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Mit der Ausstellung Museum of Noise, Mark Bain und James Beckett eröffnen wir als neue Direktorinnen unser Programm für den Kölnischen Kunstverein. Die beiden Künstler Bain und Beckett bewegen sich mit ihrer Arbeit an der Schnittstelle zwischen Konzeptkunst, Soundart und experimenteller Musik.

Für Museum of Noise haben beide Arbeiten entwickelt, die sich mit Wilhelm Riphahns Architektur der Brücke auseinandersetzen, vor allen Dingen mit dem Ausstellungssaal, der mit seinen doppelten Fensterreihen völlig transparent ist und als Vitrine in der Stadt, den direkten Bezug zur Öffentlichkeit sucht. Mark Bain (geb. 1966, Seattle, USA) verwandelt den Saal in einen Lautsprecher. Er installiert Mikrophone an der Außenfassade des Gebäudes, die die Geräusche der Umgebung aufnehmen. Diese werden über Vibrationsumwandler, die Bain an die großen Fensterscheiben des Ausstellungssaal montiert, abgespielt, so dass die Fenster zur Membran und der Ausstellungsraum selbst zum Resonanzraum eines überdimensionierten Lautsprechers werden. Bain löst mit seiner Arbeit die akustische Grenze zwischen Innen und Außen auf und zielt damit auf eine Reflexion der unterschiedlichen Arten öffentlichen Raums und den damit verbundenen Zugänglichkeiten, mit dem der Ausstellungsbesucher, der Fußgänger und die Mitarbeiter des angrenzenden Amerikahauses es hier zu tun haben.

James Beckett (geb. 1977, Harare, Zimbabwe) hat Kopien von Architekturmodellen Riphahns angefertigt, die er im Ausstellungsraum wie Schatten neben den Originalmodellen präsentiert. Der Ausstellungsraum selbst dient ihm dabei als Vitrine. Gleichzeitig spielt er mit der Idee, dass in einer Vitrine Realität in Form von Ausstellungs-exponaten, gedoppelt und zu einem Gegenstand verkleinert wird, so dass Einordnung und Reflexion möglich werden. Vor den doppelten Modellen steht jeweils ein Spaten. Diese Spaten hatte Beckett in einer nicht-öffentlichen Aktion verwendet, um vor den realen Gebäuden Riphahns eine Linie auf die Straße zu ziehen und dabei in der Arbeit einen bestimmten Ton zu erzeugen. Im Ausstellungsraum sind diese Spaten verstummt und nur noch Reminiszenz an den dabei erzeugten Ton. Mit seiner Aktion verweist Beckett einerseits auf Riphahn, der in seiner regen Bautätigkeit ständig neue Materialkombinationen ausprobierte.

James Becketts Interesse an Sound hat sich aus seiner installativen Arbeit entwickelt. Das Projekt A Partial Museum of Noise, das auch im Kölnischen Kunstverein zu sehen sein wird, nimmt darin einen besonderen Platz ein. Es dokumentiert die kulturellen und physiologischen Auswirkungen unterschiedlichster Formen von Lärm und kommentiert gleichzeitig museale Präsentationsformen. Auch in anderen Arbeiten, wie den Monkhouse Traffic Profiles verwandelt Beckett wissenschaftliche Standards und Mess- und Ordnungseinheiten in ästhetische und hinterfragt damit Ihre Unanfechtbarkeit.

Mark Bain, der für Arbeiten bekannt ist, mit denen er die Eigenschwingung von Materie inszeniert, hat an verschiedenen Stellen des Gebäudes Kopfhörer montiert, über die man Geräusche in den Wänden, wie zum Beispiel den Stromfluss, Erschütterungen und Vibrationen des Gebäudes abhören kann. Mittels der körperlichen und akustischen Erfahrung von Architektur erzeugt Bain einen unheimlichen Effekt. Er untersucht darin, ob wir noch Herr über die uns umgebenden architektonischen Strukturen sind oder diese über uns. Auch in Bains Neufassung der Videoarbeit Feed carnivore, in der sich neun unterschiedliche Fernsehkanäle überlagern, scheint die Technik sich zu verselbständigen.

Zur Ausstellung wird ein Katalog mit einem Text von Wolfgang Brauneis erscheinen.