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Pressetext:

Vernissage: am Freitag, den 26. September, 18 bis 21 Uhr

Mit der Gruppenausstellung »Nein Tanz Ja« setzt »Krammig & Pepper Contemporary« ihre traditionelle Kooperation mit Gastkuratoren fort. Pieter Slagboom (*1956 in Valkenisse, Niederlande), ein niederländischer Kulturschaffender und Künstler der Galerie, macht Architektur zum Schwerpunkt seiner extra für Berlin konzipierten Show. Architektur ist hier das Prisma, durch das er Berlin betrachtet. Diese weist in seinen Augen eine enorme Präsenz auf: „Die Stadt (Berlin) ist durch ihre Architektur geprägt, von der physischen genauso wie auch von der mentalen. Berlin entwickelt diverse Perspektiven, die weltweit wirken. Die künstlerischen Arbeiten, die ich für diese Ausstellung ausgesucht habe, gehen auf einen gemeinsamen Nenner zurück: die psychologische Aktivität der Architektur. Ein weiterer gemeinsamer Punkt ist das breite Spektrum an Wahrnehmungs- und Interpretationsmöglichkeiten all dieser Arbeiten…" (Pieter Slagboom)

In der Ausstellung »Nein Tanz Ja« präsentiert Pieter Slagboom sechs Künstlerpositionen aus Belgien, Holland und USA.

Mit freundlicher Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande

Anne Ausloos (*1954 in Schoten, Belgien) zeigt im Keller zwei Videoarbeiten, in denen sie die Kraft und die Veränderungen der Tonerde unter Einfluss von Gravitation wie auch von weiteren Urelementen visualisiert. Sie verwendet diverse Tonarten, künstliche oder natürliche, die sie selbst in vielen Ländern findet. Ballone aus nicht gebranntem feuerrotem Ton bewegen sich in einem Aquarium auf dem Bildschirm. Eine eigenartige Dynamik dieser Bewegungen ruft mit der Zeit Assoziationen zum Urzustand hervor. Die weiteren Arbeiten im Keller sind Objekte aus Klopapier. Die amorphen Gestalten, scheinbar schlapp und widerstandslos, sind jedoch Resultat eines natürlichen Widerstandes der Materialien.

Die Bedeutung der Farbplastiken von Bettie van Haaster (*1957 in Vogelenzang Niederlande) liegt im Prozess ihrer Herstellung. Während der Arbeit entwickelt die Künstlerin eine äußerst komplexe, leicht zerbrechliche Balance zwischen Bestätigung und Ablehnung. Die Ambivalenz ist hier zum Thema erhoben. So sagen auch die Titel nichts und zugleich etwas über das Werk. Das Figurative drückt sich vielmehr in den Titeln der Arbeiten, wie »Hof«, »T-Gabelung«, oder »Landungsbahn« aus, als in den Bildern selbst. Diese sprechen ihre eigene Sprache.

Gordon Matta-Clark (*1943 in New York - 1978) gehört bereits zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts, der neue Maßstäbe in die Kunst der Architektur brachte. Er entwickelte flüchtige Konstruktionen als Entwürfe von gesellschaftlichen Möglichkeiten, als Interventionen des urbanen Raumes, als Aufbau eines sozialen Gedächtnisses. Pieter Slagboom entdeckte bei den bekannten Antwerpener Sammlern Florent Bex und Lieve De Deyne einige Arbeiten, die Gordon Matta-Clark für sein Antwerpener Projekt »Office Baroque« (1977-78) schuf. Bei diesem Projekt, das von Florent Bex, dem Direktor des Museum van Hedendaagse Kunst in Antwerpen geleitet wurde, sägte Gordon Matta-Clark konische Schnitte durch mehrere Geschoße eines leerstehenden fünfstöckigen Geschäftsgebäudes in Antwerpen. Eine der präsentierten Zeichnungen zeigt die drei kreisförmigen Kaffeeränder, die eine entscheidende Rolle für die Entwicklung der Schnittform in diesem Projekt gespielt hatten. Die weiteren Zeichnungen aus dem Archiv Bex - De Deyne werden der Öffentlichkeit zum ersten Mal präsentiert.

Die Arbeiten von Ben Sleeuwenhoek (*1951 in Middelburg, Niederlande) werden ebenso von Architektur mitbestimmt. In Berlin zeigt er unter anderem seine Fachwerkstrukturen. Es geht ihm hier darum, Balance und Stabilität zu ergründen. Die statische Balance erzeugt er in seinen Arbeiten mit strengen geometrischen Formen, nimmt sie jedoch sofort zurück, indem er diverse Gegenstände in diese Strukturen hinein platziert.

Nanda Runge (*1970 in Leiden, Niederlande) widmet sich der Architektur. Sie zeichnet Häuser aus der ganzen Welt. Ihre VIB’s – Very Important Buildings – findet sie in den Städten der ganzen Welt, unter anderem New York, Den Haag und Berlin. Erst sucht sie vor Ort nach Motiven und fotografiert sie. Die Fotos dienen dann als Vorlagen für ihre auf das Wesentliche reduzierten Zeichnungen. Zumeist verwendet Nanda Runge chinesische Tinte, die das Werk eher wie eine flüchtige Erinnerung wirken lässt. Die architektonischen Besonderheiten hebt sie jedoch hervor. Das Gebäude ist für Nanda Runge eine Art Gerüst für ihre eigene mentale Situation. Ihre Arbeiten sind keine detailgetreuen Abbildungen, vielmehr sammelt sie Eindrücke, die durch unterschiedliche Wahrnehmungssituationen entstehen. Während dieses Sammelns lässt sie langsam das Unwichtige in Details aus dem Ganzen verschwinden. Als Resultat entsteht dann ein großes ideales Gebäude, ein Symbol des Unerreichbaren, dessen Materialien nicht Stein oder Holz, sondern Licht und Luft sind.

Marenne Welten (*1959 in Oosterhout GLD, Niederlande) versteht es, architektonische und mentale Innenräume in ihrer Kunst zu erzeugen. In Berlin präsentiert sie Arbeiten, in denen solche Themen wie Streit um den Hausbesitz oder der von außen aufgezwungene Aufenthalt in einem Haus behandelt werden. Ein kleines Kind ist gezwungen, in seinem Elternhaus zu leben. Es hat noch keinen eigenen Willen, es zu verlassen. Ein Haus kann deshalb unter Umständen ein Symbol für Unsicherheit, Gefahr, Bedrohung werden. In Bildern bei Marenne Welten existieren mehrere Geschichten neben- und ineinander. Sie entwickelt ihre Motive durch ihre eigenen, entfremdeten Erfahrungen und versteht es, ihre eigenen Projektionen über die Wirklichkeit zu legen. Erinnerungen an die persönlichen Erlebnisse mischen sich mit den Bildern ihrer Fantasie. Ihre Werke sind geprägt von einfachen Konturen, die eher schemenhaft und traumartig wirken.

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With the group exhibition »Nein Tanz Ja« the gallery »Krammig & Pepper Contemporary« continues its traditional cooperation with guest curators. Pieter Slagboom (*1956 inValkenisse, Netherlands), a Dutch art creator and artist of the gallery, centres architecture for a show especially made for Berlin. Here, architecture is the prism through which he looks at Berlin. For him, it possesses an enormous presence: “The meaning of Berlin is engraved in the architecture of the city. As important as the physical architecture though is the mental architecture of Berlin. Berlin develops diverse perspectives which have a great affect all over the world. The works I’ve chosen trace back to a common denominator: the psychological activity of the architecture. Furthermore the wide spectrum of possibilities of perception and interpretation of all these works composes another point in common…” (Pieter Slagboom)

In the exhibition »Nein Tanz Ja« Pieter Slagboom presents six positions from Belgium, Holland and the USA.

Anne Ausloos (*1954 in Schoten, Belgium) shows in the basement two video works in which she visualises the power and the expulsion of clay under the influence of gravitation and other primal elements. She uses diverse types of clay, commercial clay and base material, which she searches on her own in many countries. Visible on the screen there are balloons made of non kiln-dried, flame red clay moving in an aquarium. Little by little a curious dynamic of flow/agitation causes associations of the ancestral conditions. The further workings are made of toilet paper. The amorphous figures, apparently floppy and unresisting, are the results of a natural resistance of the material.

The importance of the paintings made by Bettie van Haaster (* 1957 in Vogelenzang, Netherlands) lies in the process of the production. While working the artist develops an extreme complex and very fragile balance between affirmation and disaffirmation. The ambivalence is elevated to the topic of the work. In this manner the titles tell nothing and at the same time something about the work. According to that, she expresses the figurative aspect more in the titles like »Yard « »T-junction « or »Runway « as in the pictures themselves. They speak their own language.

Gordon Matta-Clark (*1943 in New York – 1978) belongs already to the most important artists of the 20th century who set new standards to the art of architecture. He created hasty constructions for a draft of social possibilities, an urban space’s intervention and a composition of a social memory. Pieter Slagboom discovered some of the works by the well-known collectors Florent Bex und Lieve De Deyne which Gordon Matta-Clark made for his project »Office Baroque« (1977-78) in Antwerpen. For this project which was led by Florent Bex, the director of the Museum van Hedendaagse Kunst in Antwerpen, he sawed conical cuttings through several floors of an empty business building in Antwerpen. One of the presented drawings shows the three circular coffee spots which played an important role for the development of the cutting shape in this project. The further drawings will be officially presented for the first time.

The works of Ben Sleeuwenhoek (*1951 in Middelburg, Netherlands) are determined by architecture, as well. In Berlin he shows upon other terms his half-timbered studies. Here, it’s the matter of finding out what balance and stability means. Due to this he creates the static balance with the help of strict geometrical forms and however, takes them back immediately while placing several things in these certain structures.

Nanda Runge (*1970 in Leiden, Netherlands) applies herself to architecture. She draws buildings from all over the world. She finds her VIB’s – Very important buildings – in the whole world’s cities, upon other locations in New York, Den Haag and Berlin. First, she searches on location for motives and later photographs them. These pictures serve as scheme for her to the essential decreased drawings. Most of all she uses Chinese ink which lets the working appear like a hasty memory. Nonetheless she underlines the architectonic highlights. For Nanda Runge the building is a kind of frame for her own mental situation. Her works aren’t detailed copies; she rather collects her impressions which emerge from different perception situations. During this collection she lets the unimportant details slowly disappear from the ensemble. In consequence a big perfect building occurs, a symbol of the unreachable whose materials are not made of stone or wood but of light and air.

Marenne Welten (*1959 in Oosterhout GLD, Netherlands) creates architectonic and mental interior in her art. In Berlin she presents workings which deal with topics like a dispute about house property or a forced stay in a house. For example a little child is forced to live in the parental household. It doesn’t have an own will leaving it. Therefore a house may become a symbol of insecurity, danger and menace. In Marenne Welten’s pictures there exist several stories coexistent and interleaved. She develops her motives through her own estranged experiences und knows how to lay her own projection over the reality. Memories of personal experiences are mixed with the pictures of her fantasy. Her works are chracaterized by simple outlines which seem to be more apparitional and dreamy.

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Nein Tanz Ja

Künstler: Gordon Matta-Clark, Anne Ausloos, Bettie van Haaster, Nanda Runge, Ben Sleeuwenhoek, Marenne Welten