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Winterthur hat für den französischen Maler Pierre Bonnard (1867–1947) eine wichtige Rolle gespielt, denn hier wurden seine Werke, vor allem dank dem Engagement von Hedy Hahnloser-Bühler, schon früh und intensiv gesammelt. Bonnards leuchtend farbige Malerei ist deshalb im Kunstmuseum Winterthur, wo sich fünfzehn Gemälde befinden, und in der Villa Flora reich vertreten. Deshalb planen die beiden Museen gemeinsam eine Bonnard-Ausstellung in zwei Kapiteln: im Kunstmuseum ist eine Uebersicht über Bonnards Gesamtwerk mit Werken aus Schweizer Sammlungen zu sehen, die neben Gemälden auch eine grössere Anzahl von Zeichnungen und Gouachen umfasst. Parallel dazu konzentriert sich die Villa Flora unter dem Titel "Der Maler und seine Modelle” auf einen Aspekt des Werks. Der Rückblick auf Bonnards Werk, das er in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts abseits der Stilwechsel so eigenwillig vorantrieb, erlaubt, die Worte zu überprüfen, die er 1946 notierte: "Ich hoffe, dass meine Malerei ohne Sprünge halten wird. Ich möchte vor den jungen Malern des Jahres 2000 mit Schmetterlingsflügeln ankommen.” Die Ausstellung im Kunstmuseum gibt einen Ueberblick über Bonnards Werk, der sowohl die verschiedenen Werkphasen von 1890 bis in die vierziger Jahre als auch die wichtigen Themen berührt. So sind die frühen Strassenszenen ebenso vertreten wie stimmungsvolle Interieurs, in deren dichter Ausstattung die Figuren beinahe verschwinden, Stilleben, Aktdarstellungen und Landschaften. Gerade anhand der Landschaften, in denen stets Figuren auftreten, lässt sich nicht nur Bonnards Weg von der Stadt Paris über die Ile de France zum mediterranen Licht, sondern auch das Besondere seiner Malerei, die aus ihren eigenen Voraussetzungen entsteht und sich den zeitgenössischen Stiltendenzen entzieht, aufs Schönste verfolgen. Die Ausstellung beginnt mit frühen Bildern aus der Zeit der Künstlergruppe der Nabis und verfolgt Bonnards künstlerische Entwicklung vom reinen Flächenstil zu einem neuen, von der traditionellen Perspektive unabhängigen Bildraum. Eine wichtige Rolle für die neuen Bildzusammenhänge spielt die immer stärker an Leuchtkraft gewinnende Farbe. Dabei setzt Bonnard die Realität zunehmend in ein reiches, vibrierendes Farbgeflecht um. Seine späten Bilder erblühen zu freien Farbkompositionen, die ihrer eigenen Gesetzlichkeit unterliegen. Eine umfangreiche Gruppe von Zeichnungen, die Bonnards konstante Auseinandersetzung mit der Wahrnehmung von Figur und Landschaft eindringlich zum Bewusstsein bringen, ergänzt die Gemälde. In der Villa Flora sollen zum einen Bonnards Aktbilder vorgestellt werden, zum andern die ihm nahestehenden Menschen, deren Bildnisse meist in einen ihnen entsprechenden Kontext eingebettet sind. Bonnard suchte dabei, wie er selbst sagte, den "aspect enchanteur", den er als Impuls zum Malen seiner Porträts brauchte. Der Akt gehört bis ins Spätwerk zu den Hauptthemen von Bonnards Malerei. Mit wenigen Ausnahmen ist das Modell seine spätere Frau Marthe, deren Gegenwart ihn ein Leben lang in ungezwungener Weise umgibt. Marthe scheint nie auf ihn zu achten, sie nimmt auch keine Pose an, wie es an der Akademie die Regel war, sondern konzentriert sich auf ihre eigene Welt und bewegt sich in ihrem Rhythmus. Ihre Vorliebe, lange Zeit im Badezimmer zu verbringen, gibt Bonnard Gelegenheit, sich als unbemerkter Zuschauer an den alltäglichen Gesten des Ausziehens, Waschens oder Parfumierens zu inspirieren. Seine Familienmitglieder und Freunde gibt Bonnard häufig an einem gedeckten Tisch bei der Mahlzeit wieder. Er beschränkt sich auf die Darstellung der einfachen Handlungen des alltäglichen Lebens, der Rituale des Essens, der Kommunikation mit den Tieren, von Ruhe und Beschaulichkeit. Pressetext

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Bonnard in Winterthur
Pierre Bonnard - Gemälde und Zeichnungen aus Schweizer Sammlungen
Gemeinsame Ausstellung mit der Villa Flora, Winterthur