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Die Baukunst Galerie eröffnet am Freitag, dem 31. August 2007 von 19 bis 21 Uhr eine große Einzelschau mit neuen Gemälden des Österreichers Oliver Dorfer. ist bereits die sechste Einzelausstellung des Künstlers in der Galerie. Die freie Kuratorin und Autorin Nadia Ismail wird eine Einführung in sein künstlerisches Œuvre geben.

Der 1963 in Linz geborene Maler, Zeichner, Graphiker und Objektkünstler ist Autodidakt. Neben seinem Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität Linz verfolgte Oliver Dorfer seinen künstlerischen Weg bei regelmäßigen Arbeitsaufenthalten in Kanada und im intensiven Austausch auf Künstlersymposien in Österreich, Tschechien, Frankreich und Italien. Darüber hinaus schloss er sich 1989 der Künstlergruppe „K5“ und 1990 der Künstlervereinigung „MAERZ“ an. Dorfer gewann bereits zahlreiche nationale und internationale Wettbewerbe. Neben dem Förderpreis der Stadt Linz für Bildende Kunst (1991) und dem Bauholding-Förderungspreis für Bildende Kunst (1995) erhielt der Künstler 1994 auf dem Festival International de la Peinture in Cagnes-sur-Mer eine Menton Spéciale du Jury und wurde 1999 beim 26. Österreichischer Graphikwettbewerb mit dem Preis der Bundeshauptstadt Wien ausgezeichnet. Seine Werke wurden bereits weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, u.a. in Wien, Warschau, Paris, Rom, Athen und Toronto. 2004 widmete das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz Oliver Dorfer eine große Retrospektive und dokumentierte somit die konsequente Weiterentwicklung der formalen und ikonographischen Schwerpunkte seiner bis dato knapp zwanzigjährigen Werkgeschichte.

Oliver Dorfers Arbeiten haben seit 1980 eine deutliche, aber in ihrer Entwicklung homogene Wandlung vollzogen. Während seine frühen Werke durch in dunklem Kolorit gestaltete Figuren und einen expressiven Duktus geprägt waren, wird diese Schwere und Expressivität Ende der 90er zugunsten einer rationalen Bildkonstruktion in transparenten Pastelltönen zurückgenommen. Als Konstanten sind das Narrative und die Figuration in Form von wiederkehrenden Leitmotiven (wie z.B. Torso und Kopf) und schemenhaften Konturen geblieben. Dies gilt auch für seine aktuellen Arbeiten, die er seit 2004 in Acryl auf Kunststoff und in diesem Jahr auch erstmals auf Acryl ausführt. Hier hat erneut eine formale und technische Verdichtung seines Ausdrucks-repertoires stattgefunden, die in bewusster Korrespondenz zu neuen Tendenzen zeitgenössischer Malerei steht. Wie in der Hard Edge Malerei und den Gemälden Gary Humes ist jeglicher persönlicher Gestus ausgeklammert. Die Formen sind reduziert und ohne räumliche Tiefe, die Farben stets unvermischt, scharfkantig gegeneinander abgegrenzt und mit einem hochglänzenden Finish überzogen. Die einzelnen Bildelemente wirken wie Schablonen oder Folien, die überlappend in- und übereinander gelegt sind. Oliver Dorfer spielt hier mit der Konkurrenz von Figur und Grund, Gegenständlichkeit und abstrakter Komposition.

Der Ausstellungstitel (kürzliche Aufzeichnungen) verweist auf den Entstehungsprozess der Bilder. In einer Art von umgekehrtem Sampling stellt der Künstler dem mechanischen Malprozess den elektronischen Abmischprozess voran, wobei keine Wertung zwischen Ge- und Erfundenem besteht. Er greift auf eine Sammlung unterschiedlicher Bildresourcen zurück, die er einscannt, bearbeitet, zerlegt und wieder neu zusammensetzt. Sein Bildverständnis ist primär ein akkumulierendes. Jede Quelle wird angezapft. Dabei vermittelt Dorfer nicht nur thematisch, sondern auch stilistisch zwischen Europa und Asien – einem Kulturkreis, dem er sich durch zahlreiche Reisen und Aufenthalte sehr verbunden fühlt: Ausläufer angloamerikanischer Pop-Kultur (wie Pixarfilme und Comicfiguren von Disney, Charles M. Schulz und Dick Bruna) und neue, grenzüberschreitende künstlerische Erscheinungsformen aus Asien (wie Hentai- und Manga-Comics) stehen bei seinem Prozess der Bildfindung Pate. Bezüge zu anderen Künstler-persönlichkeiten lassen sich im Werk von Andy Warhol und Sigmar Polke erkennen, deren serigraphisch orientierte Verarbeitung von Bildzitaten strukturelle Ähnlichkeit zu der von Dorfer am Computer entwickelten Bildtransformation aufweist.

Bild-, Schrift- und Satzzeichen formen sich zu Logos, Icons und Piktogrammen und erzeugen eine unverwechselbare Bildsprache, die zahlreiche Assoziationen hervorruft, sich jedoch einer direkten Lesbarkeit entzieht. Seine Arbeiten laden zur Bildpartizipation und einer subjektiven Interpretation ein. Sie sind geprägt durch das Verständnis, dass jede Betrachtung eine Bildwelt wieder verändern kann. Damit stehen Oliver Dorfers Werke im Spannungsfeld der komplexen Verschränkung von Zeichen in unserer Bild-Medien-Gesellschaft und verdeutlichen, dass jedes Bildzeichen letztendlich nichts anderes ist als die Summe der mit ihm verbundenen Vorstellungen.

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