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Am 9. Oktober 1209 begannen unter Meister Wolbero die Bauarbeiten für das Neusser Quirinusmünster. So verkündet es die Inschrift des Grundsteins. Jahrzehnte später, um 1240, war dann die im spätromanischen Stil erbaute Kirche fertiggestellt. Die bewegte 800-jährige Geschichte dieses außergewöhnlichen kirchlichen und städtischen Monuments wird nun in einer Jubiläumsausstellung dargestellt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Blick auf die Ursprünge des Münsters und der christlichen Gemeinde in Neuss, die derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Universität München untersucht werden. Ferner werden die historischen Fragen zu dem römischen und fränkischen Erbe sowie zu den kirchlichen Vorgängerbauten des Quirinusmünsters thematisiert. Schon die Kaufmannssiedlung des 9. Jahrhunderts, die auf dem Areal der heutigen Neusser Innenstadt existierte, muss eine Kirche gehabt haben. Im Laufe des 10. Jahrhunderts bauten dann Benediktinerinnen ihren neugegründeten Konvent an das bestehende Gotteshaus an, wodurch es zur Kloster- bzw. Münsterkirche wurde. Diese Kirche ersetzte man im 11. Jahrhundert durch einen größeren Bau, den man 1209 zum heutigen Quirinusmünster veränderte. Als sich das Kloster Ende des 12. Jahrhunderts in ein Damenstift mit weniger strengen Regeln umwandelte, wurde für das Quirinusmünster auch die Bezeichnung Stiftskirche üblich. Warum 1209 mit den Arbeiten für das spätromanische Münster begonnen wurde, liegt im Dunkeln. Wollte man wie in anderen Städten ein repräsentativeres Gotteshaus errichten oder waren die vielen Pilger ausschlaggebend, die zu den Gebeinen des heiligen Quirinus, dem Patron der Kirche, kamen? Möglicherweise hatten aber auch kriegerische Ereignisse des Jahres 1205 die alte Kirche in Mitleidenschaft gezogen. Eine zentrale Stellung nimmt in der Ausstellung selbstverständlich die Epoche des 13. Jahrhunderts ein, in der mit dem Bau der neuen Kirche begonnen wurde und in der sich in Kirche und Gesellschaft wichtige Entwicklungen anbahnten, die das Mittelalter prägen sollten. So wurden z. B. die städtischen Rechte gefestigt und die Territorialherrschaft ausgebaut, ebenso nahmen die Bedeutung der Laien in der Kirche und die Schaufrömmigkeit zu. Nach der Vollendung der Bauarbeiten um das Jahr 1240 erhob sich nun über der Krypta der Vorgängerbauten eine dreischiffige Emporenbasilika. Der Chor der neuen Münsterkirche erhielt eine Dreikonchenanlage. Brände und Kriegsereignisse beschädigten immer wieder den Sakralbau, was Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten notwendig machte. Trotzdem hat sich die Kirche weitgehend in ihrer 1209 angelegten Form erhalten. Im Spätmittelalter erlangte das Münster große Bedeutung als geistliches Zentrum. Nachdem die Neusser die Belagerung durch den burgundischen Herzog Karl den Kühnen 1474/75 erfolgreich abgewehrt hatten, nahm die Wallfahrt zu St. Quirinus enorm zu, da man den Erfolg der Hilfe des Heiligen zuschrieb. Tausende Pilger kamen in die Stadt und suchten die Quirinusreliquien in der Kirche auf. Sie machten die Stadt und das Münster in ganz Europa bekannt, zumal zahlreiche Wege der Jakobspilger über Neuss führten.

Die Kuratoren der Ausstellung sind Dr. Thomas Ludewig und Dr. Carl Pause.

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Nonnen, Bauleute und Pilger
Das Stift St. Quirin und 800 Jahre Quirinusmünster
Kuratoren: Thomas Ludewig, Carl Pause

Künstler: Meister Wolbero, Domenico Quaglio ...