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Oliver Croys Themenschwerpunkt liegt auf der leidenschaftlichen Beziehung des Menschen zur Architektur. Bereits für frühere Arbeiten begab er sich auf eine Spurensuche, um die vielfältigen Ausprägungen des menschlichen Grundbedürfnisses nach dem Bau eines Unterschlupfes in den Medien Fotografie und Video festzuhalten und konfrontierte den Betrachter in multimedialen Installationen mit Bildern von Schwitzhütten, Erdlöchern und anderen alternativen Hausformen. Mit Humor und Ironie verarbeitete er die von ihm vorgefundenen architektonischen Elemente auch in skulpturaler Form oder bediente sich vorgefundener Modelle, um architekturbezogene Sammlerleidenschaften darzustellen. Doch nicht nur modellierte Architekturvisionen interessieren den Künstler, sondern auch die mit ihnen verknüpften gesellschaftlichen Lebensentwürfe.

Die Ausstellung in der Stadtturmgalerie ist Teil der Projektreihe „Hot Porperties“. Die Serie entstand während eines längeren Aufenthaltes in Los Angeles, wo auf der Straße kostenlose Immobilienmarkt-Zeitungen und pornografische Anzeigenmagazine unmittelbar nebeneinander ausgelegt und angeboten werden. Teil des Projekts war eine Katalogpräsentation in der Akademie der Künste/Berlin, und die Aufstellung von Textschildern in Marfa/Texas.

Das Buch Hot Properties (2006) ist eine Fortführung von Oliver Croys eigenwilliger Erforschung der Architektur. Das Format und Layout erinnert an Bücher von Ed Ruscha, vor allem an Real Estate Opportunities (1970) oder Some Los Angeles Apartments (1965). Doch während Ed Ruscha seine eigenen Fotografien wie ready mades benutzt, eignet sich Oliver Croy Ausschnitte aus den Immobilienmarktseiten verschiedener Zeitungen an: im Weitwinkel aufgenommene Bilder und Schnappschüsse von attraktiven Villen in vielfältigen Stilrichtungen, mit Gärten, Schwimmbecken, Balkonen und eindrucksvollen Treppen, die das jeweilige Gebäude von seiner besten Seite zeigen. Schon in ihrem ursprünglichen Kontext werden die Häuser wie Objekte der Begierde präsentiert und in dem Buch wird jedes von ihnen mit verführerischen Titelschlagzeilen versehen, die Namen wie Tina oder Alyssa, verschiedene Nationalitäten (zum Beispiel „mexican“ oder „brazilian beauty“) und unterschiedliche Altersangaben beinhalten. Bereits nach dem Umschlagen der ersten Seiten erkennt man, dass als Quelle pornografische Anzeigen genutzt wurden, und noch deutlicher wird dies durch Sätze wie „ready to please“ oder „come get some“. Die hin und wieder indirekte sexuelle Rhetorik der Anzeigen wird in Verbindung mit den Häusern wieder auf ihre wörtliche Bedeutung zurückgeführt – wie zum Beispiel bei „functional and ready“ oder „Back door entrance welcome“.

Die hier in der Ausstellung gezeigten Fotografien von Häusern sind während seines Stipendienaufenthaltes in Marfa entstanden. Die Immobilienpreise dort sind unglaublich hoch - viele Leute aus Texas, New York oder Los Angeles kaufen sich dort ein Haus, weil es gerade in ist. Oliver Croy hat, nachdem der Markt sehr überschaubar ist, für jedes verfügbare Objekt ein Schild gemalt. Die Häuser werden wie Objekte der Begierde präsentiert, jedes von ihnen mit verführerischen Titelschlagzeilen versehen.

Pressetext

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Oliver Croy
Hot Properties
Ort: Stadtturmgalerie