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Eröffnung: 3. Mai, 19 Uhr

Der 1957 geborene Nedko Solakov ist zweifelsohne der international bekannteste und in seiner Heimat angesehenste Künstler der jüngeren Generation Bulgariens. Seit Anfang der neunziger Jahre hat er mit zahlreichen Ausstellungen und wichtigen Ausstellungsbeteiligungen weltweit auf sich aufmerksam gemacht, darunter in den Biennalen von Venedig, Sao Paulo, Istanbul, Kwangju und Lyon sowie in der Manifesta von Rotterdam. Einzelausstellungen in bedeutenden Museen (Museum Ludwig in Köln, Museo Nacional de Arte Reina Sofia in Madrid und Rooseum in Malmö) sind in Planung. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts entwickelte Solakov eine eigenständige und facettenreiche Handschrift, die mit ihrer Mischung von Witz und Ernst, Klarheit und Komplexität, Präzision und Phantasie eine unverwechselbare Position in der Kunst der neunziger Jahre erobert hat.

Wie sein berühmter Landsmann Christo, der im Gegensatz zu ihm Bulgarien früh verlassen hat, erhielt Nedko Solakov eine handwerklich perfekte Ausbildung an der Kunstakademie in Sofia. Er erwarb dort ein ähnlich meisterhaftes malerisches und zeichnerisches Können, das er trotz seiner künstlerischen Entwicklung in eine konzeptuelle Richtung stets als wirkungsvolles Mittel beibehielt. Auch in seinem neuesten Werk “Romantic Landscapes with Missing Parts”, das in Berlin zum ersten Mal präsentiert wird, bedient er sich des traditionellen Mediums Malerei und verlängert es mit dem ihm eigenen Humor in eine geistreich-ironische Rauminstallation.

Wie schon in früheren Arbeiten bezieht Nedko Solakov aus klassischen Werken der Kunstgeschichte die Ingredienzen für seine fiktiven, häufig absurden Erzählungen. In der zwölfteiligen Reihe von »repräsen- tativen« Gemälden, wie der Künstler die in altmeisterlicher Manier gemalten Bilder unserer Ausstellung nennt, jongliert er mit den Klischees der Romantischen Landschaft im Sinne Caspar David Friedrichs. Solakov zitiert zwar Bildrhetorik und Konstruktionsschemata der deutschen Romantik, läßt jedoch deren theoretischen Überbau verschwinden: »Solakov will die heimelige Hausversion des Romantischen«, wie Peter Herbstreuth im Katalog beschreibt. Alle Bilder weisen folgerichtig »a missing part« auf, eine Leerstelle, die den Betrachter irritieren soll. Mal fehlt auf den Bildern der Mond, mal ein Boot, mal ein Vogelschwarm, mal eine Lichtspiegelung; allesamt bedeutungstragende Chiffren im Friedrichschen Kosmos. Schließlich liest der Galeriebesucher hilfesuchend die Beschriftung der Bilder, auf der Solakov akribisch genau konstatiert, was den einzelnen Kompositionen jeweils »fehlt«. Solakov dekonstruiert damit überlieferte kunsthistorische Vorstellungen und Erwartungshaltungen des Rezipienten und stellt sie in Frage: »do-not-trust-me-or-yourself-too-much«, wie er formuliert.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Hatje/Cantz Verlag mit Texten von Peter Herbstreuth, Brigitte Reinhardt und Alexander Tolnay zum Preis von 16 EUR, die neben den “Romantic Landscapes with Missing Parts” Solakovs Arbeiten der letzten zehn Jahre dokumentiert.

Parallel zu unserer Ausstellung zeigt die Galerie Arndt & Partner (10117 Berlin, Zimmerstr. 90/91) eine Auswahl von Ölstudien, die der Künstler zu der Reihe “Romantic Landscapes with Missing Parts” geschaffen hat. Am Abend unseres Eröffnungstages wird die Galerie von 18 bis 21 Uhr ebenfalls geöffnet sein und am Sonntag, dem 5. Mai, um 12 Uhr wird der Künstler dort einen Vortrag zu seinen Werken halten.

Die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Ulmer Museum entstand, wird dort vom 7. Juli bis 1. September gezeigt.