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Frauenbilder zwischen Apotheose und Wirklichkeit Das „Weib“, wie Otto Dix seine frühen Arbeiten oft selbst betitelt, ist bis in seine letzten Schaffensjahre hinein die Konstante in seinem Werk. Immer neu begegnet er der Frau: als Objekt der Begierde und hymnisch als Sinnbild für Leben und Fruchtbarkeit, als Inbegriff für das Leben in seiner Schönheit und Vergänglichkeit, als Ehefrau und Geliebte, Mutter und Hexe, Madonna und Dirne, jugendlich, verführerisch und alternd – bis in den Tod.

Das zeichnerische Spektrum reicht von frech-subversiven mythologischen Zeichnungen im Frühwerk des Studenten Dix an der Dresdner Kunstgewerbeschule mit impulsiv expressionistischen Linienausbrüchen neben akademischen Aktstudien und der großartigen Gruppe der roten Tuschen. Nach dem Ersten Weltkrieg entstehen von Kubismus und Futurismus angeregte Zeichnungen, in den Zwanziger Jahren neusachliche Akte in ganz neuen Zeichentechniken und erschütternde Aquarelle mit Motiven aus der Düsseldorfer Halbwelt. Im druckgraphischen Werk folgen auf die einmalige Werkgruppe der Holzschnitte im Geiste DADAs – entstanden um 1919/20 – in den 1920er Jahren scharfgratig aufgerissene Radierungen und Lithographien von üppiger Farbigkeit.

Um 1930 breitet Dix – nunmehr Professor an der Dresdner Kunstakademie – das ganze Spektrum zeichnerischer Techniken aus: zarte, altmeisterliche Silberstiftzeichnungen im Geist Hans Baldung Griens ebenso wie großformatige Kartons als zeichnerische Probe für gemalte Porträts. Nach dem Zweiten Weltkrieg greift Otto Dix die Möglichkeit auf, Lithographien zu drucken, begierig wieder auf: in Zusammenarbeit mit der Schwenninger Lovis-Presse, der Dresdner Akademiedruckerei und der Erker-Presse St. Gallen.

Über 50 Jahre Zeitgeschichte spiegeln sich neben vielfältigen kunstgeschichtlichen Bezügen in dieser beeindruckenden Werkfolge des großartigen Menschenzeichners Otto Dix zum Thema Frau. Im Selbstporträt bezieht Otto Dix immer wieder auch Position zum eigenen Blick auf das andere Geschlecht. Aus unbestreitbar männlicher Sicht nimmt er die Frau ins Visier seines unbestechlichen Blicks, stets auf der Suche nach Wahrhaftigkeit im Bild des Menschen. „ Jedem guten Bildnis liegt eine Schau zugrunde. Das Wesen jedes Menschen drückt sich in seinem Außen aus; das Außen ist Ausdruck des Inneren, d.h. Äußeres und Inneres sind identisch. Das geht so weit, dass auch die Gewandfalten, die Haltung des Menschen, seine Hände, seine Ohren dem Maler sofort Aufschluss über das Seelische seines Modells geben; letzteres oft mehr als Augen und Mund. … denn der Maler wertet nicht, er schaut. Mein Wahlspruch ist: Trau deinen Augen!“ 
(Otto Dix)

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Otto Dix
Dirnen, Weiber und Madonnen

Künstler:
Otto Dix