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NEW PERSPECTIVES IN PAINTING

Christoph Rode, Daniel Schwarz, Benjamin Burkard, Johanna Silbermann

Eröffnung: 20. September 2020, 15 - 18 Uhr

Die Ausstellung „New perspectives in painting“ im Museum Modern Art in Hünfeld zeigt eine Auswahl von aktuellen Strömungen und Tendenzen in der Malerei. Die Künstler Benjamin Burkard, Christoph Rode, Daniel Schwarz und Johanna Silbermann zeigen eine wunderbare Palette der Möglichkeiten des Genres. Die Malerei fungiert als Königsdisziplin, als Quintessenz der Künste. Oftmals wurde die Malerei für tot erklärt, 1966 schuf Jörg Immendorf das Bild „Hört auf zu malen“, „Ende der Malerei und Malerei nach dem Ende der Malerei“ (1998) lautet der bezeichnende Titel eines Buches von Johannes Meinhardt. Die Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts ist dahingehend apokalyptisch, dass ihr Untergang zugleich Aufgang ist. 
 Die Malerei erlebte eine Renaissance, wurde in zahlreichen Ausstellungen gewürdigt und erfreut sich anhaltender Beliebtheit. Von Stefan Germer als ein „kommodes Format“ 
 (Texte zur Kunst) bezeichnet, kann sie in beliebiger Größe zu niedrigen Produktionskosten hergestellt werden. „Die Malerei ist besonders gut dazu geeignet“, schreibt Isabelle Graw in der Diskussion „Über Malerei“, „die mit dem Erwerb eines Kunstwerks grundsätzlich einhergehende Hoffnung zu nähren, dass ein unmittelbarer Zugriff auf die Person und das Leben des Künstlers .. möglich sei.“ Wir reden hier von eigener Handschrift, von Wiederer- kennungswert und natürlich immer von Unikaten. Das macht die Faszination des Mediums aus. „Malerei lebt von der Suggestion“. Nach Hegel „sehen wir in den Gebilden der Malerei nur das, was in uns selbst wirkt und tätig ist.“ Sie scheint mit Leben vollgesogen und das macht sie auch heute so unwiderstehlich... Die Künstler, die gezeigt werden, überzeugen durch eigenständige individuelle Positionen, sind auf Ausstellungen und Messen im In- und Ausland in Erscheinung getreten und bestechen durch herausragende Qualität. Die Künstler sind in dem Segment der jungen Kunst anzusiedeln, haben eine fundierte Ausbildung und das Studium beendet. Sie liefern neue Impulse und malerische Virtuosität. Jeder Künstler erzählt seine eigene Geschichte, zeitgenössisch ausformuliert, mit Experimentierfreude und grenzenloser Lust an der Farbe. Der Fokus liegt auf der Wichtigkeit des Einzelbildes, jeder Künstler hat viel Raum für seinen eigenen Kosmos. Die Verbindung zwischen den vier Künstlern ist der Raum, Innenraum und Außenraum, der auf unterschiedliche Weise interpretiert wird und mit der Natur korrespondiert. 
 Im Laufe der Ausstellung wird es Führungen nach Termin durch den Kurator Philipp Schumann geben. Der an der Ausstellung beteiligte Künstler Daniel Schwarz wird die Malschule aktivieren und Kurse anbieten.

Zu den ausgewählten Künstlern:
Surreal anmutende Katastrophenszenen, Farbschlachten und Maschinenwelten - das sind die leidenschaftlichen Themen des jungen Malers Benjamin Burkard. Maschinen oder Maschinen- teile bekommen häufig die Gestalt tierischer oder menschlicher Wesen, technische und biomorphe Bildelemente verschmelzen. Die Zerstörung und der Zufall sind Teil der Bild- findung. Virtuos gemalte, faszinierend vieldeutige, irritierende Bildwelten, die bisweilen rätselhaft und theatralisch inszeniert erscheinen, dabei aber immer auch Spielerisches und Humorvolles enthalten. Benjamin Burkard wurde 1986 in Kandel / Pfalz geboren und hat bereits zahlreiche Preise erhalten.
Die Arbeiten von Christopher Rode verorten Raum- und Landschaftssituationen. Sie erinnern an Bühneninstallationen und mehrdimensionale Szenarien voller fragmentarischer Inhalte. Diese eigenen und geschlossenen Bilderwelten lassen gelegentliche Datierungen zu, etwa durch bekanntes Interieur oder Kleidungstücke. Jedoch versinnbildlichen die Motive letztendlich nicht die gezeigte Zeit. Meist gibt eine Idee Anlass für ein Bild - diese wird subtil in die Arbeit integriert. Auch politische oder alltagsbezogene Themen behandelt Rode eher nicht. Die benutzten Materialien, Gegenstände und scheinbar typischen Raumaufteilungen stellen eine Verfremdung in einer vielleicht gewohnten Situation dar. Es ist die Suche nach einer lauten Stille in einem Raum. Rode lebt und arbeitet in Berlin.
Die Berliner Malerin Johanna Silbermann erschafft eine architektonische Welt, die zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion changiert. Die gedeckten Farben erzeugen eine atmosphärische Dichte. Mit dem Talent für eine melancholische Grundstimmung zeigt Silbermann die Schönheit der Malerei in Tristesse, menschenleeren Räumen und mit imponierender Leichtigkeit. Johanna Silbermann lebt und arbeitet in Berlin.
Daniel Schwarz (*1990), Meisterschüler von Prof. Gnade, bringt Geschichten ins Rollen, Märchen, Mythen, Sagen. Geheimnisvolles sprüht Funken. Aber selbst wenn Daniel Schwarz nach den Eigengesetzlichkeiten der Farbe handelt, wenn er das Zufällige einbezieht und die Überraschungen schätzt, die ihm das Unerwartete bereitet, so hat er doch einen Plan. Ihm liegt daran, der Kälte und Rationalität unserer Welt etwas entgegenzusetzen – nämlich das Zauberhafte. Das ist Malerei im warmen Mantel der Erinnerung. Ein Umspülen des Sehnervs in Stille. (Christoph Tannert, Kurator) Die Arbeiten von Daniel Schwarz sind in bedeutenden nationalen Sammlungen (Hasso Plattner Institut) und musealen internationalen Sammlungen vertreten.