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Otto Herbert Hajek, 1927 im böhmischen Kaltenbach geboren und 2005 in Stuttgart gestorben, war über 50 Jahre lang als Bildhauer tätig. Mit seinen raumgreifenden, farbigen "Stadtikonographien", die er vor allem in den 1970er Jahren realisierte, wurde er zu einem bedeutenden Wegbereiter moderner Kunst im öffentlichen Raum. Darüber hinaus nahm er engagiert am kulturpolitischen Geschehen teil und setzte sich von 1972 bis 1979 als Vorsitzender des Deutschen Künstlerbundes wortgewandt für die Belange der Künstler ein.

Die Ausstellung in der Städtischen Galerie ist mit rund 90 Exponaten die erste umfassende Präsentation von Werken Hajeks in Karlsruhe. Sie zeigt das gesamte Schaffen des vielseitigen Künstlers, der von 1980 bis 1992 als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe lehrte: seine frühen informellen Plastiken, die Farbwege sowie Gouachen, Serigrafien und Gemälde. Eine Auswahl seiner begehbaren Kunstwerke in Innenstädten und seine bauplastischen Arbeiten werden anhand von Studien, Modellen und Fotografien vorgestellt.

Nach dem Studium an der Stuttgarter Akademie erlangte Hajek bereits als junger Bildhauer mit seinen dem Informel verpflichteten, völlig frei gestalteten Arbeiten überregionale Beachtung. Seinen eigenständigen und unverwechselbaren Stil, mit dem er international bekannt wurde, entwickelte der Künstler seit den 1960er Jahren, als er pflanzlich-organische Formen zunächst mit strengen geometrischen Gestängen oder Bändern umrahmte und dann immer mehr zu einer geometrisch-klaren, konstruktivistischen Formensprache fand.

1964 war Hajek bereits zum zweiten Mal auf der documenta in Kassel vertreten, wo er seine begehbare, farbig gefasste Raumplastik "Frankfurter Frühling" ausstellte. Von ihr führt die Entwicklung direkt zu seinen "Stadtikonographien". Die in den Primärfarben angelegten, raumgreifenden Ensembles sind seine Antwort auf die Unwirtlichkeit der Städte vor allem im Deutschland der Nachkriegszeit. Beispiele finden sich im nordrhein-westfälischen Schwelm (1969-72) oder in Mülheim an der Ruhr (1976-77), aber auch im australischen Adelaide, wo seine "Kunstlandschaft als Stadtmitte" 1977 eröffnet wurde.

Otto Herbert Hajeks Beiträge zur "Kunst am Bau" reichen in die frühen 1950er Jahre zurück, als er zunächst im kirchlichen Bereich tätig war. Zu seinen Hauptwerken zählt der Kreuzweg für die Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee aus den Jahren 1960 bis 1963, der als Gedächtnismal an die Opfer des Naziregimes erinnert. Hajeks umfangreiches Schaffen auf diesem Gebiet umfasst neben der Ausstattung von Kirchen auch die künstlerische Gestaltung von Verwaltungs- und Universitätsge-bäuden oder Schwimmbädern wie zum Beispiel des Thermalbades in Bad Schönborn oder des Studentenhauses und der Mensa der Universität Saarbrücken.

Für die evangelische Stadtkirche in Karlsruhe schuf Hajek 1958 die Taufschale und ein Kreuz. Seit Sommer 2006 steht außerdem auf dem Vorplatz des Karlsruher Hauptbahnhofs seine sechs Meter hohe Skulptur "Stadtzeichen 69/9", die er 1969 modellierte und in Bronze gießen ließ. Die Plastik ist eine Leihgabe der 2005 gegründeten Otto Herbert Hajek Stiftung der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Seit 1976 wandte sich Hajek überdies verstärkt der Malerei zu. Zahlreiche große Ausstellungen machten seine Plastiken, Gemälde und Arbeiten auf Papier zwischen Moskau und Rom bekannt.

Im Anschluss an Karlsruhe ist die Ausstellung, die von der Otto Herbert Hajek Stiftung der Sparda-Bank Baden-Württemberg großzügig unterstützt wird, auch im Kunstmuseum Singen, im Georg-Kolbe-Museum Berlin und im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post zu sehen. Es erscheint ein umfangreicher, reich bebilderter Katalog.