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11. Mai – 25. Aug 2019

Nachbarschaften 2025

Ort: Kunsthaus Dresden und Dresdner Stadtraum

Ein Langzeitprojekt des Kunsthauses Dresden mit zahlreichen Partner*innen der Stadtgesellschaft Dresdens

Die Zukunft hat schon begonnen: Wir leben inmitten einer Veränderung europäischer Gesellschaft und Kultur, die immens spürbar ist und dringende soziale und ökologische Fragen ebenso betrifft wie den Wandel von Öffentlichkeit und Kommunikation in den Stadtgesellschaften. Wie kann Zukunft neu gedacht werden und wie ist es möglich, neue Plattformen zu schaffen, in der Menschen auch jenseits der etablierten Orte und Angebote und der Filter der ’sozialen‘ Medien zueinander finden, um neue Formen der Gemeinschaft und künstlerische Innovation zu erfahren und zu erproben?

Gemeinsam mit mehr als 150 Dresdnerinnen aus verschiedenen Stadtteilen und so unterschiedlichen Partnerinnen wie Kleingärtnerinnen, den Bewohnerinnen eines Hochhauses, dem Staatsschauspiel Dresden, mehreren Geschichtsvereinen, einem Museum für Technik und Wissenschaft sowie einer überregionalen Stiftung für Trauerkultur und natürlich einer Vielzahl an freischaffenden Künstlerinnen und Musikerinnen hat das Kunsthaus eine mehrjährige Strategie entwickelt, die sich den Zukunftsthemen der Stadtgesellschaft widmet. Nachbarschaften ist der gemeinsame Unter- oder Übertitel dieses kollaborativen gemeinsamen Langzeitprojektes, das in den kommenden Jahren künstlerische Innovation auch an Orten in der Gesellschaft vermitteln soll, an denen möglicherweise am wenigsten mit ihr gerechnet wird.

Das kollaborativ angelegte Langzeitvorhaben wurde 2018 in sieben Workshops und von dort ausgehenden Planungsprozessen auf den Weg gebracht. Thematisch waren die Workshops, begleitet durch das europäische Gestalter*innenteam Constructlab sowie das Team des Kunsthauses Dresden, offen entlang einiger zentraler künstlerisch-gesellschaftlicher Zukunftsfragen europäischer Stadtgesellschaften ausgerichtet: Umgang mit Ressourcen, vertikale Nachbarschaften, die Rolle von Gärten in der Stadt für die biologische Artenvielfalt und der Umgang mit privater Trauer, Verlust und Gedenken, der Transfer innovativer Kultur zwischen urbanen und ländlichen Umfeldern.

Nachbarschaften im Kunsthaus und im Dresdner Stadtraum ab 2019

Seit 2019 entstehen Nachbarschaftskonzerte musikalischer Diversität in den Wohnzimmern eines Hochhauses. Die erfolgreiche Uraufführung 2019 des WWH-17-Kammerkonzertes HOCHHAUSMELODIEN unter anderem mit der konzertanten Aufführung zeitgenössischer Kompositionen für Fahrstuhl von Manos Tsangaris und Treppenhaus von Sol-i, Jaei Hyuk Ra, Elias Jurgschat sowie den musikalischen Beiträgen von Sandra Mo, Olicía und dem Elbhang-Quartett fand am 10. November statt. Am 1. März 2020 folgte dann die zweite Ausgabe des Konzertes mit neuen Musikerinnen und Gastgeberinnen: Ezé Wendtoin, Leléka, Tworna und Sandra Mo spielten in vier Wohnzimmer, während die ortspezifischen Kompositionen für den Fahrstuhl und das Treppenhaus des 15-geschossigen Hochhauses von Manos Tsangaris und Sol-i So, Jaei Hyuk Ra und Elias Jurgschat ein zweites Mal gespielt werden konnten. Im Herbst hoffen wir auf eine konsequente Weiterentwicklung der Hochausmelodien, die uns zur Abwechslung in den Garten führen sollen, nämlich vielleicht in das Pendant des Hochhauswohnzimmers – eine Kleingartenkolonie.

Nach einer ersten Ausgabe der Zeitung für Trauer-und Gedenkkultur RUHE IN FRIEDEN mit zahlreichen künstlerischen Beiträgen (die Zeitung ist im Kunsthaus kostenfrei zu erhalten), folgt mit REQUIEM die noch laufende Ausstellung zu aktuellen Perspektiven im Umgang mit Gedenken und privater Trauer. Anlässlich des 75. Jahrestages der Kriegszerstörung und des Kriegsendes in Dresden waren ebenfalls die ROLLING ANGELS in Zusammenarbeit mit norwegischen Künstlerin Marit Benthe Norheim und einem Team von sechs Vermittler*innen im Stadtraum unterwegs, sowie in Zusammenarbeit mit den Parterinstitutionen von # WOD der Gedenkbus REQUIEM FÜR DIE ZUKUNFT. Das ebenfalls gemeinsam initiierte Kolloquium eröffnete internationale Perspektiven zu der Frage, unter welchen Vorraussetzungen ein zukunftsorientiertes Gedenken gelingen kann.

Im Frühjahr ist nun das in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Nana Petzet, dem Boselgarten (Botanischer Garten TU Dresden) sowie Kleingärtnerinnen entwickelte künstlerische Trockenbiotop in der Kleingartenanlage Flora I in der Bergmannstraße in Striesen kurz vor dem Bau. Seit Januar steht die Bautafel auf der Parzelle, das im vergangenen Herbst dafür geerntete Saatgut wird in ehrenamtlicher Arbeit im Umweltzentrum und in Obhut von beteiligten Kleingärtnerinnen angezogen. Der Bau steht in den Startlöchern und wartet darauf, dass der städtische Ausbildungsbetrieb nach einem Ende der vorbeugenden Maßnahmen zur Corona-Pandemie seine Arbeit vor Ort aufnehmen darf. Um dennoch möglichst bald mehr zum künstlerischen Projekt zeigen können, wird derzeit mit Alexander Römer und dem europäischen Gestalter*innenkollektiv Constructlab ein temporärer Pavillion für die Parzelle entwickelt, bis nach dem Abschluss der Baumaßnahmen die dauerhafte mit dem Constructlab-Team entworfene Museumsfiliale für zeitgenössische Kunst und Themen zu Garten und Artenvielfalt auf der Parzelle eröffnen kann.

Ebenfalls in Vorbereitung befindet sich mit Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Kunsthaus Dresden zum Verhältnis von Mensch und Natur und nachhaltigem Umgang mit Ressourcen, deren Eröffnungsdatum durch die aktuelle Schließung der Museen neu geplant werden muss, die aber einen wesentlichen Schwerpunkt im Jahresprogramm 2020 bilden wird.

Eine Gesellschaft für schönes und nützliches Wissen für den Kultur-Transfer zwischen Stadt und Land plant wandernde künstlerisch-musikalische Formate und die Aufführung zeitgenössischer elektronischer Musik mit dem zeitgenössischen Komponisten Jarii van Gohl unter dem Titel Mähdrescherbeats, in dem ausgediente Landmaschinen eine neue Karriere beginnen. Eine gemeinsam mit dem Club der entwerfenden Bürgerinnen der Bürgerbühne entworfene mobile Bühne entwickelt 2020 erste Produktionen für ein Theater von Nachbarinnen in der Nachbarschaft. Künstlerinnen erarbeiten mit städtischen Abfallbehörden und Aktivistinnen, unter anderem der lokalen Cradle-to-Cradle e.V.-Gruppe, Projekte zum Umgang mit Ressourcen, so unter anderem den Spülpalast, ein gemeinsam mit der Künstler/Architektengruppe Umschichten entworfener, multifunktionaler, künstlerischer Bau, der zu einem ältesten und größten Nachbarschaftsfeste der Stadt, der Bunten Republik Neustadt und in Zusammenarbeit mit dem Neustädter Stadtteilhaus mit Mehrweg-Spülen und Solarthermie innovative urbane Feierkultur erprobt.
Nachbarschaften’ ist eine Initiative des Kunsthaus Dresden entwickelt im Rahmen der Dresdner Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“. Gefördert durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung in Zusammenarbeit mit der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, das Kulturhauptstadtbüro der Landeshauptstadt Dresden und im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ durch den Verfügungsfonds Nördliche Johannstadt.

‚Nachbarschaften’ auch ohne Kulturhauptstadt – wir machen weiter!