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Pablo Chiereghin // Sissa Micheli Eröffnung: 02.03.2010

Pablo Chiereghin Hi, I'm Pablo Chiereghin, I come from Adria

„Hi, I'm Pablo Chiereghin, I come from Adria" – Diese persönliche Anrede steht programmatisch sowohl als Titel, als auch als Einführung zu Beginn der Ausstellung. Denn in seiner ersten Einzelausstellung in Wien plaudert Pablo Chiereghin aus dem Nähkästchen und präsentiert ebendort vordergründig privat Erscheinendes. Der performative Charakter des die Ausstellung eröffnenden Satzes soll den Besucher gleich in seinen Bann ziehen, ihn zur Kumpelei überreden - eine perlokutionäre Absicht, die den üblichen Ausstellungskonventionen gegenübersteht.

Zentraler Ausgangspunkt für den Rest der Ausstellung sind zwei Texte in Kombination mit einer Postkarte und einem Familienbild.

Unaufgefordert erzählt Pablo Chiereghin von der Herkunft seines Namens (All the times that I told the story of my name) und auch vom Ort seiner Herkunft (All the times that I told the story of my place) wird ausführlich berichtet. Bewusstseinsstrom der eigenen Vergangenheit, Wiedergabe wiederholter zwischenmenschlicher Aktionen. Der Betrachter erfährt Dinge, die er vielleicht gar nicht wissen wollte, erhält so einen imaginären Vorteil gegenüber dem Künstler, der wenn man will das Gegenüber der Gesprächssituation darstellt. Autobiographischen Elemente - normal und doch außergewöhnlich – zeigen, wie der Künstler der Öffentlichkeit seine Perspektive präsentiert und stellen weniger einen Versuch eines Selbstporträts dar.

Durch eine Reihe von Werken entfaltet und verfeinert Pablo Chiereghin seine Berichte an das Publikum und ermöglicht Einblicke in seine Welt, Vorstellungen und Ideale. Das Triptychon Man and his Destiny veranschaulicht das persönliche Konzept des Künstlers über den Zufall, der dabei in den Schautafeln ironisch gebrochen wird. In The Worst Portraits of my Girlfriend erlaubt ihm seine Freundin, den Aspekt des Alltags auf nicht gerade vorteilhafte Weise zur Schau zu stellen. Instructions präsentiert das endgültige Statement durch das offizielle Testament des Künstlers, das zu diesem Zweck erstellt und notariell beglaubigt wurde.

Die Serien Picture of a Lie und Birthday Suit zeigen, dass Pablo Chiereghin von der Fotografie und vom Porträt seinen Ausgang nimmt. In beiden Serien ist nicht das zu Sehende das Porträtierte, sondern das Setting, der Versuch etwas einzufangen, das sich außerhalb des Bildraumes befindet. Abgerundet wird die intime Schau durch Fundstücke, kleine im Alltag entdeckte Details und Aktionen, die unter ihrer Oberfläche die Weltanschauung und die Erfahrungen des Künstlers berühren. (Manfred Wiplinger)

www.pablochiereghin.com

Sissa Micheli shipwrecked moments

Sissa Micheli führt in ihrer Ausstellung shipwrecked moments durch einen narrativen Parcours, der Metaphern für Zustände aus dem realen Leben zeigt. Es geht um Leben als Reise, um „boykottierte“ Momente, um Gelingen und Scheitern, um Identität und Vergänglichkeit.

Im ersten Raum scheint das Licht eines Leuchtturms ins Dunkle. Dieser steht für Reise, Recherche und Entdeckung. Er symbolisiert Sicherheit für die Schiffsleute, die das Unbekannte erforschen. Die Videodoppelprojektion mit geschichtlicher Referenz The last moments of M.A. im zweiten Raum fokussiert das Thema Haus als Falle. Aus zwei verschiedenen Perspektiven wird zu unheimlich wirkenden Soundflächen und verzerrter Barockmusik eine Frau im gelben Kleid beleuchtet, die eine Wendeltreppe hinauf – und hinuntergeht. In einem gefängnisartigen Keller verbrennt sie, an einem Tisch sitzend, ein Papiermodell des Häuserkomplexes Place des Vosges – ein Symbol von Adel und Reichtum, was ihr zum Verhängnis geworden ist. Die Asche und die Trümmer sind ein Verweis auf die Vergänglichkeit. Der dritte Raum zeigt eine Installation am Boden des Ausstellungsraumes: zwei auf blauem Millimeterpapier gezeichnete Schiffbrüche, die auf realen Geschehnissen beruhen, repräsentieren die Rekonstruktion der Wirklichkeit und simulieren das Meer. Sie erinnern an Meereslandkarten und Koordinatensysteme, die helfen sollen, untergegangene Schiffe zu orten, was hier jedoch nicht gelingen kann. Das unfertige Gerüst eines Modellbootes aus Holz an der Wand vertauscht die gewöhnliche Präsentation von Bildern an der Wand und Objekten im Raum. Weiters sind zwei Fotografien zu sehen, welche das Sujet des Leuchtturmes und des Kellers wieder aufgreifen. Die vierte und letzte Etappe umkreist das Haus als Projektion des Ichs. Die ambivalente Verführungskraft und Ästhetik des Vergänglichen wird exemplarisch und symbolisch in der gerahmten Fotoserie accumulating disappearance evident, die mit einem verfallenen Film analog aufgenommen wurde und die sich von Bild zu Bild immer mehr auflöst. Es geht um die Unmöglichkeit, analoge und digitale Bildmedien für die Ewigkeit aufzubewahren, bzw. den nicht einlösbaren Anspruch nach Unsterblichkeit. Das Haus wird in der Form von Pappmodellen als vergänglicher Ort thematisiert. Im Einpersonenkino spielt das Video without the slightest noise. In Form einer schwarz-weiss Dreierprojektion zu der Flötenmusik spielt, erzählt eine Frauenstimme auf Englisch von der Psyche einer Frau, von der Liebe zu ihrem Haus, von Gefühlen und Verirrungen, die sie bis zum Wahnsinn treiben. Während die Kamera sich von außen an das Haus herantastet, beschreibt der Text den innerlichen Zustand der Frau. Mit Text, Bild und Ton wird rhythmisch umgegangen. Das Video behandelt das Haus als Ort des Rückzugs in einen einsamen häuslichen Mikrokosmos. Der Text beruht auf einer wahren Geschichte.

http://www.sissamicheli.net/

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Pablo Chiereghin: Hi, I´m Pablo Chiereghin, I come from Adria

Sissa Micheli: shipwrecked moments