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Paul Bonatz ist einer der einflussreichsten deutschen Architekten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Schüler, Assistent und schließlich Nachfolger des Stuttgarter Professors und Urvaters der Moderne Theodor Fischer stand er schon vor dem Ersten Weltkrieg in der ersten Reihe der Reformer. Er ist Hauptvertreter der »Stuttgarter Schule«, die international als gemäßigter Gegenpol zur avantgardistischen Moderne wahrgenommen wurde. Seine an Bautradition und Landschaftsbezug orientierte Architektur gewann im Kontext der Revision der Moderne neue Aktualität.

Seine Haltung zum Nationalsozialismus war ambivalent. Obschon er als Brückenbauer eine einflussreiche Position beim Autobahnbau innehatte, kritisierte er Hitlers Gigantismus und emigrierte 1944 in die Türkei.

Die Kunsthalle Tübingen präsentiert nun als zweite Station eine vom Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt zusammengestellte, umfassende Bonatz-Retrospektive. Zahlreiche originale Pläne, Zeichnungen, alte Fotos und neu gebaute Modelle dokumentieren seine wichtigsten Werke: etwa die Sektkellerei Henkell in Wiesbaden (1907-1909), die Universitätsbibliothek in Tübingen (1910-1912), die Stadthalle in Hannover (1910-1914), die Neckarstaustufen zwischen Stuttgart und Heidelberg (1927-1933), der Zeppelinbau in Stuttgart (1919-1931), das Kunstmuseum in Basel (1932-1936) und die Oper in Ankara (1947-1948). Im Zentrum steht freilich sein Hauptwerk, der Stuttgarter Hauptbahnhof (1911-1927), der zum Zeitpunkt der Ausstellung vermutlich bereits seine beiden Seitenflügel für das Großprojekt »Stuttgart 21« geopfert haben wird.

Zur Ausstellung erscheint im Tübinger Wasmuth-Verlag ein von Roland May und Wolfgang Voigt herausgegebener Katalog.

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Paul Bonatz
1877-1956
Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus

Stationen:
22.01.2011 - 20.03.2011 Deutsches Architektur Museum, Frankfurt
26.03.2011 - 29.05.2011 Kunsthalle Tübingen