press release only in german

Das Material der Erinnerung, aus dem sich die Wahrnehmung von Realität speist, gewinnt zwischen konkreter und virtueller Textur, gestern und heute, Gestalt. Die Spurensuche nach dem, was „Wirklichkeit“, „Geschichte“ oder auch „Gegenwart“ ausmacht, findet in den Abdrucken von Mauern und Hauswänden der jungen französischen Malerin Clémence Roudil an den Rändern des Wahrnehmbaren statt. Die in Hamburg ansässige, zwischen den Welten balancierende koreanische Künstlerin Kyung-hwa Choi-ahoi hält ihre Alltagserfahrungen im Strom des Lebens zeichnerisch fest. Matthias Meyers Umwandlung chronologischer Erzählweise in bildliche Überlagerung verweist auf den Ursprung des Films in der Fotografie und auf das Erinnern als Akt der Überschreibung und Verdichtung. Während Dorothee Daphi verklungene Ereignisse auf Tonbändern buchstäblich verstofflicht und die japanische Künstlerin Naho Kawabe die flüchtigen Reflexe eines vergangenen Sonnenmoments in fragilen Schattenzeichnungen aus Kohlestaub festhält, fängt Susanne Sander die Splitter gesellschaftlicher Zeitenwende fotografisch ein. Daran knüpfen die verlassenen Interieurs der finnisch-französischen Künstlerin Lumi Lausas an, in denen die Reminiszenzen privater Geschichte(n) aufleuchten, auf die auch die korrodierten Fundstücke in Ole Henrik Hagens mehrschichtiger Fotomalerei verweisen. Das Überschreiben und Konsumieren von Historie im Reenactment zwischen kollektivem Nachbild und individuellem Trugbild macht die filmische Fotoserie Consuming History der rumänischen Künstlerin Carmen Dobre-Hametner (Teilnehmerin der Venedig-Biennale 2015) sichtbar. Die Protagonisten der Kurzfilme von Andrija Jovanović und Luka Papić aus Belgrad sowie Diana Carolina Sánchez aus Bogotá wiederum begeben sich auf ihrer jeweiligen Suche nach der verlorenen Zeit auf innere (Alb-)Traumreisen. Und in den fast abstrakten Bewegtbildern von Aron Sekelj, ebenfalls aus Belgrad, erzählt die Landschaft selbst vom Krieg, der sich in deren Oberflächen und Schauplätzen eingeschrieben hat.

Gefördert von der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg. Die Neurealisierung der Arbeit Consuming History (2015) von Carmen Dobre -Hametner wurde ermöglicht durch das Rumänische Kulturinstitut Berlin.