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Rund 85 zum Teil großformatige Lithographien und kleinere Acrylzeichnungen des einflussreichen amerikanischen Künstlers Philip Guston (1913-1980) werden in einer umfangreichen Ausstellung in der Staatlichen Graphischen Sammlung gezeigt. Nach einer bereits 2007/08 in diesem Museum erarbeiteten, viel beachteten Ausstellung der Zeichnungen von Philip Guston widmet die Staatliche Graphische Sammlung diesem Künstler nun eine weitere Schau, die sich in drei Teile gliedert: Neben den Lithographien präsentiert diese Ausstellung auch Zeichnungen für Dichter, die Guston seit den Sechzigerjahren in Zusammenarbeit mit Poeten und Literaten seiner Zeit schuf. Ebenso wird der wichtige Werkkomplex von 26 Acrylarbeiten vom Frühjahr 1980, seiner letzten Schaffensphase, ausgestellt.

Neben Jackson Pollock und Willem de Kooning zählt Philip Guston, der vor allem durch die Ausdrucksvielfalt und Wandelbarkeit seines Werks besticht, zu den bedeutendsten und einflussreichsten amerikanischen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Guston war unter den maßgeblichen Exponenten der amerikanischen Nachkriegskunst vermutlich derjenige, der am intensivsten versucht hat, einen schöpferischen Dialog mit europäischer Kultur zu führen. Dabei sah er sich niemals als »Stilkünstler«, dem es um die Ausformung einer unverwechselbaren »Handschrift« ging. Philip Guston war der Typus des existenziellen Künstlers, der – von Rastlosigkeit, Selbstzweifel und Arbeitswut getrieben – auf der Suche nach dem Unbekannten, noch Unentdeckten war, um diesem bildnerisch Ausdruck zu verleihen.

Die aktuelle Ausstellung umfasst mit 60 bildhaft-großformatigen Lithographien sein gesamtes druckgraphisches Werk. Dieses entfaltete sich von 1963 bis ca. 1967 zunächst in einer ersten Gruppe von Arbeiten, die Gustons lyrisch-abstrakten Stil aufnehmen, mit dem der Maler damals bereits einen Höhepunkt seiner internationalen Anerkennung erreicht hatte. Selbst in den Jahren der Abstraktion war die Kunst Gustons niemals gänzlich gegenstandslos. Nach einer längeren Zäsur widmete sich Guston erst wieder ein halbes Jahr vor seinem Tod – im Winter 1979/80 – dem Medium der Lithographie. Die Blätter sind allesamt in einem äußerst knapp bemessenen Zeitraum wie aus einem Guss entstanden. Sie bezeugen Gustons lebenslange Passion für die Essenz der Zeichnung. In ihnen begegnet das vollständige Repertoire der seit den späten Sechzigerjahren in Gustons Kunst wieder bildmächtig gewordenen Gegenstände wie in einer Art visuellen Autobiographie.

Die Lithographien haben zweifelsohne als eine der primären Quellen der Inspiration in Blick auf jene 26 Arbeiten in Tusche und Acryl auf Papier zu gelten, die Guston im Frühjahr 1980 schuf. Einzig sie geben Auskunft über Gustons letzte schöpferische Möglichkeiten als Maler. Die Ausstellung zeigt fast die vollständige Gruppe, die in diesem Umfang noch nie in Europa zu sehen war.

Indem auch Gustons graphische Beiträge für Zeitschriften und Bücher erstmals im großen Umfang präsentiert werden, die zahlreiche mit ihm befreundete Dichter und Literaten anregten, gewinnt der Betrachter einen gültigen Blick auf die künstlerische Vielfalt und poetische Tiefe seines Werks.

Zur Ausstellung erscheinen insgesamt drei Veröffentlichungen: ein Catalogue Raisonnée des druckgraphischen Werks mit einer Einführung von Michael Semff, eine Publikation mit den Zeichnungen für Dichter (mit einem Beitrag von Bill Berkson und einem Vorwort von Michael Krüger) und ein Katalog der farbigen Acrylarbeiten von 1980 (mit Beiträgen von Stanley Kunitz und David McKee).