press release only in german

Die Ausstellung Paul Klee - In der Maske des Mythos präsentiert zum einen das Gesamtwerk Paul Klees im Überblick, zum anderen beleuchtet sie Klees Auseinandersetzung mit einem Thema, das seit der Antike Maler und Bildhauer immer wieder beschäftigt hat. Die hier vorgestellte Auswahl bietet eine neue und aufschlußreiche Einsicht: Nicht das Sujet ist das Wesentliche, sondern Klees Methode, mythologische Wesen darzustellen und sich zugleich selbst dahinter zu verbergen - wie hinter einer Maske. Die eigene Rebellion erscheint in der Gestalt selbst erfundener, aufrührerischer Wesen, die wie Anti-Götter erscheinen, oft an der Grenze zum Karikaturistischen, jedoch nie illustrativ oder moralisierend.

Von den über 8000 registrierten Werken, die Klee geschaffen hat, besitzen über 250 die Namen von Göttern und Helden aus der griechisch-römischen, germanischen und orientalischen Mythologie. Schon in seinem Frühwerk um 1901 beschäftigt sich Klee intensiv mit diesem Thema und greift es bis zu seinem Tod im Jahre 1940 stets wieder auf. Er setzt sich nicht nur mit Legenden aus der Klassischen und außereuropäischen Mythologie auseinander, sondern erfindet und schafft sich seine eigenen, ganz privaten Mythen. Obwohl es sich um einen der größten thematischen Blöcke in Klees Oeuvre handelt, wurde dieser Aspekt bislang kaum beachtet. Die Ausstellung umfasst Exponate in nahezu sämtlichen Techniken, in denen Klee gearbeitet hat, darunter Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde.

Bei Klees mythologischen Motiven handelt es sich in erster Linie um weibliche, häufig mit der Erde oder der Unterwelt assoziierte Figuren. Zu ihnen zählen Aphrodite, Diana, Pomona, Skylla, Gaja, Amazonen, Sphinxe, Chimären, Nereiden, Sirenen, Nornen und Mänaden. Darüber hinaus schafft Klee eine Reihe von Bildern von Elementargeistern, darunter Feuer-, Luft- und Erdwesen, sogenannte Mittler zwischen Menschen und Göttern, die als ketzerische Wesen (Gnome, Hexen, Dämone) in Erscheinung treten und sich gerade für Klees eigensinnige Arbeit am Mythos eignen. Weniger häufig kommen Perseus, Orpheus, Mars und Hades in den Titeln vor, doch auch diese Figuren benutzt Klee als Sprungbrett für seine Phantasie und verwandelt sie in launische, widerborstige, ja boshafte, aber vor allem amüsante Wesen.

Bildtitel, die Klee meist handschriftlich unter seine Zeichnungen und Aquarelle setzt, erleichtern das Identifizieren der Werke zum Thema Mythos. Häufig verleihen sie ihnen auch eine überraschende Wendung und lassen ein Wechselspiel zwischen Bild und Titel entstehen.

Paul Klees "Arbeit am Mythos" ergänzt jenes Selbstbildnis, um das er sich während der ersten zwanzig Jahre seiner Laufbahn so hartnäckig bemüht hat. Davon zeugen nicht nur seine Bilder, sondern auch seine Schriften und der Aufbau seines Werks.

Klees mythologische Bilder lassen sich nicht trennen von seiner Arbeit an den Tagebüchern (1898 und 1921), den acht autobiographischen Manuskripten, die er zwischen 1918 und 1920 verfaßte, und der systematischen Gliederung seines Oeuvres in einem Werkverzeichnis, das er 1911 begann und bis zu seinem Tod immer wieder überarbeitete. Der Werkkomplex läßt ein Bemühen erkennen, das an die Nachwelt überlieferte Bild seines Künstlertums selbst zu bestimmen. Diese Erkenntnis ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis seines Werks.

Ab 1920, dem Jahr, in dem er das letzte seiner autobiographischen Manuskripte abschloß, schuf Klee keine Selbstporträts mehr. Im darauffolgenden Jahr fertigte er die Zeichnung Barbaren-Venus, deren Gesicht an Versunkenheit erinnert - das letzte und berühmteste jener programmatischen Serie von Selbstporträts, die er noch 1919 von sich geschaffen hatte.

only in german

Paul Klee und die Mythologie
In der Maske des Mythos
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen
Kurator: Christoph Vitali