der Maler zeigt in seinem Gemälde den dramatischen Augenblick der Rettung der Schiffbrüchigen der „Medusa“ die nach wochenlanger Odyssee ohne Wasser und Nahrung im Meer getrieben sind. In langsamen, ruhigen Aufnahmen entwickeln die Künstler Szenen, die an Tableaux vivants des 19. Jahrhunderts erinnern. Die vorhergehende, unsichtbare Katastrophe hat sich in diesem Fall nach einer langen Clubnacht unter einer Discokugel auf dem Dancefloor ereignet. Der Komposition von Gericault entsprechend, türmen sich die muskulösen Körper der Überlebenden auf den Stufen zur Tanzfläche in einer dynamischen Dreieckskomposition, die in einem Fahnenträger gipfelt, der mit einer weißen Flagge auf sich aufmerksam macht. Arien aus einer Händeloper untermalen die Szene atmosphärisch. Ein junges Mädchen, das vorher in Putzfrauenkleidung zu sehen war, verwandelt sich in eine weinende Heilige, die das Schicksal der Geretteten zu betrauern scheint.

Der Österreicher Markus Muntean und die Israelin Adi Rosenblum haben 1992 in ihrer künstlerischen Arbeit zusammengefunden und arbeiten seither gemeinsam unter dem Label Muntean/Rosenblum. Sie leben und arbeiten in ihren Studios in London und in Wien. Im Herbst dieses Jahres wird im MUSAC, Museo de Arte contemporaneo de Castilla y Lèon in Spanien eine große Einzelausstellung der Künstler zu sehen sein und 2007 widmet die Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig dem Künstlerpaar eine umfassende Soloausstellung. Zahlreiche Einzelausstellungen in renommierten Museen zeichnen ihre gemeinsame Ausstellungsgeschichte der vergangenen Jahre: 2005 hatten sie Einzelpräsentationen in London, San Francisco, Berlin und Wien. Im Jahr 2004 widmete ihnen die Londoner Tate Britain und das Australian Centre for Contemporary Art in Melbourne umfangreiche Einzelausstellungen. Die Liste der Gruppenausstellungen umfasst alleine im Jahr 2004 Stationen von der Sao Paolo Biennale, der Saatchi Gallery in London, über das Museum für angewandte Kunst in Wien bis zum Museum für Fotografie in Braunschweig.

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Muntean / Rosenblum