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Kein Wind spielt mit den schweren Wellen und kein Kahn durchschneidet sie. Auch muss man nicht glauben, die Erde könne unten und an den Seiten nicht bewohnt werden. Wenn Wolken am Himmel sind, spiegelt sich zuweilen die Sonne oder der Mond in den Dünsten ab, und es sieht dann aus, als ob mehrere Sonnen oder Monde zugleich am Himmel stünden. 
(Konrad Bayer, Der Kopf des Vitus Bering)

Fünf Positionen zum Motiv Ozean präsentiert die Galerie Bernd Kugler vom 5. November bis 10. Dezember 2010 in ihrer Ausstellung „parapluie“. Zu sehen sind fotografische Arbeiten der Künstler Dan Asher, Martin Dammann, Erwin Kneihsl, Jack Pierson und ein Video von Christoph Brech. Dem konventionellen Seestück noch am nächsten ist wohl das medial am weitesten davon entfernte Video Break von Christoph Brech: durchs Bild zieht ein Eisbrecher — in der aufgerissenen Fahrrinne folgt ein Containerschiff — Konturen von Wellen, Eisschollen und Dunstschwaden verschmelzen in der horizontalen Bewegung. In anderer Weise akzentuiert ist die Horizontale auf den analogen Fotografien von Erwin Kneihsl, die Qualität seiner Abzüge erzeugt unwirkliche Klarheit: auf vollständig stiller und schwarzer See vibriert eine amorphe Linie ganz weißer Gischt. Das Blau des Meeres kommt mit den Fotoarbeiten von Dan Asher und Jack Pierson ins Bild: emphatisch zugespitzte Konfrontationen mit spezifischen Elementen des marinen Motivs. Eine Arbeit aus der Reproduktionsserie Überdeutschland von Martin Dammann reflektiert das fotografische Medium selbst. Die vielfache Vergrößerung des historischen Abzugs einer Luftaufnahme aus dem Zweiten Weltkrieg fokussiert nicht so sehr auf die Darstellung einer Seeschlacht. Vielmehr werden Symptome des Fotografischen zur Erscheinung gebracht: die Materialität des Fotopapiers, dessen Falten, Knickkanten und Leerstellen durchkreuzen das eigentlich Abgebildete. Gegenwärtig ist in Martin Dammanns Reproduktion ein Bild aus Versehen, Spuren einer Zerstörung dokumentierend, auf die Jack Pierson mit den Faltungen seiner großformatigen pigment prints je schon voraus weist: das Altern und sich Verändern der Abzüge ist mit Bedacht vorgeprägt. Fotografien sind leicht, sie lassen sich zusammenfalten, herumtragen und jederzeit wieder auffalten — wie ein parapluie. Als transportabler Regenschutz kam dieser Ende des 17. Jahrhundert in Gebrauch, mithin am Vorabend der großen Entdeckerfahrten der europäischen Seemächte. Doch dieses nur nebenbei! Maria Zinfert

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parapluie

Künstler: Dan Asher, Christoph Brech, Erwin Kneihsl, Jack Pierson