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Teil 1: Donnerstag, den 6. März um 19.30 Uhr Teil 2: Dienstag, den 11. März um 19.30 Uhr

Die zweiteilige Ausstellung von Olivier Bardin (*1969 in St. Etienne, lebt in Paris) besteht aus den Besuchern der Ausstellung selbst und ihrer Definition von Subjekt und Objekt, von Betrachter und Betrachtetem. Es wird eine offene Erzählstruktur und es bleibt abzuwarten, welche Form diese soziale und interaktive Plastik annehmen wird. Der Künstler knüpft hiermit an eine Serie von Ausstellungen an, die er jüngst in dieser Form durchgeführt hat (u.a. im Centre d’Art von Vassivière und im Centre d’Edition Contemporaine in Genf). Die Ausstellung beginnt immer in einem leeren Ausstellungsraum, es werden immer Teilnehmer eingeladen, alles weitere variiert.

Am Abend des 6. März sind die Besucher in den Kunstverein Nürnberg eingeladen, Teil dieser Ausstellung zu werden. Der Künstler wird fragen, wer sich ausstellen möchte, um ein „Exponat“ zu kreieren. Bei den bisherigen Ausstellungen entstand für gewöhnlich eine andächtige Stille der Konzentration, eben so wie es im Museum üblich ist, die sich dann wiederum dynamisierte. Hierbei entstehen ungeahnte Dialoge zwischen den Menschen, als auch Spannungen im Raum. Dauer und Verlauf werden von den Besuchern bestimmt. Die Besucher werden letztendlich Co-Autoren der Ausstellung. Der Künstler selbst ist Teilnehmer und Produzent zugleich. Die Ausstellung wiederum ist ‚sein Atelier’ und er wird im Laufe des Abends fotografische Aufnahmen fertigen.

Im zweiten Teil der Ausstellung werden diese Aufnahmen des Abends als großformatige Bilder zu sehen sein. Die Besucher, die nach dem 11. März in den Kunstverein kommen, werden mit ihrem Sehen und dem Wahrnehmen des Anderen ohne den direkten Dialog konfrontiert. Die Ausstellung wird zudem aus einer ebenfalls in Nürnberg angefertigten Soundarbeit bestehen, in der es ähnlich der Aufführung um die Grundbedingungen und Regeln – festgelegte, natürliche oder unbewusste – des Miteinanders geht.

Olivier Bardin benutzt Grundbedingungen des Sehen, des Denkens und des Agierens. Der Dialog und das sich ständige Auseinandersetzen, das Bild des Anderen und das eigene Bild sind hierbei entscheidend. So ist es auch nicht erstaunlich, dass in seinem Oeuvre oftmals Portraits auftauchen oder Personen eingeladen werden, etwas zu berichten.

In Deutschland zeigte er beispielsweise während der Manifesta 4 (2002) in Frankfurt die Arbeit „Tour à Tour“: Sieben Frauen erzählen in ihren sieben verschiedenen Muttersprachen über das Leben in Deutschland. Diese Frauen konfrontiert der Künstler mit einem zehnjährigen französischen Jungen, der quasi als Betrachter oder (weiterer) Fremder in den Kreis gerät. Diese Arbeit ist nur ein Beispiel für eine langjährige Beschäftigung des Künstlers mit Kommunikationssystemen, die er sehr anschaulich, aber auch kritisch durch das Porträtieren, das Aufzeigen im weitesten Sinne thematisiert.

In Frankreich wurde Olivier Bardin bereits in den 90er Jahren mit Ausstellungsformaten fernab üblicher Strukturen bekannt (er organisierte Nachtausstellungen, produzierte TV Formate, u.a.). Er hat zudem im Galerie- und Ausstellungskontext zahlreiche Filmarbeiten und Installationen realisiert, die ein komplexes System der Interaktion ausbreiten und sowohl einfache, existenzielle Zusammenhänge als auch politische grundlegende Organisationsformen des Zusammenlebens auffächern.

Mit freundlicher Unterstützung des Bureau des Arts Plastiques, Culturesfrance, der französischen Botschaft in Berlin.

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Olivier Bardin
Die Ausstellung? Sie sind die Ausstellung.

Olivier Bardin - Interview in kunstaspekte