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Eröffnung: Mittwoch, 14. September, 18 Uhr
Kuratorin: Marenka Krasomil

Natascha Sadr Haghighian schafft Arbeiten, die sich in großräumigen Installationen, Video- und Audioarbeiten, aber auch in performativen Interventionen im öffentlichen Raum oder durch Texte manifestieren und dadurch alternative Wissensformen, politische Handlungsspielräume und -grenzen sowie gesellschaftliche Limitierungen erfahrbar machen. Die Untersuchung sowohl von sozio- und technokulturell bedingten Sehgewohnheiten und Blickregimen als auch der Militarisierung von zivilen Strukturen bilden dabei wiederkehrende Motive. Mit ihrer Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein führt Natascha Sadr Haghighian diese Interessen fort, indem sie eine neue Applikation zur Blickkorrektur als zentralen Untersuchungsgegenstand wählt. Während es bei Anwendungen wie Skype zum Phänomen der Parallaxe kommt, bei dem sich die Blicke verfehlen, erkennt die Applikation CatchEye Gesichter im Video und richtet die Augen so aus, dass die Personen direkt in die Kamera zu blicken scheinen. Entwickelt von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und dem Israel Institute of Technology (Technion), basiert CatchEye auf Technologien, die in enger Verschränkung mit militärischer Forschung entstanden sind und ihren Weg in den kommerziellen Gebrauch gefunden haben. Im laborähnlichen Ausstellungsraum operiert die Software auf Computermonitoren, die in einem skulpturalen Tierrückenpräparat implantiert sind. Der Anatomie einer übergroßen Maus ähnelnd, erinnert die technomorphe Gestalt an gentechnisch modifizierte Lebewesen wie die Vacanti-Maus oder die OncoMouse™. Die OncoMouse™ (Krebsmaus) erlangte Bekanntheit als erstes transgenetisches, patentrechtlich geschütztes Säugetier. In diesem Sinne verkörpert onco-mickey-catch auch die Auflösung der Grenzen zwischen Körper und Technik und stellt Formen des menschlichen Selbstverständnisses sowie Vorstellungen von sozialen Beziehungen neu zur Diskussion.