press release only in german

Die Galerie SEPTEMBER präsentiert mit BUTTERFLYJACKPOT die erste Berliner Einzelausstellung des Foto- und Videokünstlers Pablo Zuleta Zahr.

Pablo Zuleta Zahrs Videoinstallation BUTTERFLYJACKPOT bringt für die Dauer eines Tages vier Frauen zusammen, die sich eigentlich fremd sind. Die Schauspielerinnen, die aus vier verschiedenen Städten in Belgien, Deutschland und Holland stammen, wurden vom Künstler über das Internet gecastet. Alle Beteiligten treffen sich zum ersten Mal in ihrem Leben und verbringen den Tag nach genauen Anweisungen: Jede der Frauen führt die anderen drei durch ihre Heimatstadt und zeigt ihnen der Reihe nach ihre liebste Sehenswürdigkeit, ihr Lieblingsrestaurant und lädt sie anschließend in ihre Wohnung ein. Die Szenen werden von der statischen Kamera des Künstlers und von jeweils einer der eingeladenen Frauen mit der Handkamera gefilmt, nie aber von der Gastgeberin. Dabei folgen die einzelnen Sequenzen einer zeitlichen Einteilung, die auf dem Konzept des Goldenen Schnitts basiert.

Die vier daraus resultierenden “Stories” werden im Split-Screen-Verfahren nebeneinander projiziert und erzeugen beim Betrachter eine merkwürdige Irritation. Die vier ähnlich gekleideten und ähnlich aussehenden Frauen tauschen bei den jeweiligen Begegnungen ihre Rollen nach einem exakt ausgearbeiteten Rotationsprinzip. Dabei folgt der zeitliche Ablauf einer festen Symmetrie. Zugleich wurden Abweichungen, Störungen und technische Pannen im Video ganz bewusst beibehalten.

Während die "Handlungen" an einigen Stellen synchron zueinander verlaufen, und die Ähnlichkeiten zwischen Orten, Personen, Bewegungen, Kameraeinstellungen zu einem künstlichen Déjà-vu-Erlebnis führen, bricht an anderen Stellen beinahe anarchisches Chaos aus. Der Titel BUTTERFLYJACKPOT bezieht sich dabei auf den durch drei nebeneinander erscheinende identische Bilder erzielten "Jackpot" im Glücksspielautomaten. Parallel dazu nimmt Zuleta Zahr den aus der Chaos-Theorie bekannten Begriff "Butterfly-Effekt" auf, als Verweis darauf, dass selbst die zarteste Bewegung, massive, unvorhersehbare Auswirkungen auf das Gefüge von Raum und Zeit und auf unsere Beziehungen haben kann: "Der Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas kann einen Orkan in Europa auslösen."

Die Einbeziehung des Zufalls, die zu Zuleta Zahrs filmischen Prinzipien gehört, erinnert an das Konzept der Unbestimmtheit ("indeterminacy"), das der Avantgardekomponist John Cage in zahllosen Variationen umgesetzt hat. Als Komponist tritt er hinter sein Werk zurück, dessen Entstehung sich nicht mehr subjektiven kompositorischen Entscheidungen verdankt, sondern eine objektive Instanz – den Zufall – mit einschließt.

Wir freuen uns außerdem, Pablo Zuleta Zahrs jüngste Foto-Serie zeigen zu können. Sie führt seine Auseinandersetzung mit Menschen im öffentlichen Raum weiter. Während er für frühere Fotoarbeiten zufällig gefilmte Personen nach äußeren Kriterien ordnete, zeichnet er nun intime Psychogramme in der Madrider U-Bahn.

Pablo Zuleta Zahr studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler bei Thomas Ruff. Seit 2003 waren die Arbeiten des 29jährigen chilenischen Künstlers in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen. BUTTERFLYJACKPOT entstand im Rahmen des "After Cage"-Projekts 2006 für den Neuen Aachener Kunstverein NAK und wurde vom Studio La Città aus Verona auf der Art Unlimited 2007 in Basel gezeigt. Pablo Zuleta Zahr lebt und arbeitet in Berlin.

only in german

BUTTERFLYJACKPOT
Pablo Zuleta-Zahr