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Mit der umfangreichen Retrospektive «Open Space» der Zürcher Malerin und Plastikerin Nelly Rudin wird im ausklingenden Jubiläumsjahr des Museums Haus Konstruktiv eine wichtige Vertreterin der Nachfolgegeneration der Zürcher Konkreten gewürdigt. Die Einzelausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin entsteht, wird das Schaffen Rudins seit Ende der 1950er Jahre bis heute breit dokumentieren. Neben den Leihgaben der Künstlerin werden auch zentrale Werke Rudins aus privaten und öffentlichen Sammlungen weltweit zu sehen sein. Im Erdgeschoss realisiert Nelly Rudin zum ersten Mal eine begehbare Rauminstallation, die die große Ausstellungshalle in ein offenes Bild verwandeln wird. Die Retrospektive von Nelly Rudin wird von einer umfangreichen Ausstellungspublikation begleitet.

Die 1928 in Basel geborene Künstlerin Nelly Rudin gilt als wichtige Vertreterin der konkreten Kunst und zählt zum Kreis der «Zürcher Konkreten» die mit Max Bill, Verena Loewensberg, Camille Graeser und Richard Paul Lohse ihren Anfang nahm. Rudins Werk, das weit über die Schweizer Grenzen hinaus wahrgenommen wird und in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten ist, zeugt von einer systematischen Auseinandersetzung mit der konkreten Formensprache der Geometrie. Mit ihren ab 1976 einsetzenden und kontinuierlich weiterentwickelten neuartigen Bildtypen – den rahmenbemalten Bildobjekten und den gänzlich freistehenden Acrylglasprismen – tritt Rudin von der zweidimensionalen Bildfläche in den Raum vor und verleiht damit der konkreten Kunst wesentliche Impulse. Rudins Neusetzungen zeigen, dass die konkrete Kunst neben sachlicher Klarheit auch ein grosses Potenzial an lustvollen Überraschungen bereithalten kann.

Im Zwischenbereich von Fläche und Raum

Wie viele Künstlerinnen ihrer Generation durchlief Nelly Rudin zuerst eine Ausbildung in graphischer Gestaltung und Typographie, die sie 1950 in Basel abschloss. Angewandtes Arbeiten und künstlerisches Tun liefen damals bei vielen KünstlerInnen Hand in Hand. Man interessierte sich für die visuellen Erscheinungsund Wahrnehmungsformen der Alltagskultur und fühlte sich verpflichtet, der Alltagskultur gestalterisch Rechnung zu tragen. Begriffe wie «Gestaltung» und «die schöne Form» waren Ausdruck dieses Strebens.

Den konkreten Grundsätzen verpflichtet, interessiert sich Nelly Rudin von Anfang an für die verborgenen Kräfte der Geometrie und für spezielle Fragen der Sinnesorganisation und Wahrnehmungsfähigkeit. Ihr Schaffen zielt konsequent auf Reduzierung und Verknappung der darstellerischen Elemente (Farbe, Form, Linie, Licht, Raum, Material), die auf eine bis ins Letztmögliche vereinfachte Bildsprache hinauslaufen.

Drei zentrale Fragestellungen, die alle die Erforschung der Randzone betreffen, kennzeichnen Rudins Werk: Bildobjekte, die in den Raum vorstossen und deren Seitenflächen eine eigene Rolle spielen; Aluminiumobjekte auf der Wandfläche oder freistehend im Raum und Acrylglasobjekte, deren Transparenz die Konstruktion und den Raum sichtbar machen und die gleichzeitig auch Farbträger sind.

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Nelly Rudin
Open Space