artist / participant

curator

press release only in german

Eröffnung: 23. September 2008

Die Einzelausstellung „Früchte der Arbeit“ besteht aus einer Installation und einer Reihe von Vorträgen, die die Künstlerin Natascha Sadr Haghighian (*1999) speziell für den Frankfurter Kunstverein entwickelt hat. Ausgangspunkt für Sadr Haghighians ortspezifische Installation bildet die Auseinandersetzung mit Geld- und Währungssystemen.

Seit dem 13. Jahrhundert wird die Geschichte der Stadt Frankfurt am Main mit der Rolle als Zentrum des Waren- und Geldhandels in Verbindung gebracht. Seit dem 11. Jahrhundert ist die Stadt Messeplatz und entwickelt aus dem daraus entstehenden Barvermögen das Bankenwesen. Im 16. Jahrhundert wird schließlich die Börse gegründet. Neben der Börse ist Frankfurt am Main auch noch Sitz der Deutschen Bundesbank sowie der Europäischen Zentralbank und steht damit im Mittelpunkt des europäischen und weltweiten Geldhandels. Der Föderalismus hat unter anderem dazu geführt, dass Frankfurt seine Rolle als Geldstadt über so lange Zeit beibehalten konnte. Jede Institution hat ihren Platz – in Deutschland ist das Geld in Frankfurt zu Hause.

Geld ist eine abstrakte Größe, die dennoch maßgeblich unser alltägliches, praktisches Leben bestimmt. Wert, wie er im Geldhandel besteht, oder auch vernichtet wird, steht in einem komplizierten Verhältnis zu der im letzten Jahrhundert entwickelten Regulierung von Arbeit und ihrem Lohn.

Während die Einführung der stabilen Währung des Euro die Außenhandelsbeziehungen der Europäischen Union gestärkt und stabilisiert hat, halbierte sich das Geld der Bevölkerung scheinbar über Nacht in seinem Wert. Geldschöpfung und Geldvernichtung stehen oft nicht nachvollziehbar und daher widersprüchlich nebeneinander. Wie hat sich die Währungsunion auf die Bevölkerung ausgewirkt und wie geht sie damit um? Erzählungen aus der Zeit des II. Weltkriegs beschreiben Geschichten von Geldscheinen, auf denen der Wert von einer Million Reichsmark aufgedruckt war, die trotzdem aber nur für den Kauf eines Brotes ausreichten. Nicht annähernd so drastisch, aber dennoch erstaunlich entwickelten sich die Preise einige Zeit nach der Umstellung der DM auf den Euro. Häufig muss man sich wundern, dass man für den Kaffee, der zuvor 3 DM kostete, heute 3 Euro bezahlt. Wie kommt so etwas zustande? Was ist Inflation und wer definiert Werte?

Mit der Installation „Früchte der Arbeit“, die für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein entstehen wird, visualisiert Natascha Sadr Haghighian auf eine humorvolle Art die Projektionen und Erfahrungen, die der Wandel von DM zum Euro mit sich brachte. Im oberen Stockwerk des Frankfurter Kunstvereins verbindet eine Treppe die Räume des neuen mit denen des historischen Gebäudes. Für die Installation „Früchte der Arbeit“ wird dieser Übergang durch eine große Glasscheibe räumlich getrennt. Im vorderen Raum steht ein „Allesbrennerofen“ dessen langes Ofenrohr durch die Glasscheibe in den zweiten oberen Raum reicht. Neben dem Ofen stapeln sich Briketts aus zerschnittenen entwerteten Banknoten. Durch die Glasscheibe ist der obere Raum unzugänglich und wird zum Display. Dahinter ist die „Rauchfahne“ des Ofenrohrs zu sehn, die durch Äpfel symbolisiert wird. Die Apfelwolke wird von wechselnden Lichteffekten in Szene gesetzt und multipliziert sich in farbigen Schatten an den Wänden des sonst leeren Raums. Durch die Scheibe hört man dumpfe Klänge von Technomusik.

Die Ausstellung wird von Vorträgen begleitet, in welchen die Vorgänge der Europäischen Währungsunion nachvollziehbarer gemacht und theoretisch angereichert werden. In Zusammenarbeit mit Wirtschaftswissenschaftlern, Historikern und Frankfurter Bürgern möchte die Künstlerin das Thema und den Ort des Finanzhandels reflektieren und zur Diskussion stellen.

Die Eintrittskarten zur Ausstellung können in einem benachbarten Kiosk zum halben Preis erworben werden.

Kuratorin: Chus Martínez (Direktorin Frankfurter Kunstverein)

Die Ausstellung Natascha Sadr Haghighian: "Früchte der Arbeit" wird unterstützt von: sound for friends music

only in german

Natascha Sadr Haghighian: Früchte der Arbeit
Kuratorin: Chus Martinez