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Performance: Evil Knievel / Super A , 14.04.11, 19.30

Die Ausstellung Performing the Document zeigt künstlerische Arbeiten, die die Grenzbereiche dokumentarischer Praxis neu ausloten. Durch das Experimentieren mit narrativen Erzählstrukturen, wie auch (kunst-)geschichtlichen Bezügen und nicht zuletzt durch die Verwendung von neuen Medien, sprengen die gezeigten Positionen die konventionellen Bedingungen des Dokumentarischen. Das Dokumentarische ist (zunächst) primär in den Medien Fotografie und Video verankert. Hier ist der Anspruch auf Unmittelbarkeit und Authentizität scheinbar am konsequentesten realisiert. Diese Prämisse wird in der Ausstellung durch das Performative, das Theatralische und das Poetische erweitert. Dies geschieht ohne den Anspruch an das Dokument zu verneinen, es müsse als Zeugnis der Realität standhalten. Vielmehr geht es darum, das künstlerische Zeugnis auch in seiner Bedeutung als Dokument, im Sinne einer Interpretation der Realität erlebbar zu machen. Dass dies nur aus einer subjektiven Perspektive heraus und im Bewusstsein einer Konstruktion der Bild-Realität selbst geschehen kann, liegt auf der Hand. Obwohl dies nicht im Widerspruch zum Genre des Dokumentarischen steht – sondern der sozial-kritischen und politisch ambitionierten Bildproduktion immanent ist – hat sich das Bewusstsein über die eigene Involvierung und daher zwangsläufige Interpretation verändert: der Künstler ist jetzt Akteur, Manipulateur, Trickster, Performer. Deutlich wird dies bereits in der Arbeit von Allan Sekula, dem in mehrfacher Hinsicht eine Schlüsselrolle für diese Präsentation zukommt. Seine kritische Auseinandersetzung – sowohl mit einem “fotografischen Funktionalismus“ der sozial-kritischen Reportage der 1930er Jahre, als auch einem “neu-romantischen Ästhetizismus“ (Sabine Breitwieser) – macht ihn zu einer zentralen Figur für die Neuerfindung der Dokumentarfotografie. Gleichzeitig beinhaltet seine Arbeit aber auch Elemente des Performativen. Sekulas Interesse am Theatralischen zeigt sich insbesondere in seinem Frühwerk, Ende der 1960er Jahre, die für viele Künstler der folgenden Generation den zentralen Ausgangspunkt bilden. Im Spannungsfeld dieser Pole untersucht die Ausstellung disziplinäre Grenzbereiche und ihre möglichen Erweiterungen. Die ausgestellten Arbeiten machen dabei das zugänglich, was zeitlich oder räumlich unerreichbar ist. Zwei Performances (am 24. März und am 14. April) begleiten die Ausstellung.