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Eröffnung: Freitag, 5. September 2008 19–21 Uhr

Glitzernde Alufolie, erotische Hüllen, weicher Samt, Malerei vom Trödel und Klebeband – das sind einige der sinnlichen, manchmal auch finsteren und unheimlichen Komponenten in der Malerei von Neil Gall. In seiner Arbeit verwebt der schottische Künstler Schnipsel und Fundstücke der Gegenwartskultur zu verblüffenden Nonsens-Erzählungen. Jeder Stoff offenbart in Galls vielschichtigen Kompositionen seine innere Bewegung und haptische Qualität, zieht die Betrachter ins Bild hinein und führt sie wieder aus ihm hinaus. Eine Feder zittert davon. Bänder schlängeln sich quer über die Leinwand. Klebeband würgt oder spaltet mal in erotischer, mal in aggressiver Weise. Der Blick ruht eben noch auf pastoralen Landschaften in der Ferne, fällt dann aber unvermittelt durch eine Trompe-l'oeil- Oberfläche auf die Galeriewand dahinter. Neil Gall versteht es, unsere Sinne zu reizen und zu überreizen, indem er uns auf mehreren Ebenen hinters Licht führt.

So komplex wie seine Bildkomposition ist auch Neil Galls Arbeitsprozess. Der Künstler nutzt Medien, die sich gegenseitig bereichern und auf einander verweisen: Collage, Fotografie, Assemblage, Zeichnung, Malerei und Skulptur. In aufwändigen Einzelschritten werden Objekte von einem Medium in das andere transponiert und finden ihren Platz auf einer wunderbar detailreichen Oberfläche. Die hyperrealistische Darstellung banaler Inhalte gerät paradoxerweise zu einer Abstraktion, die an das Fantastische, wenn nicht gar an das Monströse grenzt. Die Titel seiner Werke entlehnt Gall vergessenen britischen Science Fiction-Romanen. Auch sie dokumentieren das Interesse dieses Künstlers an der Gegenwart des Surrealen inmitten des Gewöhnlichen.

Bei seiner ersten deutschen Ausstellung in der Galerie ScheiblerMitte zeigt Neil Gall großformatige Ölmalerei und neue Skulpturen. Letztere sind Kunstharzabgüsse von Gegenständen, die zuvor beim Malen als Vorlagen dienten. In diesen Skulpturen schließt sich ein Kreis der Selbstreferenz, der den Arbeitsprozess dieses Künstlers auszeichnet.

Neil Gall, 1967 in Aberdeen geboren, hat an der Slade School of Art in London studiert. Er lebt und arbeitet in London. 2007 ist die Monografie Shelf Life und 2008 der Sammelband Collage: Assembling Contemporary Art bei Black Dog Publishing erschienen.