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Next Door: Peter Miller, Natascha Schmitten
18.01.2020 – 29.02.2020

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Next Door: Natascha Schmitten

Natascha Schmittens Malerei basiert auf einer intensiven Untersuchung von Darstellungsmöglichkeiten des menschlichen Körpers im Raum und seine Transformation in die 3. Dimension. Dabei entstehen imposante und gleichwohl zarte Farbspiele auf Nylon, die zwischen Abstraktion und Figuration pendeln. Der Bildträger verwandelt sich in Schmittens Komposition aus Öl und Tusche zu einer teilweise permeablen, fast memb-ranartigen Haut, auf der die dynamische Szenerie aus weichem Pinselduktus und harten Farbabgrenzungen, wie auf einem Bildschirm erscheint. Das Auftragen unzähliger Farbschichten ermöglicht eine einzigartige Räumlichkeit, die die zunächst kaum bemerkbaren Körperfragmente aus dem Bild hinein- und hinausragen lassen, aber auch gleichzeitig mit der Umgebung verschmelzen. Der feinfühlige Wechsel aus weichem, fast schon fluidem Duktus, harten Kanten und graphischen Linien, ermöglicht ein vibrierendes Zusammenspiel aus Bild und Abbild, auch weil die Künstlerin eine aktive Spur ihrer ausgewählten Momentaufnahmen und ihres eigenen Körpers auf den zumeist großformatigen Malereien miteinander vereint.

Eine endgültige Auflösung realer Bildwelten und die Eröffnung neuer Räume wird in den neusten Arbeiten von Natascha Schmitten erreicht: So zelebriert und erkennt die Arbeit Shift in seiner monochromen Präsenz die Potenzialität von Farbe an, indem eine Loslösung von einer Vorlage möglich ist. Hier ist es die freie Farbe selbst, die ohne Begrenzung und mit einer neuen malerischen Mühelosigkeit dem Betrachter einen orga-nischen, fast noch immer wachsenden Raum gegenüberstellt. Bei Tekto kulminieren Schmittens bisherige Forschungen des Raumes, da sie hier ihre bisherigen Errungenschaften auf dem Bildträger mit dem Stellen-wert von Farbe vereint.

Natascha Schmitten ist 1986 in Bonn geboren und lebt und arbeitet in Köln. 2019 wurde sie in der Ausstellung „Made in Düsseldorf #2“ in einer Duoausstellung mit Wolfgang Tillmans im NRW Forum in Düsseldorf gezeigt, im Mai 2020 eröffnet ihre bisher umfangreichste Einzelausstellung im E-Werk Galerie für Gegenwartskunst in Freiburg. Bereits 2010 erhielt Schmitten das Max Ernst Stipendium der Stadt Brühl, 2018 und 2019 war sie Artist in Residence in Los Angeles und auf Mallorca.

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Next Door: Peter MillerPeter

Miller ist ein magischer Realist im Jetzt, der in humorvoller Rastlosigkeit die Möglichkeit von Foto-grafie und Film, aber auch Performance, Skulptur und Installation erforscht und bespricht. Eingebettet in kunsttheoretische und kunsthistorische Diskurse, lädt er den Betrachter in eine fantastische Illusionswelt ein, die zumeist Unerwartetes und Magisches verspricht. Zentral ist das technische Experiment des Künst-lers mit dem Medium – Kamera, Projektor, Licht, Chemikalien, Oberflächen von Bildträgern, sowie physika-lische und biologische Prozesse und der Natur selbst - sowie die Eröffnung eines neuen Sehens.

So ermöglicht Millers neue Serie Photograph that you can literally step into dem Betrachter das Bild nicht nur theoretisch visuell zu begehen, sondern auch real körperlich zu übertreten, indem er die Oberfläche fast unbemerkt perforiert und so eine wahre Raumrealität erschafft. Nur bei genauem Hinsehen ist eine delikate Spur der Bearbeitung der Fotografie zu erkennen. Dafür bedient sich Miller dem klassischen Sujet aus der Malerei: Der Landschaft. „In ihr sehen wir den Raum, den wir einnehmen, und während wir ihn einnehmen, sehen wir uns selbst“ (Jeffrey Kastner: Nature. Documents of Contemporary Art) Die uns sehr vertraute und heimische, aber fast schon beiläufige Kulturlandschaft im winterlichen Sonnenlicht, tritt hier allerdings als Platzhalter auf und arrangiert den Einstieg für eine mögliche Einladung des Künstlers buchstäblich durch das Bild gehen zu können und performativ zu erfahren – und ein universelles, poetisches Spiel zwischen „Innen“ und „Außen“ beginnt.

Peter Miller ist 1978 in Vermont geboren und lebt und arbeitet seit den 2000er Jahren in Europa - Wien, Köln, Paris, Düsseldorf und zuletzt in Essen. Miller nahm 2017 an der 57th Biennale di Venezia teil und ist bereits in international renommierten Museumssammlungen wie dem Centre George Pompidou und dem SFMOMA vertreten. 2019 wurde Miller zum Professor für Fotografie und zeitbasierte Medien an die Folkwang Univer-sität der Künste in Essen berufen.