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NATUREHUMANCITY ist die dritte Einzelausstellung des slowakischen Künstlers und Oskar-Cepan-Preisträgers 2008 in den Räumen der Emmanuel Walderdorff Galerie.

Svätopluk Mikyta arbeitet seit einigen Jahren an einer Reihe von Überzeichnungen, die in Zyklen zusammengefasst und installativ aufbereitet werden. Er geht dabei von vorgefundenen fotografischen Reproduktionen mit bestimmter druckgrafischer Qualität aus und überarbeitet diese mit dem Zeichenstift. Diese Eingriffe geschehen teils nahezu unmerklich, teils streng formalistisch, stets jedoch mit untrüglichem Gespür für die grafischen Möglichkeiten der Vorlagen und für ihre historische Essenz, die in ihnen verborgene kollektive Psychologie. Wir sehen, wie sich der Künstler halb vergessene Bilder vorfaschistischer Paradeästhetik aneignet und in längst vergangenen Formationsballetten und Menschenpyramiden auf durchaus zeitlose Utopien stößt, sehen aber auch, wie Historie immer aus einer Summe von Individuen besteht.

In dem Zyklus Reportrait II, der sich ganz auf die Manipulation individueller Physiognomien konzentriert, lässt sich die Vielschichtigkeit dieser Vorgehensweise exemplarisch ablesen. Fein überzeichnete Portraitköpfe stehen neben strengen Schwarzflächen, gänzlich Überzeichnetes wechselt mit eben noch Freigelassenem ab. Wir sehen vorwiegend zwei Bearbeitungen des gleichen Buchfragments beieinander, als ob wir es mit der Keimzelle eines Filmes zu tun hätten. Die durchweg kleinformatigen Blätter befinden sich in antiken Rahmen unterschiedlicher Ausmaße und werden zu einer entfernt symmetrischen Formation arrangiert. Eine an die Wand gemalte Überform fasst die Komposition zusammen und kontrastiert mit plakativem Rot das Schwarzweiß von Zeichnung und Rahmen. Von weitem betrachtet dominiert diese rote Form die Installation und bannt den ersten Blick. Der wendet sich im spielerischen Rhythmus der Geometrie bald den verfremdeten Antlitzen zu, denen der Zeichenstift des Künstlers mit grafischer Eleganz eine Lebendigkeit verleiht, die in ihrer bemerkenswerten Präsenz geradezu gespenstisch anmutet.

Diese Vergegenwärtigung eines historischen Menschenbildes nimmt innerhalb der Überzeichnungen eine zentrale Stellung ein. Mittlerweile wendet sich Mikyta, das Motivspektrum gezielt erweiternd, immer häufiger den Darstellungen von Landschaft (NATURE) und Architektur (CITY) zu. Beide Sujets werden mit derselben magischen Zeichnung animiert und nahtlos in die Konzeption der ästhetischen Erinnerung eingefügt. So erscheinen Natur und Stadt in der Bearbeitung Mikytas nicht mehr gegensätzlich, sondern als gleichermaßen vom Menschlichen ausgehende Vorstellungskräfte (HUMAN).

Parallel zu den Überzeichnungen arbeitet Mikyta an mehreren anderen, teils sehr umfangreichen Werkgruppen. Neben einem Zyklus von Zeichnungen, in denen der Künstler tagebuchhaft in einer nicht enden wollenden Vielfalt poetischer Situationen auftritt, entstehen Arbeiten, die sich mit dem kulturellen Reichtum, aber auch mit der komplizierten nationalen Identität seines Heimatlandes beschäftigen und dabei virtuos mit Mythen, Symbolen und politischen Verweisen jonglieren. Das Zeichnerische bleibt dabei immer im Mittelpunkt, wird jedoch in mannigfaltige andere Disziplinen wie Keramik/Porzellan, Druckgrafik, Assemblage oder Videoperformance transponiert.

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Svätopluk Mikyta
NATUREHUMANCITY