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„Ich möchte permanent vergessen, was ich weiß“, sagt Nicola Schrudde. Vergessen, um sich den Reizen der Dinge zu öffnen, den Naturphänomenen und ihren Strukturen, der Farben und dem Licht. Diese Haltung zeigt sich in allen Arbeiten Schruddes – sei es Skulptur, Videokunst oder Installation. Die Gattungen verschwimmen ohnehin bei der in Düsseldorf lebenden Künstlerin. „Skulpturen haben in ihrer Wirkung immer mit den Widerständen ihrer tatsächlichen Materialität zu kämpfen“, sagt Schrudde. „Meine Skulpturen habe ich aus der Malerei entwickelt“ Die Künstlerin setzt Mittel der bewegten Oberfläche, der Farbe und vor allem des Lichts ein, um sie in eine ungreifbarere Ferne zu rücken: „In der Skulptur kann ich umfassend mit Licht arbeiten, sowohl dem der Farbe, als auch dem im Raum, welches über die Oberflächen streicht.“

Im LehmbruckMuseum wird Nicola Schrudde daher nicht ohne Grund das Souterrain in Szene setzen, diesen flachen, dunklen Raum, der oft für Videoinstallationen oder Grafiken genutzt wird. „Architektur ist für mich, als Bildhauerin, immer auch ein Angebot“, kommentiert sie ihre Wahl, „und dieser Raum ist für meine aktuelle Auseinandersetzung besonders spannend.“

In ihm inszeniert Schrudde ihre Werke, die Naturphänomene widerspiegeln. Es sind Abhandlungen über die Dunkelheit, aber auch über die Veränderung der Skulpturen im Lichtschein der Videoprojektionen. Dabei interessiert Nicola Schrudde die Wirkung eines jeden Reizes: „Die Tiefe der Empfindung eines visuellen Reizes lässt sich nicht analytisch fassen, dem lässt sich nicht auf den Grund gehen – es bleibt ein Rätsel. Und ich will immer wieder Situationen schaffen, die dieses Rätsel als solches zelebrieren.“ Bei all dem knüpfen Schruddes Arbeiten nicht nur an die Natur, sondern auch an Erfahrungen des Reisens, des Spazierens und des Unterwegsseins an. In der Kombination aus Video, Skulptur und Installation sind ihre Räume ständig in Bewegung, und doch sind es auch Räume zum Sehen und Schauen, Räume, in denen die Betrachter_innen zur Ruhe kommen können – und zu sich selbst.

Immer wieder kehrt das Denken dabei zu diesem einen Satz zurück: „Ich möchte permanent vergessen, was ich weiß.“ Nicola Schruddes Arbeiten stehen ohne Titel den Besucher_innen gegenüber, der erste Eindruck ist dem Blick gewidmet, unbelastet können sie auf die Objekte zugehen, sich ohne Vorwissen auf die Dinge einlassen. Und dennoch werden sie dabei Bekanntes und bereits Erfahrenes wieder erinnern, auch in dem unruhigen Flackern, welches Schruddes Arbeiten so oft eigen ist: „Menschen sehen die Welt nicht in Kameraschwenks wie in vielen Filmen“, sagt Schrudde, ihre Blicke wandern in harten Schnitten durch die Welt – abgehackt rhythmisiert. „Diese Eigenart meiner Videos apelliert jedoch auch an die Angst“, sagt Schrudde. Eine ungewöhnliche Symbiose aus Natur und Mensch, Wohlbehagen und Beklemmung, Dunkelheit und Licht entsteht.

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Nicola Schrudde
Glanz der Nacht
Installation für das LehmbruckMuseum