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Ob als Maler, als Kunsttheoretiker, oder als Kunstpädagoge – Paul Klee gehört zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Trotz eines rationalistischen Ansatzes – Klee lehrte zehn Jahre lang als Meister am Bauhaus (1921-1931) – beharrte er auf der großen Bedeutung des Unbewussten in der Kunst. Sein Verständnis der Kunst als Schöpfungsakt parallel zur Natur inspiriert die Künstler noch heute.

Nach dem Einsetzen einer unheilbaren Krankheit (Sklerodermie) im Jahre 1935, die ihn zunächst in seiner Arbeit sehr einschränkte, erlebte er 1938 eine so produktive Phase, dass er in sein penibel geführtes Werkverzeichnis unter sein 365. Werk (dem er bezeichnenderweise den Titel Süchtig gab) die lateinischen Worte des römischen Gelehrten Plinius d.Ä. „nulla dies sine linea“, d.h. „kein Tag ohne Linie“ eintrug. Im Jahre darauf sollte er sogar 1254 Arbeiten schaffen. Tatsächlich hat er „nie so viel gezeichnet, und nie intensiver“, wie er seinem Freund Will Grohmann schrieb. Im Gegensatz zu den meisten Künstlern am Ende des Lebens werden bei Klee Inhalte und Ausdrucksformen nicht weniger, sondern eher breiter. Sogar die Formate der Bilder werden größer, die Formen und Farben einfacher und heftiger. Im Vergleich zu früher komponiert Klee jetzt spontaner und improvisiert freier.

Das Museum Ludwig zeigt rund 200 Arbeiten auf Papier des Spätwerks Klees. Darunter befinden sich reizvolle, kalligraphische Folgen von Bleistift- und Tuschzeichnungen sowie viele mit Aquarell- und Kleisterfarben ausgeführte Werke, in denen Klees gestalterische Intensität in expressiv-meditativer Darstellungsweise prägnant zum Ausdruck kommt. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der von ihm in seinem Werkverzeichnis gebildeten Themengruppen und der formal fortsetzenden Serien, die er zu Zyklen zusammenfasste.

Sicherlich lag die unvergleichliche quantitative Eskalation seines Schaffens auch an der Vorahnung, infolge seiner schweren Krankheit nur noch wenige Jahre bzw. Monate Lebenszeit vor sich zu haben. Doch so sehr ihm der nahende Tod bewusst gewesen sein mag, stand ihm trotz seiner Melancholie der Humor stets näher als die Tragik. So ernst die einzelnen Titel und Begriffe sind, unter die Klee seine Werke manchmal stellt – Schmerz, tragisch, Passion, Durchhalten! –, stets scheint er uns ein Schmunzeln entlocken zu wollen. Kinder, Puppen, Jugendliche bevölkern die Blätter. Spielerisch und lustvoll geht er mit der grafischen Wiedergabe der Figuren und Gegenstände um. Leicht und beschwingt, zuweilen geradezu karikaturhaft, umreißt er die Konturen mancher „leidenden“ menschlichen Figuren. Bis zu den allerletzten Blättern bleibt Klee leichtfüßiger Grenzgänger zwischen dem Diesseitigen und Jenseitigen.

Der Großteil des Spätwerks Klees befindet sich im Zentrum Paul Klee, Bern, das rund 40 Prozent seines Lebenswerkes beherbergt. Im Juni 2005 eröffnete das Zentrum sein neues, von Renzo Piano entworfenes Haus mit einer von Tilman Osterwold konzipierten Ausstellung, die diese produktivste Schaffensperiode von Paul Klee thematisierte. Da diese Werke der letzten zweieinhalb Jahre ohnehin einer breiten Öffentlichkeit am wenigsten bekannt sind, legte das Museum Ludwig großen Wert darauf, auch in Deutschland die Ausstellung zu zeigen, die durch Austausch konservatorisch empfindlicher Blätter und die Ergänzung zwei weiterer Werkgruppen ein neues Gesicht bekommt.

Parallel zeigt das Max Ernst Museum Brühl die Ausstellung „In Augenhöhe: Paul Klee. Frühe Werke im Blick auf Max Ernst“. Diese Präsentation führt Werke Klees zusammen, die Max Ernst gesehen hat und die sich zeitweise in seinem Besitz befanden sowie weitere Arbeiten, die spannende Motivanalogien im Oeuvre beider Künstler zeigen.

Pressetext

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Paul Klee. Kein Tag ohne Linie
Die letzten Jahre. Werke aus dem Zentrum Paul Klee, Bern

Parallelausstellungen:
09.12.06 - 25.03.07 Museum Ludwig Köln: Paul Klee, Kein Tag ohne Linie
09.12.06 - 04.03.07 Max Ernst Museum Brühl: Paul Klee, In Augenhöhe