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In seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie Lena Brüning beschäftigt sich Peter Jap Lim mit dem Thema Kunstraub. Vom spektakulären Diebstahl des Bildes "Der Schrei" von Edward Munch, der gerade durch die Medien ging, bis hin zur Entwendung antiker Wertgegenstände und kunsthandwerklicher Objekte reicht das Spektrum der Delikte. In der Regel steckt kein unendlich reicher, verrückter Kunstliebhaber hinter den Raubzügen, der in seinem samtgepolsterten Kellerversteck eine geheime Sammlung aufbaut. Oftmals wird schlicht versucht, eine Versicherung zu erpressen, oder die entwendeten Kunstwerke werden als Druckmittel eingesetzt, um einer drohenden schweren Strafe zu entgehen. Nicht alle Diebe stellen sich dabei geschickt an. Der Räuber, der 1912 die Mona Lisa stahl, wurde nach allzu langer Wartezeit auf eine Rückmeldung von seinem Auftraggeber ungeduldig und hatte den fatalen Einfall, den Uffizien in Florenz das Bild persönlich zum Kauf anzubieten, nicht ohne vorher im Hotel mit dem berühmten Bild im Gepäck und unter dem Namen Vincenzo Leonard einzuchecken.

Die Fahndung wird heute von der Polizei, wie auch von privaten Institutionen betrieben. Fahndungsplakate von Interpol und BKA, versteckte private Ermittler und waghalsige Rettungsaktionen haben zum Wiederauftauchen einiger Kunstwerke beigetragen. Dennoch bleiben viele Werke verschollen. Was geschieht mit ihnen? Haben die Räuber sie aus dem Rahmen geschnitten, zerstört und vergraben? Oder befinden sie sich wohlauf in weit entfernten Ländern und Sammlungen?

Peter Jap Lim interessieren vor allem jene Blickweisen, die wir bei allem Mythos um Kunst und Raub nicht beachten. Die Metamorphosen der verschwundenen Kunstwerke, welche entführt, eventuell durch falsche Behandlung ramponiert, unter schlechten konservatorischen Umständen verwahrt, zweckentfremdet und dennoch voller Würde sind - sie sind es, welche die Phantasie anregen. Teilweise kennt man die Skulpturen, Kandelaber, Salzfässchen oder weltberühmten Werke der Moderne seit Jahrzehnten nur noch von Abbildungen. Seit sehr langer Zeit hat sie niemand "in Natura" gesehen. Sie fristen ihr Dasein in einem imaginären Raum. Wer sagt, dass die Abbildungen auf Fahndungsplakaten die wahren Gesichter der Kunst darstellen und nicht zu reinen Fenstern unserer Vorstellungswelt geworden sind? Oder dass die Kunstwerke sich nicht inzwischen so sehr verändert haben, dass sie in nichts mehr ihren Abbildungen ähneln, welche selbst einmal Erinnerung werden? Peter Jap Lim entführt gleich einem poetischem Dieb aktuell gestohlene Kunstobjekte aus ihrem imaginären Raum und gibt ihnen eine neue Materialität. Bei MOST WANTED ART geht es um das künstlerische Nachvollziehen der Idee verschwundener Werke, um das Wiederfinden gestohlener ästhetischer Werte, die Jap Lim in seiner eigenen, unverwechselbaren Sprache umsetzt.

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