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Die Baukunst Galerie zeigt im September und Oktober die vierte große Einzelausstellung des Amerikaners Phil Sims. Die Vernissage findet am Mittwoch, dem 1. September 2010 von 18.00 bis 20.00 Uhr in den Räumlichkeiten der Galerie statt. Die Ausstellung wird mit einer Einführung von Dr. Roland Scotti, Kurator der Stiftung Liner Appenzell (Schweiz), eröffnet.

Neben einer pointierten und repräsentativen Auswahl neuester Gemälde, zu denen Phil Sims’ monochrom scheinende “Studio Paintings” und neue Aquarelle auf Maylar (Polyesterfolie) zählen, werden keramische Objekte aus der Werkgruppe der “Tea Bowls” zu sehen sein, die in Verbindung zum vielschichtigem Œuvre des Künstlers stehen. Eine Neuheit bilden die Aquarelle, die nicht nur einen starken formalen Bezug zu den "Tea Bowls" aufweisen, auch ihr Bildträger wurde zuvor noch nie von Phil Sims eingesetzt.

Phil Sims wurde 1940 in Richmond, Kalifornien (USA) geboren, wo er zunächst die Technik der Keramik erlernte, bevor er von 1964 bis 1965 am San Francisco Art Institute Malerei studierte. 1977 zog er nach New York und wurde Gründungsmitglied der informellen Gruppe der “Radical Painters”. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Santa Fé (New Mexico) bezog er 2001 sein neues Atelier in Pennsylvania, wo er heute noch lebt und arbeitet.

Seine Gemälde sind im Besitz internationaler Sammlungen und Museen und wurden bereits in zahlreichen Ausstellungen in Europa und den USA präsentiert: Zuletzt zeigten 2008 das Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern und 2006 die Städtische Galerie im Lenbachhaus in München eine große Einzelschau seines Œuvres. Bis zum 21. Juni 2010 waren seine Aquarelle außerdem in einer Gruppenausstellung im Museum Liner in Appenzell (Schweiz) zu sehen. Neben den genannten Museen sind Sims’ Werke unter anderem Bestandteil der Sammlungen des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Köln, der Kunsthalle Kiel, des Musée d’Art Contemporain in Lyon (Frankreich), der Collections Panza di Biumo in Varese (Italien), des Scripps Institute, La Jolla (Kalifornien, USA) und der Malmö Konsthall (Schweden).

Phil Sims gehört zu den Künstlern, die an die von Mark Rothko, Clifford Still, Barnet Newman und anderen begründete Tradition des amerikanischen malerischen abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei (“Colourfield Painting”) anknüpfen. Im Unterschied zu seinen Vorgängern arbeitet er nach dem Prinzip des flächendeckenden “All-over-Paintings” und stellt statt eines Hauptmotivs die Farbe in den Mittelpunkt der Aussage. Anfang der 1980er Jahre zu internationalem Ansehen gelangt, gehört er zu den Hauptvertretern des “Radical Painting”. Diese Kunstrichtung zeichnet sich durch die Betonung des Farbaspekts aus. Die Farbe wird zur Erzeugerin der Form – anders als bei den uns bekannten Bildern, wo die Form durch die Farbe bestimmt wird. Sims fordert uns dazu auf, die bemalte Fläche in ihrer Einfachheit und Schönheit zu akzeptieren. Er malt an einem Bild mehrere Tage – und das vor allem, um sich mit jeder gemalten Farbschicht am nächsten Tag aufs Neue auseinandersetzen zu können und um so die Arbeit des Vortages zu befragen und schließlich das optimale Mischverhältnis der Farben zu erzielen.

Manche Farbschichten nähern sich bloß der Bildkante an, lassen die untere Farbschicht durchschimmern und weisen Duktus und Bewegungsrichtung der Farbrolle auf. Die Oberflächenstruktur, die unter anderem durch Sand, der den Acylfarben beigemischt wurde, erzielt wird, lässt das Auge die erzeugte Bewegung wahrnehmen. Somit entsteht eine materielle, tastbare Struktur, die das Bild zum Objekt werden und den Betrachter die Farbe in ihrem Sein erleben lässt. Die erzeugte optische Energie der Farbe bringt die Malerei auf diese Weise in ihrer minimalen Erscheinungsform zu maximaler Wirkung. Die “Studio Paintings” sind als eine Hommage an Georges Braque zu verstehen, dem Phil Sims schon seit dem Schulalter ein großes Interesse an seiner Oberflächen- und Farbgestaltung, nicht aber der kubistischen Formgebung schenkt.

Phil Sims thematisiert nicht nur in seinen Bildern die Schönheit des Einfachen, auch seine “Tea Bowls” sprechen von der aus der traditionellen japanischen Teezeremonie bekannten Schlichtheit und der ihr innewohnenden Bescheidenheit. Sie entsprechen nicht unserer westlichen Vorstellung des Schönen, doch liegt im Zen das Schöne im Einfachen der Natur und des Natürlichen, das in Sims’ Arbeiten und im Reichtum seiner Ästhetik zu erkennen ist. So wird der Prozess der Entstehung der “Tea Bowls” – bei einer Brenntemperatur von 1400 Grad, kurz vor dem Schmelzpunkt – zu einem schöpferischen Spiel der Elemente Wasser, Erde und Feuer. Das gilt auch für seine Aquarelle, die in engem Zusammenhang mit den “Tea Bowls” stehen. Ihnen liegt das Prinzip des Töpferns auf einer Drehscheibe zu Grunde. In drei runden Bewegungen wurde die Form einer “Tea Bowl” geschaffen und in drei geschwungenen Bewegungsschritten entsteht ein Aquarell. Das Gemeinsame aller drei Werkgattungen ist die Erscheinung der gebrochenen Oberfläche, die Bewegung der Form und das Thema des Farbklangs. Phil Sims’ Arbeiten sprechen auf eine subtile Art und Weise eine kraftvolle Sprache, die trotz ihrer schwungvollen und lebendigen Erscheinung eine ruhige, ja fast meditative Wirkung ausstrahlen.

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