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Offensichtlich sind öffentliche Räume zum Problem geworden. Dies bezeugen die zahlreichen Diskussionen und Initiativen, die zu diesem Thema neuerdings stattfinden. Architekten, Kulturpolitiker, Künstler, Stadtplaner, Soziologen etc. beklagen eine zunehmende Überlastung öffentlicher Räume durch neue Ansprüche, Aufgaben und den schleichenden Verlust der konstituierenden Qualität des öffentlichen Raumes, nämlich dessen Zugänglichkeit und Verfügbarkeit für die Allgemeinheit. Auch die (nicht reglementierte) Kunst ist aus dem öffentlichen Raum verschwunden. Hat überdies ihre gesellschaftliche Wirksamkeit verloren, ist aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Der Verlust an Kunst in öffentlichen Räumen und der Verlust der gesellschaftlichen Bedeutung der Kunst stehen dabei in einem Zusammenhang.

Die Ausstellung „Niemandsland. Modelle für den öffentlichen Raum“ ist ein Beitrag zu dieser Diskussion. Mit ihren Projekten versuchen die an der Ausstellung teilnehmenden KünstlerInnen und ArchitektInnen den öffentlichen Raum zu analysieren, zu interpretieren und zeitgemäß neu zu definieren. Der Begriff Niemandsland ist dabei mehr als eine Metapher für einen Zustand. Er ist als Leitmotiv, als eine Art Chiffre für das aktive Herangehen an die Thematik zu verstehen. „Niemandsland” fordert zur Eroberung von Räumen für Kunst auf. Es ist ein ambivalenter Begriff. Man kann sich Niemandsland sowohl als einen konkreten Ort, aber auch als eine Idee vorstellen. Im ersten Fall ist Niemandsland der Zielort der Utopie, im zweiten die Utopie selbst, die sich ihren konkreten Ort erst suchen oder erschaffen muss.

Niemandsland wird einerseits als Grenzraum zwischen zwei Hoheitsgebieten definiert, andererseits als Territorium mit ungeklärten Ansprüchen verstanden. Im Gefüge der Stadt wird es auf jene Räume bezogen, die oftmals das unbestimmte Gefühl der Orientierungslosigkeit hinterlassen, da ihre Bedeutung noch nicht festgelegt ist. Öffentlicher Raum, der subjektiv als unangenehm empfunden wird, wird als Niemandsland bezeichnet. Die Idee des Niemandslandes schafft die hypothetische Situation eines Urzustandes, von dem man ausgeht und auf den man Idealvorstellungen projiziert: Das Niemandsland wird zum Zielort der Utopie. Die Utopie als Konstrukt eines Idealzustandes spiegelt gleichzeitig die Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand wider. Die Modelle sind daher als Entwürfe einer idealeren Wirklichkeit zu betrachten.

Die Intention der Ausstellung ist es, Niemandsland als eine Chance zu begreifen. Als Ort, der keiner Reglementierung unterworfen ist. Als Ort, der zumindest fiktiv keinem gehört und in dem niemand auf Dauer Fuß zu fassen kann. Den Künstlern steht es offen zu bestimmen, was sie unter Niemandsland verstehen, d. h. wo und auf welche Weise sie die Chance ihre Idee zu projizieren oder gar zu verwirklichen sehen. Die Ausstellung soll bildende Künstler und Architekten, die eine radikal avantgardistische Auffassung von Kunst vertreten, dazu veranlassen, das Niemandsland zu besetzen – wo auch immer sie es finden wollen.

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Niemandsland. Modelle für den öffentlichen Raum

TeilnehmerInnen: Assocreation , BWM Architekten, Liz Zimmermann Bitter / Weber, Ricarda Denzer, Heidulf Gerngross, Mona Hahn, heri & salli, Barbara Holub, Karl C. Kaltenbacher, Leopold Kessler, Michael Kienzer, Klub Zwei, Hanns Kunitzberger, Sigrid Kurz, look@US2, David Moises, PODE BAL , PRINZGAU/podgorschek, Thomas Redl, Werner Reiterer, Peter Sandbichler, son:DA, SPAN, Jochen Traar, Markus Wilfling

Kuratorinnen / Organisatorinnen: Henny Liebhart-Ulm, Katharina Pabisch, Anna Soucek