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Oskar Schmidt
LIQUID

Oskar Schmidts aktuelle Arbeit "Liquid" greift Fragen nach dem Original, der Kopie und der Wiederholbarkeit in neuer Form und auf eine ganz andere Weise auf. Der Bezug fotografischer Bilder zu einer sie definierenden Vergangenheit oder „wirklichen Welt“ spielt hier kaum noch eine Rolle. „Liquid“ befasst sich vielmehr mit einer Bildwelt, die kaum noch Bezüge zu einer Realität und Geschichte außerhalb ihrer selbst hat. Schmidt greift hierfür die Bildsprache der Stock

und Produktfotografie auf und versucht deren scheinbare Banalität ins zeichenhafte und ikonische zu überführen. Seine Bilder wer den zwar mit einer analogen Großformat

Kamera aufgenommen, in einem darauffolgenden Arbeitsschritt jedoch digitalisiert und schließlich am Computer nachbearbeitet und manipuliert. Am Anfang der Bilder steht bei Oskar Schmidt dabei immer noch die tatsächlic he fotografische Aufnahme von Figuren und Objekten vor einem farbigen Hintergrund in dessen Atelier. Allerdings werden die Motive später mittels digitaler Bildbearbeitung gespiegelt, gestreckt oder auch so stark gedehnt und gebogen, dass zum Beispiel ein g leichförmiger Wasserstrahl in Form einer perfekten Sinuskurve entsteht. Auch kombiniert er unterschiedliche Details mehrerer Aufnahmen, um daraus ein finales Bild herzustellen. In einigen der Bilder tauchen kommerzielle Marken und Symbole auf. Manchmal kla r wiedererkennbar, wie ein Starbucks

Logo oder ein PayPal

Schriftzug, oft aber auch nur zeichenhaft und beinahe abstrakt. Trotz der oberflächlichen Banalität und Einfachheit der Motive, versucht Schmidt durch höchstmögliche Reduktion und der daraus resulti erenden digitalen Leere eine Art monumentale Tiefe zu erreichen. Letztlich erscheinen ein gebrandetes Objekt oder sogar das Gesicht einer Person als Art visuelle Manifestation und Container eines nicht näher bezeichneten Inhalt. Sie erscheinen somit auch a ls Frage danach, was sichtbar und was nicht sichtbar ist, beziehungsweise wo Bedeutung und Inhalt beginnt und wie dieser sich uns erschließt. Ebenso funktioniert für Schmidt das fotografische Bild als ein Container, welcher in alle Richtungen modifizierbar ist und sich beliebig mit Inhalt auffüllen lässt. „Liquid“ ist außerdem eine Untersuchung und Dehnung des Fotografischen im Zeitalter seiner digitalen Neuformulierung. Fotografien haben heute nicht mehr zwingend Bezug zu einem realen Ursprung und damit zu einer Vergangenheit in der Realität. Zeitgenössische Bilder sind, bedingt durch deren digitalen Wandel, verstärkt ahistorisch und referenzlos geworden. Zeitgenössischer Prototyp jener Entwicklung sind gänzlich computergenerierte Bilder (CGIs), die zwar er scheinen wie Fotografien, aber faktisch mit der traditionellen Idee von Fotografie kaum mehr Gemeinsamkeiten vorweisen können. Das ursprünglich medienprägende Attribut des “Hier

gewesen

Sein” erscheint nicht länger als ein Aspekt fotografischer Bilder.