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Das Projekt Mission #132 von Peter Sommerauer folgt einerseits der Beschäftigung mit Historischem, abseits der allgemeinen Geschichtsschreibung, andererseits dem Festmachen von Historie an Einzelschicksalen. Es ist die Faszination an technischen Baukörpern und deren Geschichte, die den Künstler interessieren. Mission #132 ist eine Auseinandersetzung mit der Consolidated B-24 Liberator der USAAF (USA Air Army Forces), einem kriegsentscheidenden Instrument, das bis heute, mehr als jedes andere Flugzeug Symbol für den Bombenkrieg des 2. Weltkrieges ist. Am 15. November 1944 flogen vier amerikanische Bomber des Types B 24 einen Angriff auf den Haupt-Rangier-Bahnhof von Innsbruck. Eine Maschine davon verschwand auf dem Weg zum Ziel. Diese gehörte zur 765TH BOMBARDMENT SQUADRON of the US AIR FORCE und der Angriff auf Innsbruck war Teil der Mission # 132 - einer als leicht angesehenen Standard-Mission. Nach dem Anflug verlor man jeden Kontakt zu der Maschine. Es gibt keinerlei Hinweise auf Feindkontakt, Flak-Beschuss oder technische Probleme. In der offiziellen Version der US-Air Force wird der Verlust dieser Maschine mit Datum, Ort und dem Kürzel WEA/CR (Weather Related/Crashed) erklärt. Nie zuvor ging eine Maschine bei dieser Art Mission verloren. Der gesamte Verlauf des Einsatzes samt dem ungeklärten Verlust und den unbekannten Schicksalen der Besatzung unter Kapitän 1ST LT. William H. Beatty sind im Archiv der Squadron dokumentiert.

Ausgehend von dem historischen Fakt des verschwundenen Flugzeugs baut sich das Ausstellungsprojekt in der Stadtturmgalerie auf dem Umgang mit Geschichte und der räumlichen Auseinandersetzung damit auf. Peter Sommerauer, dessen Arbeit sich im Feld von bildender Kunst, experimenteller Architektur und Design bewegt, spielt mit den Bezugsrahmen und reduziert das Setting auf einen Verweis. (Die Beschreibungen der künstlerischen Herangehensweise als „Spiel mit den Bezugsrahmen“ und „Reduktion auf den Verweis“ stammen aus dem Text von Christian Steinbacher im Katalog „Peter Sommerauer, Bauten und Projekte“, Neue Galerie Graz, 2005) In den hinteren Bereich der Galerie ragt die 1:1 Nachbildung des linken hinteren Seitenruders des B 24 Bombers. Partielle Realisierungen, so genannte Mock-ups, sind in der Flugzeugtechnik üblich und werden für Messeauftritte und spezielle Tests gemacht. Hier dient die aus simplen Materialien wie Holz und Karton gebaute Installation gemeinsam mit historischem Fotomaterial, Plänen, Schnitten und Innenansichten des Consolidated B-24 Liberators sowie statistischen Blättern aus dem Archiv der Air Force dazu ein Tableau zu entwickeln. Die Einzelteile fügen sich zu einem neuen Sinn, der im Wesentlichen zwei Themenkreise umfasst: die Geschichte und Beschaffenheit des Flugzeugs und die persönliche Ebene der Schicksale der Besatzung unter Captain Beatty. Der Künstler vermittelt den Rezipienten die sorgfältig recherchierten Inhalte seiner Installation nicht als didaktisch aufbereitete Dokumentation, sondern setzt auf eine ästhetisch, formale Sprache, die Assoziationsräume eröffnet.

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Peter Sommerauer
Mission #132
Stadtturmgalerie, Innsbruck